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Marchfirst Deutschland arbeitet weiter

07.08.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Vor vier Monaten hatte Marchfirst aus Liquiditätsgründen Konkurs angemeldet. Seither verkauft der US-amerikansiche Internet-Dienstleister seine Niederlassungen und entlässt Mitarbeiter. Die deutsche Division hat sich nun in abgespeckter Form zurückgemeldet und kündigt die Weiterführung der Geschäfte in Eigenregie an.

Aus Hamburg, dem Firmensitz von Marchfirst Deutschland, hatte es immer geheißen, man arbeite profitabel, und die Umsätze stiegen. Dass dennoch der Antrag auf Insolvenz gestellt wurde, war auf Betreiben der US-amrikanischen Mutter geschehen. In den USA ist der Konzern mittlerweile völlig zerschlagen.

Die deutsche Tochter hingegen hat ihre Strukturen ausgedünnt und besinnt sich nun auf die ursprünglichen Kernkompetenz der ehemaligen Werbe-Agentur CKS, aus der Marchfirst in einer Fusion mit US-Web/CKS und Whittman-Hart hervorgegangen war. Die Belegschaft wurde von 340 auf 140 Köpfe verkleinert und Niederlassungen in Chemnitz, Frankfurt am Main und Düsseldorf geschlossen. Marchfirst Deutschland, das ab September auch einen neuen Namen tragen soll, wird seine Geschäfte künftig nur noch von Hamburg und München aus weiterführen.

Auch die strategische Ausrichtung des Internet-Dienstleisters wurde geändert. Auf das Angebot von strategischer Unternehmensberatung will man nun völlig verzichten und sich ganz auf die Consulting-Themen Branding sowie Internet-Technik konzentrieren.

Dies dürfte unter anderem auch der Grund für das Ausscheiden von Deutschland-Geschäftsführer Wolfgang Zillessen sein, der sich zur Zeit im Urlaub befindet, sein. Der ehemalige Arthur-D.-Little-Mann war im vergangenen Jahr mit Beraterkollegen zu dem Unternehmen gestoßen, um die "dritte Säule" der Firma, die Strategieberatung, aufzubauen. Diese Stütze erwies sich jedoch von Beginn an als brüchig, das Geschäft wollte nicht richtig anlaufen, und schon bald wurde in der Branche gemunkelt, dass Marchfirst seine teuren Berater nicht beschäftigen könne.

Die Leitung des Unternehmens haben nun Thomas Notemann, ehemaliger Geschäftsführer von CKS Hamburg, Peter Rohwer, Stephan Großmann sowie der Insolvenzverwalter Jörn Weitzmann übernommen. Letzterer baut vor allem auf die bestehende Kundschaft des Unternehmens, zu der unter anderem Lufthansa, Audi und Toyota Europe zählen.