Mainframe-Profis selbst ausbilden

10.04.2007
Mit den Großrechnern altern auch die zugehörigen Spezialisten. Wenn Unternehmen in dem Bereich Nachwuchs suchen, müssen sie selbst ausbilden oder Mitarbeiter weiterqualifizieren.

Von den weltweit mehr als 25.000 im Einsatz befindlichen Großrechnern laufen allein 3000 in Deutschland – hier vor allem in Banken, Versicherungen und bei Telekommunikationsanbietern. In vielen Unternehmen wurden die Spezialisten Anfang der 80er Jahre eingestellt und stehen heute kurz vor der Rente. Nachwuchs ist rar. Die Antworten auf die "Frage der Woche" auf Computerwoche.de verdeutlichen diesen Trend: Rund zwei Drittel der Befragten, die Mainframes im Einsatz haben, bestätigten, dass den IT-Abteilungen die Experten für Großrechner fehlen.

„Doch junge Informatiker kennen Großrechner oft nur vom Hörensagen“, berichtet Wilhelm Spruth, Professor am Institut für Informatik der Universität Leipzig und Experte für Großrechner. Im Informatikstudium lernen die Studierenden kaum noch etwas über die Architektur von Mainframes und über Programmiersprachen, die bei Großrechnern zum Einsatz kommen. Spruths Institut betreibt den einzigen Großrechner Europas, der ausschließlich für Ausbildungszwecke zur Verfügung steht.

Die komplexen IT-Systeme und die fortschreitende Integration in heterogene Umgebungen stellen künftig die wichtigsten Herausforderungen für die Mainframe-Experten dar. Zudem müssen sie neue Web-Services und Browser-basierende Oberflächen in vorhandene Anwendungen integrieren. Eine gut ausgebildete Fachkraft benötigt mindestens zwei bis drei Jahre Praxiserfahrung, um eigenständig in dem Bereich arbeiten zu können. Das verstärkt wiederum den Druck auf Unternehmen, früh mit der Suche nach geeignetem Personal zu beginnen.

Auch Chancen für Quereinsteiger

Nicht nur für große, sondern auch mittelständische Unternehmen entwickelt sich der Fachkräftemangel zum Problem. Die Technoservice Solutions AG aus Dreieich beschäftigt 100 Mitarbeiter und bietet IT-Dienstleistungen für den ausfallsicheren Betrieb von Großrechnersystemen an. Technoservice-Vorstand Günther de las Heras bestätigt, dass der Markt für einschlägige Services wächst und darum nach Personal mit Mainframe-Wissen gesucht wird. Großrechnerprofis sollten nicht nur über reines Technikwissen, sondern auch über Kommunikationsfähigkeit und eine starke Kundenorientierung verfügen, wenn sie für einen Dienstleister arbeiten. „Aber auch Quereinsteiger haben derzeit gute Chancen, solange sie ein solides Basiswissen und die notwendige Begeisterung mitbringen“, erläutert de las Heras. „Ein abgeschlossenes Hochschulstudium in Informatik oder Mathematik ist für unsere Bewerber zwar von Vorteil, aber nicht zwingend notwendig.“

Anbieter wie Technoservice setzen auf eigene Ausbildungsprogramme: Hierzu gehören externe Seminare der Hardwarehersteller gleichermaßen wie interne Weiterbildungen, bei denen Mitarbeiter ihre Erfahrungen mit Mainframe-Systemen an die Neulinge weitergeben. Die Motivation und das Engagement für die Ausbildung sowie die Bereitschaft zum ständigen Hinzulernen müssen hierbei von den Mitarbeitern selbst kommen. Neben technischen Schulungen gibt es bei Technoservice auch Persönlichkeitstrainings. Hierbei lernen die Mitarbeiter, wie sie in speziellen Kundensituationen angemessen reagieren. Die Themen reichen von Tipps für die Kommunikation, über Verhaltensweisen als Dienstleister bis hin zum Aneignen spezieller Beratungsfähigkeiten. Auch die Herangehensweise der Mitarbeiter an Projekte ändert sich durch die Workshops. Die Mitarbeiter bekommen ein Gefühl dafür, ihre Arbeit auch aus Sicht des Kunden zu betrachten und zu gestalten. (am)