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Thema des Tages

Mannesmann will TK-Bereich auskoppeln

24.09.1999
Thema des Tages

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Düsseldorfer Mannesmann-Konzern will seine Aktivitäten - das "alte" Kerngeschäft Engineering & Automotive und den relativ neuen TK-Bereich - mittelfristig in zwei separate Unternehmen aufteilen. Ein entsprechendes Konzept hat der Vorstand gestern dem Aufsichtsrat präsentiert, der Anfang kommenden Jahres darüber entscheiden soll.

Dessen Zustimmung vorausgesetzt, sollen ab Ende 2000 getrennte Vorstände die beiden Einheiten führen. Im darauffolgenden Jahr, so die Hoffnung, sind dann beide Gesellschaften separat auf dem europäischen Kapitalmarkt notiert und in den DAX-30-Index der führenden deutschen Aktiengesellschaften aufgenommen. Bis zum Jahr 2004 möchte Mannesmann jeweils die Mehrheit aller Aktien öffentlich gehandelt sehen.

Im vergangenen Jahr hatte das TK-Geschäft mehr als 70 Prozent des Gewinns vor Steuern eingebracht, obwohl Mannesmann gerade 24 Prozent des Umsatzes in diesem Sektor erwirtschaftete. Gleichzeitig schätzen Experten, daß die Telekommunikationssparte mit rund 90 Prozent zur aktuellen Marktkapitalisierung des Konzerns von derzeit rund 62,5 Milliarden Dollar beiträgt. Das Unternehmen steht deshalb seit geraumer Zeit unter dem Druck der Finanzwelt, sein Geschäft aufzuteilen. "Darauf haben alle nur gewartet", erklärte beispielsweise Christian Kern, TK-Analyst von Salomon Smith Barney. Die Aktie von Mannesmann stieg nach Bekanntwerden der Teilungspläne um elf auf 152 Euro.

Der Split macht den dynamischeren TK-Bereich für eine mögliche Übernahme interessant. Bislang wirkte laut "Wall Street Journal" das restliche Geschäft mit seinen Tausenden von Mitarbeitern und Liegenschaften auf potentielle Interessenten abschreckend. Der seit Mai dieses Jahres agierende Vorstandschef Klaus Esser sagte dazu: "Der geplante Split erhöht natürlich den Kaufanreiz für externe Bieter." Spekulationen über ein mögliches Interesse seitens der britischen Vodafone Plc., mit der Mannesmann bereits bei mehreren Mobilfunk-Beteiligungen verbandelt ist, wies Esser allerdings als Spekulation zurück. Ein weiterer potentieller Investor könnte die France Télécom sein, der man seit geraumer Zeit Interesse an einem Einstieg in den deutschen TK-Markt nachsagt.

Dem vor 110 Jahren gegründete Mannesmann-Konzern ist es im Gegensatz zu vielen Konkurrenten gelungen, sich nach der Deregulierung des deutschen Telefonmarktes erfolgreich als "Big Player" zu etablieren. Im Festnetzbereich ist Mannesmann hinter dem ehemaligen Monopolisten Deutsche Telekom mittlerweile zweitgrößter Anbieter und kontrolliert darüber hinaus den italienischen Carrier Infostrada. Gleichzeitig verfügen die Düsseldorfer über Mehrheitsbeteiligungen am deutschen Mobilfunknetz D2 und der italienischen Omnitel. Weitere Beteiligungen stecken in österreichischen und französischen Carriern.