Mainframes: Totgesagt, aber lebendig

26.07.2007
IBM-Manager haben auf dem "System z Summit" in New York über das Geschäft mit Mainframes gesprochen. Demnach müssen Anwender nicht fürchten, dass Großrechner aussterben werden.

Bereits im April 2007 hatte Robert Hoey im Gespräch mit der computerwoche gesagt: "Der Mainframe ist eine wachsende Plattform". Hoey ist bei IBM als Vice President für den weltweiten Vertrieb von Mainframes zuständig. Vor Industrieanalysten erklärte der IBM-Manager nun in New York, weltweit besitze Big Blue rund 10 000 Großrechnerinstallationen. Installationen definiert der Hersteller nicht als die Zahl der Kunden, die einen Mainframe nutzen. Vielmehr kann es sein, dass etwa ein großer Konzern in drei Rechenzentren Großrechner einsetzt - IBM würde solch eine IT-Topologie dann als drei Installationen rechnen.

Ein Drittel dieser Installationen sind bei Unternehmen aus dem Finanzdienstleistungssektor implementiert. Zählt man das Versicherungswesen und verwandte Branchen hinzu, so ist weltweit rund die Hälfte aller Großrechner hier installiert.

Software ist der Schlüssel

65 Prozent aller Umsätze erzielt IBM im Mainframe-Geschäft mit der entsprechenden Software. Nicht überraschend steckt Big Blue deshalb auch den Löwenanteil seiner Investitionen für den Mainframe-Bereich in die Softwareentwicklung.

Big Blue lässt sich die Forschung und Entwicklung in der Großrechnersparte Jahr für Jahr rund 1,2 Milliarden Dollar kosten. Bei der Software ist insbesondere ein 2006 gestartetes und auf fünf Jahre angelegtes Projekt zu nennen. Hier sollen Tools entworfen werden, die es Anwendern zum einen erleichtern, ihre Mainframes zu handhaben und zu verwalten. Zum anderen will IBM die Anmutung der Benutzeroberflächen an die Server-Umgebungen von Windows, Linux und Unix anlehnen. So soll es zum Beispiel für Anwenderunternehmen einfacher werden, Mitarbeiter aus- und weiterzubilden, die nicht in der Legacy-Umgebung groß geworden sind, also keine Erfahrung mit Großrechnern besitzen.

Für IBM ist das Mainframe-Segment ein lohnendes Geschäft. Zwar steigen die Verkäufe jährlich lediglich um rund fünf Prozent (wobei die vergangenen Quartale erheblich über diesem Wert lagen), trotzdem ist der Return on Investment in das Großrechnersegment, erklecklich. IBM schweigt sich zwar auch über solche Zahlen aus. Marktexperten gehen aber davon aus, dass IBMs Bruttogewinn im Mainframe-Bereich zwischen 85 und 90 Prozent liegen könnte.

Einer der wesentlichen Faktoren für das Mainframe-Revival ist eine technische Entwicklung, die bei IBM unter der Bezeichnung Special Engines läuft. Hierbei handelt es sich um Spezialprozessoren, die für bestimmte Aufgaben entwickelt wurden. Der "System z9 Application Assist Processor" (zAAP) beispielsweise stellt unter dem z/OS-Mainframe-Betriebssystem auf der System-z-Plattform eine Java-Ausführungsumgebung bereit. IBM verspricht hier, dass Anwender mit diesem zAAP die IT-Kosten etwa für den Websphere-Application-Server und andere auf Java basierende Anwendungen senken können.

Der Prozessor Integrated Facility for Linux (IFL) wiederum ist auf Linux-Workloads zugeschnitten. Mit diesem technischen Dreh ließen sich, so IBM, zusätzliche Verarbeitungskapazitäten implementieren, ohne dass dies Auswirkungen auf das MSU-Rating oder die IBM-System-z-Modellbezeichnung haben würde. Das bedeutet, dass der Ausbau eines System-z-Mainframes um einen IFL-Prozessor nicht notwendigerweise zu einer Steigerung der Kosten für System-z-Software führt, die wiederum auf dem Großrechner auf Standardprozessoren ausgeführt wird. Mit dem "System z9 Integrated Information Processor" (zIIP) lassen sich darüber hinaus Anfragen in IBMs Großrechnerdatenbank DB2 beschleunigen.

Nur ein Viertel der Kosten

Die Spezialprozessoren kosten nur rund ein Viertel der Standard-Mainframe-CPUs. Nicht überraschend ist deshalb die Wachstumsrate für die installierte Basis der Mainframes mit Spezialprozessoren auch größer als die Steigerungsrate für die gesamte installierte Großrechnerbasis.

Im ersten Vierteljahr 2007 hat IBM mit Spezialprozessoren weltweit insgesamt rund 1,7 Millionen Mainframe-MIPS verkauft. Mainframe-MIPS sind eine in der Branche geläufige Berechnungsgrundlage, um die Steigerungsrate der Rechenleistungskapazität für Großrechner insgesamt anzugeben, die aus den Mainframe-Systemverkäufen eines Quartals resultieren. 1,2 Millionen MIPS entfallen dabei auf IFL-Prozessoren, die unter Linux laufen. Jeweils 100 000 MIPS verkaufte IBM mit zAAPs und zIIPs.

Jim Stallings, General Manager der System-z-Mainframes, sagte in New York, dass IBM mittlerweile ungefähr ein Viertel seiner gesamten Mainframe-MIPS in Linux-Workload-Umgebungen verkauft. (jm)