Marconi stürzt in die Krise

09.05.2005
Der TK-Ausrüster gerät ins Schlingern, nachdem British Telecom (BT) als Kunde abgesprungen ist.

Die Entscheidung des britischen Carriers BT, seine Netze ohne Technik des lokalen Hauslieferanten Marconi zu modernisieren, hat den TK-Ausrüster schwer getroffen. Rund ein Viertel der Umsätze stammte aus Verträgen mit BT, zudem wirft die Missachtung des langjährigen Lieferanten kein günstiges Licht auf die Produkte des Traditionshauses. Offiziell wurde als Grund genannt, dass man sich in finanziellen Fragen nicht einig geworden sei. BT will knapp 15 Milliarden Euro investieren, um die Netze komplett auf IP-Technik umzustellen. Der Aktienkurs von Marconi brach um über 40 Prozent ein, nachdem der einstige Stammkunde seine künftigen Lieferanten benannt hatte. Zu ihnen zählen unter anderem Siemens, Alcatel, Ericsson, Huawei und Lucent.

Der Stellenabbau geht weiter

Beobachter rechnen nun damit, dass rund die Hälfte der etwa 4500 Jobs bei Marconi in Großbritannien bedroht sind. Zirka 800 Stellenstreichungen wurden bereits bestätigt. Im Zuge der TK-Krise hatte der Ausrüster seine Gesamtbelegschaft in den vergangenen fünf Jahren ohnehin schon von 56000 auf rund 10000 reduziert. Marconi kündigte an, sämtliche Optionen zum Fortgang des Geschäfts zu prüfen. Denkbar ist eine Zerschlagung, in jedem Fall sind Verkaufsverhandlungen mit Wettbewerbern zu erwarten. Dabei stehen die traditionellen europäischen Namen wie Siemens, Ericsson und Alcatel ebenso im Raum wie die der chinesischen Anbieter Huawei und ZTE. Den beiden Konzernen wird Interesse an einem europäischen Brückenkopf nachgesagt. Selbst Cisco sei ein möglicher Bieter, spekulieren die Analysten von Ovum. Erste Details zur künftigen Strategie will Marconi am 17. Mai anlässlich der Bilanzvorlage präsentieren. (ajf)