Product Lifecyle Management

Mangelnde Standardisierung behindert PLM

06.06.2012
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Branchenverbände und Anwenderunternehmen fordern schon lange offene Standards für CAD-Systeme. Denn der Zwang zur Integration mit den Systemen externer Partner kostet die Betriebe Flexibilität bei der Auswahl ihrer PLM-Komponenten (Product Lifecycle Management) und letztlich Geld.
Das größte Hindernis für eine schnelle Markteinführung ist das Fehlen von Standards.
Das größte Hindernis für eine schnelle Markteinführung ist das Fehlen von Standards.
Foto: RAAD Research

Wie berechtigt diese Forderung ist, belegt einmal mehr die Befragung zum "PM-Markt 2012" von RAAD Research in Zusammenarbeit mit Contact Software und Siemens Industry Software. Für die Studie wurden von Juli bis September 2011 mehr als 250 Führungskräfte aus Unternehmen der Fertigungsindustrie mit mehr als 500 Mitarbeitern befragt.

78 Prozent der Befragten stimmen - zumindest teilweise - folgender Aussage zu: Die Time-to-Market neuer Produkte ist nur durch die Offenheit von Entwicklungswerkzeugen und Schnittstellen zu verkürzen. Beinahe ebenso viele halten die Integration der Entwicklungswerkzeuge mit PDM-Tools (Produktdaten-Management) und PPS- oder ERP-Systemen für entscheidend.

Christian Wieland, Head of Analytics, RAAD Research
Christian Wieland, Head of Analytics, RAAD Research
Foto: RAAD Research

Drei Fünftel der Umfrageteilnehmer räumten jedoch ein, dass sie beim Austausch von Entwicklungswerkzeugen durch herstellereigene Datenformate und inkompatible Schnittstellen behindert würden. Und wenn ein Partner mit einem lukrativen Auftrag winke, asse sich das Unternehmen häufig zur Investition in eine weitere proprietäre Lösung hinreißen. Christian Wieland, Head of Analytics bei RAAD Research, hält das auf lange Sicht für untragbar: "In einem sich weiter vernetzenden Entwicklungsumfeld werden die Unternehmen eine Einschränkung hinsichtlich des Zugriffs auf Produktdaten sicher nicht mehr mittragen".

Viele Unternehmen fühlen sich in ihrer Flexibilität bereits eingeschränkt. Wie die Studie ausweist, würden drei Viertel der Firmen die Komponenten ihrer PLM-Ladschaft gern nach ihren eigenen Kriterien auswählen, anstatt wenig genutzte und teure Systeme allein aufgrund der benötigten Integrationsmöglichkeiten vorhalten zu müssen. Wieland sieht sogar "Befürchtungen, den Zugriff auf die eigenen Entwicklungen und das Intellectual Property zu verlieren, wenn das Wissen des Unternehmens nicht ohne Verluste auf andere Systeme portierbar ist".