Great-Place-to-Work-Sieger

MaibornWolff setzt auf Mitmachkultur

23.02.2014
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Unter den Unternehmen mit 101 bis 500 Mitarbeitern ging MaibornWolff als bester ITK-Arbeitgeber hervor. Der Münchner IT-Dienstleister, der vor 25 Jahren gegründet wurde, überzeugte im diesjährigen Great-Place-to-Work-Wettbewerb mit einer großen Mitmachkultur. Diese wiederum beruht auf überdurchschnittlicher Förderung und großem Freiraum für die Mitarbeiter.

115 Menschen beschäftigen die Münchner mittlerweile, allein im vergangenen Jahr schufen sie 31 neue Stellen, und keiner ihrer Beschäftigten hat das Unternehmen verlassen. Eine Zwischenbilanz, auf die Volker Maiborn und Jens Rieger, zwei der vier Geschäftsführer von MaibornWolff in doppelter Hinsicht stolz sind. Zum einen beruht das Wachstum auf geschäftlichem Erfolg, zum anderen zeigt ihnen eine Fluktuationsrate von null Prozent, dass sie die besondere Arbeitskultur, die sie zum zweiten Mal in Folge zum Sieger im Great-Place-to-Work-Wettbewerb machte, dem schnellen Wachstum zum Trotz bewahren konnten.

Das ging nicht von selbst, sondern wie vieles bei MaibornWolff mit Hilfe der Mitarbeiter. Diese schälten in einem Workshop zusammen mit externen Beratern zwei für das Arbeitsklima entscheidende Fragen heraus: "Wie erhalten wir es, dass sich alle gegenseitig kennen? Und wie bleiben alle informiert?" In der Folge organisierte MaibornWolff für Einsteiger zwei Mal im Jahr eine Auftaktveranstaltung, in der diese über Bereiche, Methoden, Prozesse und die spannendsten Projekte informiert werden. Ein Mentor für die ersten sechs Monate und Gespräche mit zwei von vier Geschäftsführern gehören zum neuen "Onboarding", sagt Rieger. Er selbst geht gern mit dem neuen Mitarbeiter essen, um sich mit ihm eineinhalb Stunden auszutauschen. Zeitintensiv sind auch die Vorstellungsgespräche, so Rieger weiter: "Wir nehmen uns viereinhalb Stunden Zeit für jeden Bewerber. Viereinhalb Stunden, in denen keine Seite etwas vorspielen kann. Die Bewerber sollen fühlen, wer wir sind und wie wir zusammen arbeiten.“ In den Gesprächen mit künftigen Vorgesetzten, erfahrenen Mitarbeitern und Kollegen, die selbst noch nicht lange dabei sind, erhalten sie ungeschönten Einblick in ihre künftigen Aufgaben – Berater müssen reisen –, und ein offenes Feedback. Im positiven Fall bekommen sie gleich den Arbeitsvertrag.

Die vier Geschäftsführer von MaibornWolff (von li.): Jens Rieger, Holger Wolff, Alexander Hofmann, Volker Maiborn.
Die vier Geschäftsführer von MaibornWolff (von li.): Jens Rieger, Holger Wolff, Alexander Hofmann, Volker Maiborn.
Foto: MaibornWolff GmbH

Informieren und austauschen können sich alle Mitarbeiter persönlich in der Freitagsrunde. Auch dieses wöchentliche Standup organisiert ein Mitarbeiterteam, das die Themen festlegt und mit kreativer Ansprache die Neugier der Kollegen weckt: Die Einladungen kommen jedes Mal in anderer Verpackung daher, ob im Fußball- oder Formeleinsjargon oder mit Anspielung auf den Film "Kevin allein zu Haus", wenn die Chefs einmal nicht teilnehmen können. Das große Engagement der Mitarbeiter für das Ganze ist bei MaibornWolff Programm, andere Teams kümmern sich um das Sommerfest, den Oktoberfestbesuch, Wander- oder Skitage, was wiederum den Zusammenhalt fördert. Geschäftsführer und Mitgründer Volker Maiborn freut das: " Diese Leidenschaft kommt aus eigenem Antrieb heraus. Das strahlt auf andere Mitarbeiter aus. Eine Mitmachkultur können Manager nicht verordnen. Sie können sie aber fördern und den Mitarbeitern den entsprechenden Freiraum geben." Das Team, das zum Beispiel die Auftaktveranstaltung auf die Beine stellte, brauchte 20 Manntage dafür.

Viel Freiraum und viel Weiterbildung

Freiraum, aber auch Wertschätzung vermissen viele Mitarbeiter, die unzufrieden mit ihrem Arbeitgeber sind. Dabei müssten Unternehmen nicht immer viel Geld in die Hand nehmen, um ihre Anerkennung auszudrücken. Das zeigt die jüngste Idee der Münchner: MaibornWolff lud die Eltern ihrer Mitarbeiter zum Elternabend ein. Thema: Wo und was arbeitet mein Kind eigentlich? Aus der ganzen Republik reisten über 60 Mütter und Väter an, der Abend dauerte bis 23 Uhr, und die Eltern freuten sich, auf sehr klaren Folien veranschaulicht zu bekommen, was hinter IT-Beratung, Softwareentwicklung oder Testing steckt. Dazu Maiborn: "So eine kleine Idee wurde zu einem unglaublichen Erfolg. Mit dieser Aktion zeigen wir, dass wie den Mitarbeiter nicht nur als Softwareentwickler, sondern als Menschen mit sozialem Kontext wahrnehmen."

Viel investiert Maiborn Wolff in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Jeder hat ein Budget in Höhe eines Bruttomonatsgehaltes im Arbeitsvertrag verankert, zur Wahl stehen 40 verschiedene Kurse und Trainings, die Mitarbeiter zu Themen wie Mobile, Testing oder Marketing selbst entwickelt haben. Einmal im Jahr gibt es für die ganze Firma einen Workshop. "Unser starkes Engagement ist keine reine Menschenfreundlichkeit, sondern hat einen ökonomischen Nutzen", kommentiert Maiborn. "Wir wollen unsere Mitarbeiter so qualifiziert halten, dass wir sie jederzeit wieder einstellen würden. Die Mitarbeiter gut zu behandeln und auch Geld zu verdienen ist kein Zielkonflikt, sondern ersteres bedingt den geschäftlichen Erfolg."

Weiterbilden sollen sich übrigens auch die Führungskräfte. Allerdings bleibt dafür im Projektgeschäft oft zu wenig Zeit, räumt Jens Rieger ein: "Wir haben unsere Ansprüche an die Führungskräfte hinterfragt und gemerkt, dass wir von den Bereichsleitern, die wie wir Geschäftsführer alle noch im Projektgeschäft tätig sind, 120 Prozent erwarten. Das ist zuviel, da müssen Aufgaben reduziert oder abgegeben werden." Mittlerweile zieht sich jede Führungskraft einmal im Jahr zu einem Denktag abseits von Büro, Familie und Smartphone zurück, um aus der Distanz eine Lösung zu finden.

Rankings: Alle 50 besten ITK-Arbeitgeber 2014