Mainframes wurden abgeschaltet Bonndata lagert Anwendungen an RZ der Deutschen Bank aus

07.07.1995

BONN (pg) - Unter dem Konzerndach der Deutschen Bank hat eine RZ- Konsolidierung stattgefunden. Die Baenker fahren ab sofort saemtliche Anwendungen ihrer Versicherungsgruppe - der Deutschen Herold AG - nicht mehr wie bisher auf den Grossrechnern der Bonndata, sondern in ihrem eigenen Rechenzentrum in Eschborn. Bonndata bleibt aber weiterhin fuer Service und Betrieb verantwortlich.

Seit wenigen Tagen stehen die zwei Hosts des katastrophensicheren Rechenzentrums der Bonndata still. Beide Maschinen, eine IBM 9021 sowie eine Comparex 9/9xx, wurden jetzt, nach Abschluss der Neustrukturierung, endgueltig abgeschaltet. Bernhard Knuefermann, einer der Geschaeftsfuehrer der Bonndata Gesellschaft fuer Datenverarbeitung mbH, bezeichnete die Massnahme gegenueber der CW als "Insourcing und Zusammenfuehrung". Verstaendlich wird seine Aussage vor dem Hintergrund, dass Bonndata selbst eine 100prozentige Tochter der Deutschen Herold AG ist, an der die Deutsche Bank wiederum mit 65,3 Prozent die Mehrheit der Anteile haelt.

Durch die Verlagerung der Mainframe-Hardware von Bonn auf den Rechner der Deutschen Bank in deren Competence Center in Eschborn seien, so der Bonndata-Chef, Synergiepotentiale innerhalb des Konzerns genutzt worden. Von der Konsolidierung verspricht sich das Bonner Systemhaus binnen fuenf Jahren Einsparungen in zweistelliger Millionenhoehe. Genauere Angaben ueber die intern angestellten Kalkulationen wollte die Geschaeftsfuehrung jedoch nicht machen.

Ein Sprecher des Systemhauses betonte, es habe sich bei der RZ- Aktion lediglich um eine reine Hardwaremassnahme gehandelt. Die Erweiterung des Rechners in Eschborn komme Bonndata billiger, als weiterhin eigene Mainframes zu betreiben. Bereits seit geraumer Zeit liefen zwischen 30 und 40 Prozent der Anwendungen der Versicherungsgruppe, naemlich die der Deutschen Herold Lebensversicherung AG, auf dem Eschborner Mainframe der Deutschen Bank ab.

Bonndata wird jedoch weiterhin alle anderen direkt mit dem RZ- Betrieb verbundenen Aufgaben wie zum Beispiel Arbeitsvor- und - nachbereitung sowie das komplette Job-Controlling in eigener Regie fuer die Holding Deutsche Herold durchfuehren. Realisiert wird die remote Steuerung und Wartung der Versicherungsapplikationen des Deutschen Herold durch ein MVS-Feature auf dem Grossrechner in Eschborn, das den Bonndata-Mitarbeitern einen eigenen, virtuellen Host simuliert.

Der RZ-Konsolidierung sind Knuefermann zufolge keine Mitarbeiter zum Opfer gefallen. Allen Betroffenen, darunter sechs Operateure, seien adaequate Arbeitsplaetze bei Bonndata sowie entsprechende Umschulungsmassnahmen angeboten worden.

Mit dem Abschalten der Mainframes sagen die Bonner dem RZ-Geschaeft nun endgueltig adieu. Fuer 36 Kunden, unter ihnen Ministerien, Grossunternehmen und Institutionen, die das Rechenzentrum von Bonndata als Ausweichstation fuer den Katastrophenfall nutzten, bietet das Unternehmen zusammen mit IBM verschiedene Optionen. Die Sicherheit der Informationsverarbeitung bleibe, so Knuefermann, fuer alle Kunden gewaehrleistet.

Laut Geschaeftsfuehrung will Bonndata sich kuenftig verstaerkt auf das eigentliche Kerngeschaeft, die Anwendungsentwicklung, konzentrieren. Die Deutsche-Herold-Tochter, die im Geschaeftsjahr 1993/94 rund 100 Millionen Mark umsetzte, erwirtschaftete bisher zirka 85 Prozent ihres Umsatzes als Dienstleister fuer den Mutterkonzern. An dieser starken konzerninternen Ausrichtung wollen die Verantwortlichen auch weiterhin festhalten.

Befuerchtungen, neben dem Hardware-Business in Zukunft auch im Bereich der Anwendungsentwicklung im Konzern zurueckstecken zu muessen, hegt das Bonndata-Management nicht. Ein Sprecher sagte, das applikationsspezifische Know-how im Versicherungswesen sei fuer den gesamten Konzern unverzichtbar.