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Mainframe-Spezialisten sterben aus

25.10.2004
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Auch die Hochschulen hätten zu der Misere beigetragen, klagt IBM-Manager Ley. Die meisten Institute weigerten sich, einschlägige Kenntnisse zu vermitteln oder sich überhaupt mit dem Thema zu befassen. Zu den wenigen Mainframe-Protagonisten in der deutschen Hochschulszene gehört Wilhelm Spruth vom Institut für Informatik der Universität Leipzig. "Das Problem der Altersstruktur ist allgemein bekannt", so seine Erfahrung. Dennoch sieht er zwei widersprüchliche Phänomene: Einerseits erhielten Schulungsanbieter wie Unilog Integrata derzeit kaum Aufträge. Andererseits verkaufe IBM "wie verrückt" Mainframes. Tatsächlich steigerte der Konzern im zweiten Quartal 2004 den Großrechnerumsatz gegenüber dem Vorjahr um satte 40 Prozent. Kunden ersetzen in der Regel ältere Maschinen oder bauen die Rechenleistung aus.

Der Bedarf an Mainframe-Spezialisten werde gegenwärtig noch größtenteils durch IT-Freiberufler gedeckt, erklärt Spruth den Widerspruch. Hinzu komme, dass neue Mainframe-Anwendungen, etwa unter Linux oder im SAP-Umfeld, relativ wenig manuellen Aufwand verursachten. Zahlreiche IT-Konsolidierungsprojekte wie die Zusammenlegung von Rechenzentren haben das Problem in den vergangenen drei bis vier Jahren entschärft, ergänzt Ley. Immer wieder seien dabei Fachkräfte freigesetzt worden. Dennoch gibt er zu bedenken: "Diese Entwicklung hat irgendwann ein Ende."

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