Alltag in Fun Factories

Mann "zwischen den Stühlen"

22.02.2000

Holger Noltes Berufseinstieg verlief eher unspektakulär - und ist vielleicht gerade deshalb auch für die Internet-Branche typisch. Der 29-jährige Physiker ist durch die Empfehlung eines Freundes bei der Janet GmbH "reingerutscht", einer Münchner Softwareschmiede, die sich auf Web-fähige 3D-Business-Lösungen spezialisiert hat. Nolte legte, wie viele seiner Altersgenossen, Wert auf die Tatsache, dass "das Umfeld stimmt." Keine Experimente also, zumindest im persönlichen Arbeitsumfeld. Noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist naturgemäß die weitere Existenz des Unternehmens. Das Kernprodukt "Net-Marker" ist fertiggestellt und steht vor der Markteinführung; Risikokapitalgeber, aber natürlich auch das Management und die Mitarbeiter hoffen, dass in absehbarer Zeit des Thema Börsengang in Angriff genommen werden kann.

Für Nolte ist dies aber noch Zukunftsmusik. Wichtiger ist ihm sein derzeitiger Job. Vor eineinhalb Jahren hat er als einfacher Programmierer bei Janet begonnen, jetzt sitzt er in seiner Zweitfunktion als intimer Kenner von "Net-Marker" auch bei der Marketing-Abteilung mit im Boot. "Zwischen den Stühlen", wie er es im positiven Sinne formuliert. Seine Aufgabe dort ist es unter anderem, technische Reports zu verfassen. Außerdem könnte ihm demnächst auch drohen, "das Produkt beim Kunden zum Laufen zu bringen". Mal hier, mal dort, immer im Brennpunkt des Geschehens - Verantwortung übernehmen. Das ist es, was er möchte - und was er bei Janet findet. Natürlich hätte er "auch zu IBM gehen können", dort wären seine Gehaltsentwicklung, aber auch seine weitere Karriere "vorgezeichnet gewesen". Viel spannender ist es aber, mit ansehen zu können, "wie die eigene Firma in Gang kommt und Geld einnimmt". Apropos Geld: Der "Poker, mit Aktienoptionen reich zu

werden", reizt ihn schon, dennoch sieht er die Hysterie um das Internet vergleichsweise gelassen: "Viele Newcomer sind sehr schnell hochgekommen, einige werden um so dramatischer wieder abstürzen."