Compal-Farbbildsynthese

Mandrill, der rote Affe

07.11.1975

Auf dem Bildschirm erschien das Bild eines Affen. Zunächst in blassen grauen, dann in Pastell-Farben. Der leicht aufgeregt wirkende und schwitzende Spezialist am Schaltpult des zugehörigen Mini-Computer drehte weiter an einer seitlich in einer, Mulde beweglichen "Rollkugel", und die Nase des Mandrill begann sich zu röten, wechselte von hellem Rot in tiefes Orange, später zu Rubinrot.

Eine Traube von Menschen hatte sich währenddessen vor dem Stand der Rohde & Schwarz Vertriebs GmbH auf der Systems gebildet. Der Bildschirm ist Teil des computergesteuerten Bildverarbeitungssystems "Compal", die diese Firma als neu im Vertriebsprogramm ausstellte.

Auch Ausschnittvergrößerung

Ein Bildoriginal wird zunächst auf einer Trommel des zugehörigen Scangeräts eingespannt. Die Trommel mit dem Bild dreht sich, und eine Anzahl farbsensibler Fotozellen tastet das Bild zeilenweise ab. So wird die Vorlage in etwa 500 Zeilen zu je 500 Bildpunkten zerlegt. Für jeden Bildpunkt werden 24 Bit Informationen auf Magnetplatte geispeichert, 8 Bit für die Graustufen, weitere l6 Bit für die Intensitätsstufen der verschiedenen Farben. Aus diesen Informationen läßt sich nun ein synthetisches Bild auf dem Bildschirm erzeugen. Die einzelnen Farbkomponenten und die Graustufen sind zu verändern, indem elektronisch über die Rollkugel Farb-Codierung und Grau-Codierung geändert werden.

Aber nicht nur die Farbintensität der Mandrill-Nase läßt sich manipulieren, sondern auch deren Größe. Mit dem Compal-System ist die Auschnittvergrößerung im Sinne von "Zooming" möglich.

Aber wozu ist das gut? Viele Firmen, die im grafischen Gewerbe tätig sind, z. B. Herstellung von Kalendern oder Erzeugung von Buntdruck, haben das Problem, daß die Farbverteilung eines Originals in der Reproduktion nicht erreicht wird. Mit Hilfe dieses Bildverarbeitungs-Systems ist es nun möglich, ein Original farbmäßig so zu verzerren, daß die Reproduktion, deren Veränderungs-Charakteristik programmiert ist, genau den Farbton des Originals trifft. Eine weitere Möglichkeit ist der Vergleich von Farbbildern - beispielsweise von Satellitenaufnahmen. Diese lassen sich mit Hilfe des Systems so ineinander mischen, daß die Differenzen zwischen zwei genau aufeinander liegenden Bildern visuell sehr leicht erkennbar werden. Aber auch die Analyse von sehr diffiz(..) Fotografien, z. B. in der Krebsforschung oder bei Laboruntersuchungen, wird vereinfacht.

Das Compal System übertrifft die Fähigkeiten des menschlichen Auges bei weitem. Der Grafiker und Designer kann einen Farbentwurf seines Produktes mal Bildschirm ansehen und ausprobieren, wie andere Farbzusammenstellungen wirken würden.

Indes, diese "Spielerei" kostet etwa 600 000 Mark. In der BRD- so jeden - falls eine Äußerung eines Vertriebsbeauftragten am Stand von Rohde & Schwarz - hofft man bis 30 Systeme absetzen zu können.