Mannesmann AG zwischen Hoffen und Bangen

Mannesmann AG zwischen Hoffen und Bangen Telecom Italia wehrt sich gegen Olivettis Übernahmepläne

19.03.1999
MAILAND (CW) - Die geplante feindliche Übernahme der Telecom Italia durch Olivetti wird zur Hängepartie. Der Ex-Monopolist versucht nun, durch Gegenmaßnahmen seinen Wert zu steigern, um die drohende Akquisition abzuwenden.

Telecom-Chef Franco Bernabe bewegt sich am Rande der Legalität. Sein Plan, den TK-Konzern neu zu strukturieren, könnte nach italienischem Recht als unerlaubter Abwehrversuch gegen die Übernahme ausgelegt werden. Ob es sich bei seiner Strategie um eine normale Geschäftspraxis oder einen widerrechtlichen Gegenangriff handelt, hat die italienische Börsenaufsicht zu entscheiden.

Da der Telecom Italia das Wasser aber bis zum Hals steht, bleibt Bernabe nichts anderes übrig, als volles Risiko zu gehen. Seine Taktik ist, den Börsenwert der Telecom Italia soweit zu erhöhen, daß der Konzern für die finanzschwache Olivetti unerschwinglich wird. Zu diesem Zweck beabsichtigt Bernabe die vollständige Integration der Mobilfunkgesellschaft Telecom Italia Mobile (TIM), an der sein Unternehmen bereits zu 60 Prozent beteiligt ist. Der Deal soll durch einen Tausch von vier neuen Telecom-Aktien gegen fünf alte TIM-Papiere erfolgen. Damit ist eine Neuemission von rund 2,6 Milliarden Aktien verbunden. Allein durch den Kauf der außerordentlich profitablen TIM würde sich der Börsenwert des Konzerns nach Schätzung von Experten um mindestens 30 Milliarden Mark erhöhen.

Olivetti-Chef kritisiert monopolistische Haltung

Neben der Übernahme von TIM hat Bernabe allerdings noch weitere Schachzüge ausgeheckt. Bisherige Sparaktien der Telecom, deren Wert bei rund 26 Milliarden Mark liegt, sollen in stimmberechtigte Stammaktien umgewandelt werden. Darüber hinaus hat der Verwaltungsrat auch grünes Licht für Bernabes dritte Maßnahme gegeben, Aktien im Wert von maximal zehn Prozent des Kapitals zu höchstens 30 Mark je Stück zurückzukaufen. Das Telecom-Papier wird gegenwärtig für rund 20 Mark das Stück gehandelt. Die Finanzierung des gesamten Bernabe-Katalogs soll durch einen Bankkredit in Höhe von zwanzig Milliarden Mark gesichert werden.

Den Telecom-Investoren versprach der Vorstand ferner, das Bruttobetriebsergebnis jährlich um acht Prozent zu steigern. Dieses Ziel will er durch die Aufgabe von diversen Beteiligungen, eine Konzentration vor allem auf das Mobilfunk- und Internet- Geschäft sowie Aktivitäten im Ausland erreichen. Mit diesen Kurskorrekturen hofft Bernabe, auf einer Hauptversammlung die Aktionäre für seinen Plan zu gewinnen.

Olivetti-Chef Roberto Colaninno glaubt jedoch nicht, daß sein Konkurrent die Telecom Italia ernsthaft sanieren möchte. Er sieht darin vielmehr den Versuch, die Übernahme zu verhindern. Colaninno warf Bernabe vor, weiterhin eine monopolistische Einstellung zu haben und sich nicht auf den Wettbewerb zu konzentrieren. Die Telecom Italia habe den Übergang vom Staatsmonopol zum privatisierten Unternehmen nicht vollzogen.

Unterdessen hofft man in Düsseldorf bei der Mannesmann AG, daß die feindliche Übernahme der Telecom Italia durch Olivetti klappt. Nur in diesem Fall gilt der Kaufvertrag zwischen Mannesmann und Olivetti. Die Düsseldorfer würden dann für 14,9 Milliarden Mark die Festnetzgesellschaft Infostrada sowie den Mobilfunkanbieter Omnitel von den Mailändern übernehmen. Beide Firmen sind Bestandteil des gemeinsamen Joint-ventures Oliman.