Begriff ist nicht eindeutig definiert

Mailbox-Systeme eignen sieh als Add-on m der Vernetzung

20.11.1992

Mailboxen entwickeln sich zu einem nützlichen Instrument der elektronischen Kommunikation nicht nur im privaten, sondern auch im gewerblichen Sektor. Paul Maciejewski eröffnet sowohl grundsätzliche Aspekte als auch die Nutzungsmöglichkeiten dieser Informationstechnik.

Eine Mailbox, die im Englischen als Electronic Bulletin Board System bezeichnet wird, bietet für gewöhnlich die drei folgenden Funktionen:

- Electronic Mail: Unter Electronic Mail versteht man die Möglichkeit, Briefe oder Texte innerhalb eines Mailbox-Systems zu versenden beziehungsweise zu empfangen. Es wird in der Regel zwischen Mailboxen im privaten und solchen im öffentlichen Bereich unterschieden. Letztere nennt man auch Briefkästen.

- File Transfer: Per File Transfer lassen sich Dateien oder Programme über die Mailbox versenden. Mailbox-Systeme sind heute schon mit mehreren GB für das Downloading - das Laden der Dateien von einem Mailbox-Rechner auf den lokalen Computer - im Angebot. File Transfer ist jedoch nur dann ohne größeren Aufwand möglich, wenn diese Funktion in der Mailbox sowie in der DFÜ-Software des Benutzers vorgesehen ist. Heute unterstützen jedoch nahezu alle Systeme den File Transfer.

- Chat (Online-Konferenz): Eine weitere Funktion der Mailbox ist das Online-conferepcing.

Voraussetzungen für die Meilbox-Nutzung

Da der Begriff Mailbox jedoch nicht eindeutig normiert ist, kann ein System, das die genannten Funktionen nicht alle Schaltet, trotzdem als Mailbox bezeichnet werden. Die Mailbox-Nutzung setzt als Hard- beziehungsweise Softwarekomponenten Computer oder Terminal, Modern, Telefonanschluß und DFÜ-Software voraus, wobei inzwischen drei Arten der Mailbox-Anwendung zu trennen sind:

- Private beziehungsweise semiprofessionelle Mailboxen, für die im Regelfall keine Dienstleistungen angeboten werden. Auch die Möglichkeiten, sich international zu engagieren, sind in diesem Fall begrenzt.

- Betriebsinterne Mailboxen, die Unternehmen aus verschiedenen Gründen unterhalten: zum einen, um eigene Daten zwischen Werken, die unter Umständen in verschiedenen Zeitzonen liegen, auszutauschen, zum anderen, um Kunden zu betreuen. Speziell in der Kundenbetreuung finden Mailboxen immer häufiger ihr Einsatzfeld.

- Kommerzielle Mailboxen sind Systeme, die Dienstleistungen der breiten Öffentlichkeit anbieten, mit dem Zweck, Gewinne zu erwirtschaften. Es handelt sich hier also um rein

wirtschaftliche Interessen, die der Mailbox-Betreiber verfolgt. Die Idee zu kommerziellen Mailboxen ist bereits in den späten 60er Jahren entstanden. Damals wollte man Unternehmen und Privatleuten einen kostengünstigen Zugriff auf Großrechner und Datenkommunikations-Leitungen ermöglichen.

Im Laufe der Zeit entwickelten zahlreiche Anbieter die unterschiedlichsten Dienste, wobei international vor allem die US-amerikanischen Anbieter dominieren.

Aber auch in Deutschland sind zwischenzeitlich mehrere Betreiber am Markt, zum Beispiel Geonet, Deutsche Mailbox, MSN, Com.Box. Auch die Deutsche Bundespost betreibt mit Btx, dem künftigen Datex-J, eine kommerzielle Mailbox.

Der Leistungsumfang von kommerziellen Mailboxen ist heute schon nahezu unerschöpflich, Dem Benutzer stehen in der Regel folgende Dienste zur Verfügung:

- Mitteilungsversand: Hierbei können Kunden Nachrichten an mehrere Teilnehmer gleichzeitig schicken, zum Beispiel über eine Verteilerliste. Der Mitteilungsversand

ermöglicht meist, Telefaxe und Telexe an ,jeden Anschluß der Welt zu senden. Der Empfang der Meldung wird quittiert.

- Brettbereich: Hier sind zahlreiche Firme als Informationsanbieter vertreten. Aus der

warebranche sind beim US-Anbieter Compuserve zum, Beispiel Microsoft, Borland, Nantucket, Novell, Lotus, Wordperfect, Wordstar, Autodesk, Aldus, Adope, Digital Research, Oracle, Symantec, Quaterdeck, Fox und Central Point vertreten. Dadurch hat der Mailbox-Nutzer unter anderem die Möglichkeit, Kontakte zu Software-Entwicklern zu knüpfen.

Weitere Foren, so heißen die einzelnen Abteilungen mit Hard- und Softwarethemen, finden sich etwa bei IBM, Hewlett-Packard, Apple, Intel, DEC, 3Com, Xerox, Zenith, Commodore, Dell, Atari oder Epson. Ein Forum ist eine elektronische Pinnwand, an der die jeweiligen Anbieter entsprechend ihrer Produktpalette Auskunft über Neuerungen oder Fehler und deren Behebung geben sowie spezielle Treiber für Grafikadapter, Tastaturen oder Patches zum Download per Modem zur Verfügung stellen. Die Teilnehmer können die Firmen auch direkt zu bestimmten Problemen schriftlich befragen,

Neben den Foren sind zum Beispiel Weitere 1700 Datenbanken per Modem zur Recherche erreichbar. Es handelt sich dabei um Datenbanken aus allen Bereichen der Wirtschaft, Naturwissenschaften und Technik. In der Magazine Database Plus finden sich über 100 000 Volltext-Artikel etwa 100 verschiedener amerikanischer Fachzeitschriften.

Schnelle Übertragung und geringe Kosten

Für den Computer und Kommunikationsbereich gibt es die Computer Database Plus und das Computer Directory, in dem über 55 000 Produkte mit ihren Features und Herstellerangaben gespeichert sind.

Insgesamt stellt die Mailbox in vielen Bereichen eine sinnvolle Art der Vernetzung dar. Gründe für ihre zunehmende Verbreitung sind der Zugriff auf extern vorhandene Daten und deren Aktualität, schnelle Übertragung, geringe Kosten, Erreichbarkeit rund um die Uhr, Flexibilität, da sich Mailboxen nach Anwenderbedürfnissen einrichten lassen, Vielzahl der Dienste, weltweite Kommunikation, geringe Hardware-Voraussetzungen sowie einfache Handhabung.

Professor Paul Maciejewski lehrt an der Fachhochschule Pforzheim