Nach dem Acadia-Deal

Mainframe-Geschäft im Wandel

13.11.2009
Von 
Dr. Klaus Manhart hat an der LMU München Logik/Wissenschaftstheorie studiert. Seit 1999 ist er freier Fachautor für IT und Wissenschaft und seit 2005 Lehrbeauftragter an der Uni München für Computersimulation. Schwerpunkte im Bereich IT-Journalismus sind Internet, Business-Computing, Linux und Mobilanwendungen.
Wachsamkeit ist angesagt bei IBM, Fujitsu und HP, den Vorreitern und "Großgrundbesitzern" der Mainframe-Landschaft: Die Bundle-Angebote der neuen Koalition von Cisco, EMC und VMware könnten die Szene verändern.
IBM-Manager Gunter Dueck fordert, die IT-Industrie müsse Rechenpower und Speicherplatz so billig machen wie Amazon oder Google.
IBM-Manager Gunter Dueck fordert, die IT-Industrie müsse Rechenpower und Speicherplatz so billig machen wie Amazon oder Google.

Wie berichtet haben Cisco, EMC und VMware mit "Acadia" ein Joint Venture gegründet, um die Implementierung virtualisierter Rechenzentren voranzutreiben. Dabei geht es um die Dominanz auf einem Markt für Infrastrukturtechnologie, der 350 Milliarden Dollar per anno wert ist. Laut McKinsey entfällt die Hälfte davon auf Produkte, die andere Hälfte auf Dienstleistungen und Arbeitsaufwand. Bis zum Jahr 2015 werden voraussichtlich 85 Milliarden Dollar jährlich allein für Virtualisierungs- und Cloud-Technologie ausgegeben.

Kuchen aufteilen

Jetzt gilt es, diesen Kuchen neu aufzuteilen. Im Mittelpunkt der Acadia-Initiative steht ein proprietäres Angebot aus Ciscos neuem Server UCS (Unified Computing System auf Intel x86-Basis), Cisco-Switchen, EMC-Speicher (Symmetrix V-Max und CLARiiON), EMC-Security (RSA) und der VMware vSphere-Plattform. Die gemeinsam entwickelten Produkte fasst die Allianz unter dem Namen "Vblock Infrastructure Packages", kurz Vblock zusammen. Zwar gibt es alle Teile dieser Infrastruktur-Pakete auch einzeln von den jeweiligen Herstellern. In der Zusammensetzung als Vblock 2, Vblock 1 oder Vblock 0 und den damit verbundenen Dienstleistungen, bis hin zur Implementierung durch Acadia, allerdings nur über die neue VCE-Koalition.

Noch spärlich: Außer einem Marketing-Video ist auf der Acadia-Website nicht viel zu sehen.
Noch spärlich: Außer einem Marketing-Video ist auf der Acadia-Website nicht viel zu sehen.

Vblock 1, die mittlere Konfiguration mit CLARiiON, unterstützt 800 bis 3.000 virtuelle Maschinen, Vblock 2, die Highend-Konfiguration mit Symmetrix V-Max, sogar bis zu 6.000. Die Einstiegsversion Vblock 0, die 300 bis 800 virtuelle Maschinen unterstützt, wird erst nächstes Jahr herauskommen.

Bis zu 12.000 VMs

Laut EMC-Mann Marc-Philipp Kost, Business Manager VMware und Cisco bei EMC Deutschland, sei es schon heute in großen Unternehmen üblich, bis zu 12.000 virtuelle Maschinen anzulegen. Die sich daraus ergebenden Fragen von Hochverfügbarkeit, Ausfallsicherheit und Disaster Recovery habe VMware mit vSphere inzwischen gelöst, außerdem stünden weiterhin bewährte Methoden wie Cluster oder RAID zur Verfügung.

EMC hat die Management-Suite Ionix mit "Unified Infrastructure Manager" an die neuen Vblock-Angebote angepasst. Weitere Vblock-Pakete sind in Vorbereitung, darunter solche für Shared Services, verschiedene Anwendungen und vertikale Industriebereiche.

Gefordert sind jetzt HP und IBM. HP hat bereits mit der Converged Infrastructure als Konzept auf Acadia gekontert. Die Mainframe-Strategen bei IBM planen ebenfalls neue Cloud-Infrastruktur-Angebote nach dem Motto "Cloud und Virtualisierung über alles". Dementsprechend ist auch Gunter Dueck, IBM-Fellow und offizieller Propagandist der hauseigenen Smarter Planet Vision einer intelligent vernetzten Welt, von der Forderung begeistert, die IT-Industrie müsse Rechenpower und Speicherplatz so billig machen wie Amazon oder Google.