Das Rad wird oft neu erfunden

Mainframes sind billiger als die meisten Alternativen

29.08.1997

CW: Wann entschieden Sie sich, wieder ins Mainframe-Geschäft einzusteigen?

Amdahl: Tatsächlich habe ich es nie verlassen. Aber Anfang der 90er Jahre war das Interesse an Mainframes praktisch auf Null gesunken, und es war schwierig, Geld für ein neues Unternehmen aufzutreiben.

CW: Beurteilen Sie den Markt nun als stärker?

Amdahl: Wenn Sie versuchen, abzuschätzen, wie viele der Mainframes von verteilten Systemen abgelöst wurden, kommen Sie auf einen Satz von etwa zwei Prozent. Allein mit der Konvertierung der alten Legacy-Software im Wert von über einer Billion Dollar auf eine andere Plattform wäre es nicht getan.

CW: Wie, glauben Sie, schlagen sich heutige Mainframes gegen verteilte Systeme?

Amdahl: Der Mainframe ist insgesamt kostengünstiger als die meisten Alternativen - und unser System CDS-2000 ist billiger als die meisten Mainframes. Ich bin überrascht über die Vielzahl der Dinge, die die Computerindustrie für andere Plattformen neu erfindet. Die Leute haben oft keine Ahnung, was in Großrechnern schon alles verwirklicht wurde, und hinken dann technologisch Jahrzehnte hinter Mainframe-Techniken hinterher.

CW: Wie kam es zur Entwicklung des CDS-2000?

Amdahl: Er war eigentlich gar nicht als marktreifes Produkt geplant. Wir wollten nur eine Teststation für unsere neuentwickelte I/O-Struktur entwerfen. Aber dann erkannten wir, daß sich die Maschine sehr gut für das Problem 2000 eignet. Es gibt einige 10000 alte IBM-Rechner, deren Betriebssystem nicht für das Jahr 2000 umgestellt wird. Diese Anwender brauchen eine einfache Teststation für ihre Änderungen.

CW: Sie haben mit der Amdahl Corp. eine Vertriebs- und Wartungsvereinbarung über die CDC-2000-Systeme geschlossen. Bleiben diese Verträge auch nach der Übernahme von Amdahl durch Fujitsu gültig?

Amdahl: Ja. Tatsächlich könnte die Übernahme für uns sogar positiv sein, da Fujitsu möglicherweise globaler agieren kann als Amdahl.

CW: Sind Sie traurig darüber, daß Ihr altes Unternehmen seine Unabhängigkeit verliert?

Amdahl: Als ich 1979 Amdahl verließ, da hatte ich das Gefühl, mein Baby verloren zu haben.

CW: Wie beurteilen Sie den zukünftigen Markt für S/390-Systeme?

Amdahl: Es wird sicher einige Applikationen geben, die man von den großen Mainframes verlagern will. Da aber Großrechner immer billiger werden, bietet es sich für diese Fälle an, kleinere Mainframes einzusetzen, die beispielsweise Lotus Domino oder andere Einzelapplikationen verarbeiten.