Management-System schleust Agenten in PCs Tivoli tritt aus Unix-Reservat in die Welt heterogener Netze

25.02.1994

AUSTIN (IDG) - Die System-Management-Software der texanischen Tivoli Systems Inc. soll nicht nur im reinen Unix-Sektor, sondern auch in heterogenen Umgebungen laufen koennen. Zu diesem Zweck werden objektorientierte Software-"Agenten" in PCs eingeschleust, Netware-kompatible Werkzeuge produziert und ein Consulting-Service eingerichtet.

Bereits im naechsten Monat will die in Austin, Texas, ansaessige Tivoli Systems Inc. ihre Anwendungen fuer LANs der Novell Inc. anbieten, berichtet die CW-Schwesterpublikation "Computerworld". Im dritten Quartal dieses Jahres sollen Portierungen fuer Windows- PCs folgen. Bereits im Fruehjahr 1993 kuendigte die Firma Windows- NT-Versionen an.

"Eine Menge Benutzer installieren Unix-Server mit PC-Clients als Basis ihrer Computerumgebung. Damit das Unternehmen waechst, muessen wir aus der Unix-Ecke heraus und den PC-Markt entern", begruendet Tivolis Chief Executive Officer Frank Moss die eingeschlagene Richtung.

Neue Produkte ermoeglichten dem Benutzer, objektorientierte Agenten auf dem PC zu implementieren, die lediglich 6 KB Speicher benoetigen.

Diese Softwarekomponenten kontrollieren die PCs zentral von einem Unix- oder Netware-Datei-Server aus, auf dem ein Management-System der Marke Tivoli installiert ist. Pro PC kosten die "Agents" rund 100 Dollar. "Tivoli/Courier 1.8", eine fuer Netware-Server modifizierte Version des Unix-basierten Werkzeugs fuer die Verteilung von Software im Netz, wird im Maerz dieses Jahres verfuegbar sein. Es unterstuetzt bis zu 50 PC-Clients und kostet rund 2600 Dollar.

Unix-Server mit PC-Clients kombiniert

Um staerker als bisher Systemintegrationen zu unterstuetzen, beabsichtigt Tivoli, einen Consulting-Bereich aufzubauen. Dieser soll sich intensiv um bestehende Allianzen mit der Epoch Systems Inc., die Backup- und Restore-Software herstellt, sowie mit der Autosystems Corp. kuemmern, die Tools fuer die Job-Verwaltung produziert.

Entsprechende Produkte werden im Laufe des Jahres ausgeliefert. "Tivoli/Workload", das auf "Autosys" von Autosystems basiert, ist noch fuer das erste Quartal 1994 angekuendigt und soll 9500 Dollar kosten. Im dritten Quartal soll "Tivoli/Epochbackup" auf den Markt kommen und zwischen 140 und 995 Dollar pro Netzknoten kosten.

Im Vergleich zu Tivoli sehen amerikanische Analysten bei den Wettbewerbern Computer Associates International Corp. (CA) und Open Vision zwar ein stattliches Aufgebot an Verwaltungsapplikationen fuer verteilte Systeme. CA jedoch stelle noch keineswegs seine gesamte Marketing-Streitmacht hinter diese Anwendungen, und Open Vision sei zu sehr in die Management-Systeme diverser Haendler gepresst.

Fuer unbestreitbar halten die Branchenkenner aber, dass Systemintegration eins der gravierendsten Probleme in den Anwenderunternehmen sei.

Tivoli-Technik mausert sich zum De-facto-Standard

Unabhaengig von den neuesten Entwicklungsaktivitaeten bei Tivoli ueberlegt das Standardisierungsgremium X/Open, ob Teile der objektorientierten Management-Softeware Eingang in eine Spezifikation finden sollten.

Bis jetzt haben 150 Unternehmen positive Reaktionen gezeigt. Eine Schluesselposition spielt diese Objekttechnik bereits beim DME- Konzept (Distributed Management Environment) des Herstellerkonsortiums Open Systems Foundation (OSF). Darueber hinaus gibt es kaum einen Hersteller im Unix-Umfeld, der nicht mit Tivoli kooperiert.