Andreas Resch | Bayer Business Services

Manager zwischen Welten

29.11.2007
Andreas Resch ist CIO des Weltkonzerns Bayer AG. Weltkonzern klingt gut. Für Resch bedeutet es, dass kaum eine Woche ohne Reise vergeht.

Wenn man den Berliner und Marathonläufer und deshalb jung gebliebenen 54-Jährigen am Telefon erwischen will, sollte man ihm lieber gleich eine E-Mail schicken. Denn irgendwie läuft das bei ihm wie beim Quintett Trio Rio und seinem Gassenhauer "New York, Rio, Tokio". Ihn fernmündlich zu erreichen ist oft schwer eine Antwort via elektronische Post zu erhalten aber desto wahrscheinlicher.

Kurzporträt | Andreas Resch

Geburtsjahr 1953.

Position Vorsitzender der Geschäftsführung.

Stationen

Geschäftsführer und CIO Fiege Deutschland, Greven (2000 2003).

Ausbildung Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Ein CIO muss ... auch dauerhaft im Schatten kämpfen können, wenn die Speere des Unverständnisses und die Pfeile technischer Macken die Sonne verdunkeln.

Er liest ... "A Long Way Down" von Nick Hornby. Er wollte mal ... Ingenieur für Brücken werden.

Unternehmen

Branche Chemie (Bayer).

Mitarbeiter 110 000

.

IT des Unternehmens

Mitarbeiter 5200.

IT-Budget1 Mrd. Euro.

Organisation Eigene Gesellschaft.

ProjektIntegration der Schering AG.

ZielFlexiblere und dezentral angepasste IT-Infrastruktur und integrierte Prozesse.

Schnelle Antworten

Denn auch das zeichnet den Vater von drei Kindern aus: Er antwortet immer rasch. Egal, ob er gerade Richtung Japan unterwegs ist und noch schnell E-Mails am Checkin beantwortet. Oder ob er direkt aus der Kathedrale von Sevilla eine Anfrage retourniert was seine Ehefrau sehr zu Recht eher befremdlich findet. Immerhin ist man in Urlaub.

Richtig zu tun hat er in seinem ersten Leben als Vorsitzender der Geschäftsführung der Bayer-IT-Tochter Bayer Business Services (BBS) und somit CIO der Bayer AG dann aber auch und das wie gesagt weltweit. Zu einem ohnehin umfangreichen Aufgabenpaket kam im letzten Jahr ein ungleich größeres Projekt: Die Integration von Schering in den Bayer-Konzern. "Bayer Business Services wäre in den Jahren 2006 und 2007 auch ohne die Integration der Schering AG voll ausgelastet gewesen", erläutert Resch. "Wir hatten es nun mit einer Situation zu tun, die nicht vorhersehbar war."

Die Integration des Pharmariesen aus der Bundeshauptstadt bedeutete nichts weniger, als ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über fünf Milliarden Euro und mit 25 000 Mitarbeitern in die Prozesse und Strukturen von Bayer zu integrieren. Resch: "Es ging dabei für die IT nicht nur um die Zusammenführung von Infrastruktur und Geschäftsprozessen mit entsprechenden Applikationen. Vielmehr musste zudem das Team von Schering in die Servicegesellschaft Bayer Business Services des Bayer-Konzerns integriert und gleichzeitig das Konzept der Integrated Services auf Schering übertragen werden." Unter Integrated Services versteht Resch Geschäftsprozesslösungen, in die die passende IT-Unterstützung gleich integriert ist und die im Business Process Outsourcing als Service-Komplettpaket angeboten werden.

In nackten Zahlen: Die Integration von Schering in den Bayer-Konzern musste über 83 rechtlich selbständige Gesellschaften verwirklicht werden. Die Schering-IT wurde aus den bisherigen Server-Standorten auf die drei globalen Bayer Data Center in Pittsburgh, Leverkusen und Singapur umgelagert. Insgesamt umfasste der Integrationsplan im IT-Bereich rund 500 Einzelprojekte.

Wie sage ich, dass ich gut bin?

Die Kosten beliefen sich auf einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag. Und das Ziel für Bayer Business Services hieß, durch Synergieeffekte die Ausgaben für den gesamten IT-Geschäftsbetrieb deutlich zu reduzieren. "Bayer Business Services hat bereits viel Erfahrung mit der Aus- und Eingliederung von Unternehmen oder Unternehmensteilen", betont Resch. "Die Eingliederung der Schering AG hatte jedoch eine neue, größere Dimension als beispielsweise die Integration der Roche-Unternehmensteile."

Bayer Business Services bedient als Business-Process-Outsourcing-Partner und IT-Dienstleister zum einen die Teilkonzerne der Bayer AG, zum anderen aber auch externe Kunden. Um beiden Kundengruppen zeigen zu können, wie das Unternehmen im Vergleich mit anderen IT-Dienstleistern abschneidet, hat Resch zudem das Projekt "Top Quartile Price and Performance" etabliert. Dieses hat, sagt der Bayer-CIO, "ganz wesentlich zu einem weniger budget-orientierten als vielmehr Performance-bezogenen Verhältnis zu unseren Kunden beigetragen".

Hinter dem Begriff "Top Quartile Price and Performance" verbirgt sich ein Verfahren, das die Produkte von Bayer Business Services mit Produkten im Markt der IT- beziehungsweise IT-Service-Industrie vergleichbar macht. Man errechnete die voraussichtliche Entwicklung der Preise in den nächsten fünf Jahren und berücksichtigte dabei gleich absehbare Veränderungen der Faktorkosten im Wesentlichen also Ausgaben für Personal, Hard- und Software. Schließlich beteiligt sich der Bayer-Mann seit 2002 an der Initiative zum Aufbau der IT-Community CIO Circle.

Gegenwärtig nehmen an dem informellen Netzwerk 660 IT-Manager oder CIOs teil. Im Circle bleiben übrigens IT-Manager strikt unter sich und etwa Hersteller außen vor. Entre eux kommuniziert diese IT-Führungsriege allerdings intensiv und dann darf es auch mal aus spanischen Kathedralen sein.