Maerkte fuer Workstations und Netzdienste heben ab Deutscher IT-Markt waechst 1995 auf knapp 80 Milliarden Mark

13.10.1995

FRANKFURT/M. (CW) - Der hiesige Markt fuer informationstechnische Hardware, Software und Dienstleistungen wird sich im laufenden Jahr um 7,2 Prozent auf 79,5 Milliarden Mark ausweiten. Dem Fachverband Informationstechnik im VMDA und ZVEI zufolge, der diese Zahlen in seinem Halbjahresbericht vorlegte, wurde nur 1988 ein hoeheres Wachstum erzielt.

Mit diesem Plus lebten zwar die alten Goldgraeberzeiten nicht wieder auf, aber die "Informationstechnik kommt allmaehlich richtig in Schwung", freute sich Joerg Menno Harms, Vorstandsvorsitzender des Fachverbandes Informationstechnik. 1996 erwartet der Verband eine nochmalige Steigerung um knapp sieben Prozent auf ein Marktvolumen von rund 85 Milliarden Mark. Diese Zuwaechse duerften sich mittelfristig halten lassen, so dass die 100-Milliarden-Mark- Grenze noch vor der Jahrhundertwende erreicht werden koenne. "Der tiefe Knick, unter dem die Branche 1993 litt, ist ueberwunden", sagte Harms.

Vor zwei Jahren war das Marktwachstum kurzzeitig auf ein Prozent gefallen, die Hardwareproduktion am deutschen Standort um 14 Prozent geschrumpft. Die Erholung setzt allerdings bereits 1994 wieder ein.

Als groesste Ueberraschung bezeichnete Harms die Trendwende im Hardwaremarkt. Er waechst erstmals - vor allem dank PCs und PC- Druckern - seit den 70er Jahren wieder schneller als der Softwaresektor. Fuer 1995 erwartet der Fachverband hier eine Steigerung um zehn Prozent auf 34,2 Milliarden Mark. Dem stehen Zuwaechse um acht Prozent auf 18,7 Milliarden Mark im Software- und um vier Prozent auf 22,2 Milliarden Mark im Dienstleistungsmarkt gegenueber.

Fuer 1996 stellt sich die Situation den Prognosen zufolge aehnlich dar. Demnach nimmt die Hardware um 8,5 Prozent auf 37 Milliarden Mark, die Software um acht Prozent auf 20 Milliarden und die Services um 4,3 Prozent auf 23 Milliarden Mark zu.

Bessere Bedingungen gefordert

Neben den PCs, fuer die heuer rund zwoelf Milliarden Mark ausgegeben werden, "heben die Maerkte fuer Workstations und Netzwerkdienste foermlich ab", meinte Harms. Im laufenden Jahr rechnen die Auguren mit einem 20-Prozent-Plus bei Workstations, deren Marktvolumen auf vier Milliarden Mark anwachsen duerfte. Fuer 1996 wird ein Zuwachs von 15 Prozent prognostiziert. Die Netzwerkdienste werden jeweils um 24 Prozent zulegen.

Den einzigen Schatten auf Harms' positive Bilanz werfen Grossrechner und Wartungsdienste. Im Mainframe-Sektor muss - nach einem Volumen von vier Milliarden Mark und einem Minus von 7,7 Prozent im vergangenen Jahr - 1995 und 1996 mit einem jaehrlichen Rueckgang von fuenf Prozent gerechnet werden. Der 1995 erzielte Wartungsumsatz von 7,7 Milliarden Mark sinkt in den naechsten beiden Jahren um zwei Prozent per annum.

Eine Umfrage unter den Mitgliedern des Fachverbandes hat ergeben, dass das 1995 realisierbare Produktionswachstum bei etwa fuenf Prozent und damit deutlich unter dem Marktzuwachs liegt.

Die Erhaltung von Arbeitsplaetzen in der Produktion koenne aber nur gelingen, wenn bessere Rahmenbedingungen geschaffen wuerden. Im Augenblick, bedauerte Harms, sei eher das Gegenteil der Fall. Als Beispiel fuehrte er eine Entscheidung des EU-Nomenklaturausschusses an, der CD-ROM-Laufwerke in Zukunft als Videorekorder klassifiziert sehen moechte: "Wird die Entscheidung umgesetzt, steigt der offizielle Importzoll von augenblicklich 3,9 auf stolze 14 Prozent", beschwerte sich Harms. Da europaeische IT-Anbieter 80 Prozent aller CD-ROM-Laufwerke importieren muessten, wuerden Multimedia-PCs aus europaeischer Produktion allein aufgrund dieser Entscheidung um ein bis 1,5 Prozent teurer. Um diesen Widersinn zu kroenen, unterliegen importierte PCs diesen Auflagen nicht, auch wenn sie mit CD-ROM ausgestattet sind.