Hohenheimer Tagung 1981 berichtet über Agrar-DV:

Mangel an Fachwissen hemmt Computereinsatz

20.06.1981

STUTTGART (CW) - Der Computer hält Einzug in die Landwirtschaft. Dies war das Ergebnis einer dreitägigen Informationsveranstaltung in Stuttgart-Hohenheim. Veranstalter war die neu gegründete Gesellschaft für Informationsverarbeitung in der Landwirtschaft. Telekommunikationsnetze sollen sich jetzt auch "auf dem Lande" ausbreiten.

Die rund 230 Teilnehmer der Arbeitstagung hatten Gelegenheit, sich einen Überblick über den Stand der Computeranwendung in der Landwirtschaft der Bundesrepublik zu verschaffen. Einige der Referenten aus den Bereichen Betriebswirtschaft, Tierzucht, Landtechnik, Pflanzenbau und Gartenbau setzten sich kritisch mit dem Begriff Information auseinander und beklagten gleichzeitig das Ausbildungsdefizit, resümiert Tagungsbeobachter Joachim Langhein, Institut für Fleischwirtschaft, Heidelberg.

Kommunikationsnetze in der Landwirtschaft

Im Bereich Dokumentation und Information für die Landwirtschaft seien viele Informationswünsche, die vor nicht allzu langer Zeit noch als Illusion galten, realisierbar, wenn entsprechende Vorkehrungen getroffen würden.

Drei Vorträge befaßten sich mit allgemeinen Themen über Information,

Informationswesen in der Landwirtschaft und Informationsvermittlung.

Dr. Deselaers vom Bundeslandwirtschaftsministerium referierte über den Einfluß moderner Technik auf das Informationswesen im Agrar- und Ernährungsbereich. Er betonte, daß durch die immer billiger, kleiner und leistungsfähiger werdenden Computer und die neuen Telekommunikationsnetze die Informationen für landwirtschaftliche Betriebe besser aufbereitet werden könnten.

Im Bereich der Landwirtschaft und Ernährung sei durch die Bereitstellung internationaler Datenbasen auf einem Rechner das Problem der computergetragenen Dokumentation von Literatur und Forschungsvorhaben schon recht gut gelöst.

Er wies hierbei auf die Implementierung von zahlreicher bio-, landwirtschafts- und medizinwissenschaftlichen Datenbanken bei Dimdi (Deutsches Institut für Medizinische Information und Dokumentation) in Köln hin.

Gewirr von Zuständigkeiten

Unzureichend sei jedoch das Angebot der landwirtschaftlichen Produktion. Zahlreiche neue Techniken wie zum Beispiel Großrechnernutzung über Bildschirmterminal, Klein- und Mittelcomputer, Bildschirmtext, neue Telekommunikationsnetze seien in fortgeschrittenen Entwicklungsstadien. Schwierigkeiten gäbe es durch ein Gewirr von Zuständigkeiten, durch einen Mangel an kombiniertem Fach- und EDV-Wissen und geringe Finanzierungsmöglichkeiten.

Vernetzte Agrarinformationssysteme

Schließlich wurde auch landwirtschaftlichen Faktendatenbanken aus Baden-Württemberg und Bayern berichtet. Durch die Entwicklungen von integrierten, dezentral abrufbaren Datenbanken haben die beiden süddeutschen Länder im Aufbau von telekommunikativ vernetzten Agrarinformationssysteme eine führende Stellung in Bund und Ländern errungen.

Ein anderes Thema behandelte die mobile Datenerfassung im Forst, auf dem Bauernhof oder bei der Pflanzenzüchtung. Hier ist es möglich, durch Kleincomputer mit Rechenzentralen einen Datenaustausch und Dialog aufzunehmen. Allerdings stünde die Entwicklung noch am Anfang.

Besucher und Referenten waren sich nach Anhören der Vorträge und Diskussion darüber einig, daß in Zukunft die Berater als Vermittler zwischen EDV-Experten und Landwirt eine immer wichtigere Rolle spielen werden. Auf sie wird die künftige Informationstechnologie nicht verzichten können.

Informationen: Universität Hohenheim, Prof. Dr. H. Geidel, Schloß, Westhof-Süd, 7000 Stuttgart 70, Tel.: 07 11/45 01-21 34.