Herstellerspezifische Parasiten in Auftrag gegeben

Mafia-Marketing in Japan: Mit Viren gegen die Konkurrenz

01.06.1990

TOKIO (IDG) - Was manche schon seit einiger Zeit befürchten, ist in Japan jetzt offenbar Realität geworden: Konkurrenzkampf per Sabotage. Ein Vertreter eines größeren PC-Herstellers soll eine Gruppe jugendlicher Programmierer beauftragt haben, Viren zu entwickeln, die ausschließlich Sharp-PCs befallen.

Wie die Vereinigung der japanischen Computerclubs mitteilte, nahm der Mann im Frühjahr über ein Mailbox-System Kontakt zu einem Studenten auf; später trafen die beiden sich in der Gegend von Osaka. Der Computermann erzählte ihm, daß für die Entwicklung der Viren eine Gruppe von Leuten engagiert werden solle.

Nach der Lieferung der fertigen Viren überwies er dem Studenten, der die Sache jetzt gestand,

25 000 Yen (etwa 275 Mark); andere Projektmitglieder erhielten angeblich ebenfalls Geld.

Die Viren, Naniwa Nr. 1 und Naniwa Nr. 2, tauchten im April auf. Sie befallen eine Version von "Farside Moon", einem Spiel, das auf dem Sharp X- 68000 läuft.

Wie es heißt, kann etwa die Hälfte der bislang ausgelieferten 100 000 PCs dieses Typs infiziert werden. Naniwa Nr. 1 soll ab Juli monatlich aktiv werden und die Dateien auf der Spieldiskette löschen; angeblich kann es jedoch auch die Hardware beschädigen. Spiele-Hersteller Art Dink reagierte schnell: Er tauscht infizierte Disketten um und verteilt ein Antivirus-Programm. Derzeit untersucht die japanische Polizei den Fall. Weder der Name des Mannes noch der seiner Firma, die nichts davon gewußt haben will, wurden bekanntgegeben.