Forsa-Studie sieht erhöhten Qualifizierungsbedarf

Manager fordern Mitarbeiter zu mehr Verantwortung auf

19.11.1999
HAMBURG (CW) - Die meisten Firmen sind zufrieden mit ihrer Kosten- und Ergebnisorientierung. Lediglich bei der Personalentwicklung sehen die Manager noch Optimierungsbedarf. Die Qualifizierung der Mitarbeiter steht daher ganz oben auf der Prioritätenliste.

95 Prozent der Führungskräfte im Mittelstand und in der Großindustrie sehen dem Jahrtausendwechsel gelassen entgegen. Das ergab eine Umfrage von Time/system, einem Anbieter von Management-Tools, Hamburg, und dem Forsa-Institut für Sozialforschung. Die Mehrheit der 500 befragten Führungskräfte bewertete ihr Unternehmen als "gut", wenn es um harte Fakten wie Kosten- und Ergebnisorientierung geht.

Die meisten Manager gehen mit konkreten Zielvorstellungen ins neue Jahrhundert: Sie wollen Kosten senken, führend in der Produktqualität werden und den Kundenservice verbessern. Kooperationen (68 Prozent), die Erschließung neuer Märkte (71 Prozent) sowie verstärktes Marketing (75 Prozent) dienen den Managern als Strategien, um die angestrebten Ziele innerhalb der nächsten zwei Jahre zu erreichen.

Erheblichen Optimierungsbedarf haben die Manager im Bereich der Personalentwicklung ausgemacht: 62 Prozent beklagen die mangelnde Fähigkeit ihrer Mitarbeiter, unternehmerisch zu denken. 54 Prozent der Manager zeigten sich unzufrieden mit der Selbstorganisation der Beschäftigten und 41 Prozent halten deren Konfliktfähigkeit für verbesserungswürdig. Die oft unzureichende Kommunikationsbereitschaft ihrer Kollegen bereitet rund einem Drittel der Führungskräfte Probleme.

Zuwenig Geld für Personalentwicklung

Diese Klagen überraschen Frank Schaper, Leiter Beratung und Training bei Time/system, nicht: "Die Investitionsbereitschaft vieler Firmen in die Personalentwicklung war in den letzten Jahren deutlich gebremst. Die Aufrüstung der elektronischen Infrastruktur hatte mit Blick auf den befürchteten Jahr-2000-Crash Vorrang vor Investitionen in das Personal."

"Vom Mitarbeiter zum Mitdenker" heißt die Devise, nach der künftig Sozialkompetenz und Selbstorganisation gefördert werden sollen. "Hier müssen die Unternehmen aktiv werden", rät Schaper und bestätigt, was immer mehr Firmen inzwischen erkennen: Für 71 Prozent der Befragten steht die Qualifizierung der Mitarbeiter ganz oben auf der Prioritätenliste. Hierbei können sie sich auf das Engagement ihrer Mitarbeiter verlassen: Mehr als die Hälfte der Manager ist mit der "Lern- und Veränderungsbereitschaft" ihrer Mitarbeiter durchaus zufrieden.

Manager an der Grenze der BelastbarkeitKräftig dazulernen müssen aber auch die Manager. Ihr Arbeitsumfeld wird sich in den nächsten zwei Jahren spürbar verändern. So rechnen 83 Prozent der Führungskräfte damit, daß projektbezogene Aufgaben zunehmen werden. Zwei Drittel der Befragten erwarten dadurch noch mehr Streß. "Die Forsa-Studie zeigt deutlich, daß die Belastungsgrenze für viele Führungskräfte schon heute erreicht ist", erläutert Schaper. Unter fünf vorgegebenen Lebenszielen rangiert die persönliche Karriere bei den Managern an letzter Stelle. Sie wünschen sich statt dessen mehr Zeit für Privates und weniger Streß. Für Schaper ein Alarmsignal: "Nur ein leistungsbereiter und ausgeglichener Manager ist auch ein guter Manager."