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Real Steve Jobs

Macworld Expo: Warten auf den Auftritt von Steve Jobs

14.01.2008
Von Handelsblatt 
"Es liegt was in der Luft", künden geheimnisvolle Plakate am Moscone-Center in San Francisco. Am Dienstag um neun Uhr Ortszeit wird dort Apple-Chefcharismatiker und Gadget-Gott Steve Jobs die traditionelle Eröffnungsrede der "MacWorld Expo" halten. Gemeinsam mit dem halben Internet rätseln nun Wall-Street-Analysten und Fondsmanager, was dann ankündigen wird.

SAN FRANCISCO Werden es neue Produkte sein? Neue Dienste? Neue Geschäftsmodelle? Es geht um einiges: die Apple-Aktie gehörte mit einem Plus von 140 Prozent auf fast 200 Dollar zu den Top-Gewinnern 2007. Die Frage ist, ob Steve Jobs der Börse genug Futter liefern wird, um die Hype, die er Anfang Januar 2007 mit dem iPhone entfacht hat, am Leben zu erhalten. Es wird schwer werden.

Apple ist neben Google die mit Abstand größte Aufmerksamkeits-Absorptionsmaschine des Silicon Valleys. Eine wahre Gerüchte-Industrie hat sich um die beiden Unternehmen - Google-CEO Eric Schmidt sitzt auch bei Apple im Board - gebildet. Jede noch so vage Äußerung wird sofort notiert, kommentiert und bewertet. Aber für Dienstag hat sich bislang wenig Spektakuläres ergeben. Ein neues iPhone oder eine ähnliche Sensation wird es nicht geben. Da sind sich die meisten Beobachter einig. Vielleicht ein paar Bemerkungen in Richtung UMTS-iPhone für Europa und Asien (Die alte 2-G-Technik funktioniert in Japan nicht).

Ansonsten dürften eine Reihe kleinerer Produkt-Ankündungen und Verbesserungen anliegen. Aber ganz sicher ist man nie. Oft genug dreht Jobs sich praktisch nach Beendigung der Keynote noch mal um, um mit der Bemerkung "one more thing" eine Überraschung nachzuschieben.

Im Mittelpunkt der Diskussionen in Medien, Internet und unter Analysten auf der Elektronikshow CES in Las Vegas stand ein neues, besonders kleines Apple-Notebook. Es soll angeblich mit einem Flash-Speicher statt Festplatte kommen, und die Bedienung des Mouse-Touchpads (nicht des Displays) soll an die Bedienung des iPhones angelehnt sein, etwa zum Zoomen von Fotos durch Fingerbewegung. Weiterhin wird nach der in Las Vegas bekannt gewordenen faktischen Niederlage von HD DVD die Ankündigung des ersten iMac oder iBook mit Blu-Ray-Laufwerk erwartet. Apple ist seit zwei Jahren Mitglied des Blu-Ray-Konsortiums.

Als heißester Kandidat für eine Generalüberholung gilt zudem die wenig erfolgreiche Settop-Box Apple-TV. Gleichzeitig dürfte damit eine Erweiterung der Shop-Software iTunes für Videovermietung einhergehen. Als bislang letztes der großen Filmstudios habe Warner Bros. neben Disney, Twentieth Century Fox, Paramount und Liongate eingewilligt, seine Filme digital über iTunes zu vermieten, heißt es. Kommt die Online-Filmvermietung und wird auch noch ein Fernseh-Tuner in Apple-TV integriert, könnte die Keksdose zum echten Konkurrenten für etablierte Kabel- und Satellitenboxen werden.

Ob das aber reichen wird, ist fraglich. Seit Jahresanfang ist der Aktienkurs von knapp 200 bis auf 172 Dollar weggebrochen. iTunes bekommt zunehmend Konkurrenz durch den Online-Musikshop von Amazon.com mit kopierschutzfreier Musik. Um die zu hören, braucht man keinen iPod mehr, die läuft überall. Eine Preissenkungsrunde beim neuen iPhone nach nur wenigen Wochen hatte viele Kunden schwer verärgert. Apple zahlte daraufhin Altkunden einen Teil des Kaufpreises zurück, aber das Misstrauen ist geblieben.

Analysten wie UBS und Bear Sterns halten zwar weiterhin ihre Kaufempfehlungen aufrecht. Aber regelmäßig werden Apple-Analysen am Tag der Keynote angepasst. UBS sieht auf zwölf Monate ein Kursziel von 235 Dollar und weist dabei vor allem auf eine drastisch bessere Marktdurchdringung Apples hin. Die Kette Best Buy - sozusagen die Saturn-Märkte Amerikas - hatte zuvor auf der CES in Las Vegas angekündigt, die Zahl der Filialen mit Apple-Computerverkauf von knapp 240 bis Februar 2009 auf 500 zu erweitern. Das hilft Apple aus dem Nischenimage zu entkommen. Der Absatz von Mac-Computern wächst bereits wieder stärker als der Gesamtmarkt.

Bear Sterns verweist auf einen anhaltenden Boom bei iPods und Notebooks, konterkariert von einer leichten Schwäche bei Desktop-Rechnern. Aber auch die Analysten von BS gehen auf Sicht von einem Jahr von Apple-Kursen um 250 Dollar aus. Bleiben die merkwürdigen Plakate. Nimmt man die "Luft" der Werbeposter im weitesten Sinne wörtlich, dürfte es sich um Ankündigungen im Bereich der Drahtlos-Technik handeln, wahlweise "Wi-Fi" oder "WIMAX". Das macht Sinn, weil Apple mit iPhone und der jüngsten iPod-Generation in Verbindung mit dem Medienshop iTunes stark auf den drahtlosen Vertriebskanal setzt.

Spannend wird die Spekulation vor dem Hintergrund, dass Apple sich mit dem Wireless-Startup Fon zusammentun könnte. Im Oktober hatte Fon-Gründer Martin Varsavsky in seinem privaten Blog von einem langen Gespräch mit Jobs in Cupertino und "wohlwollendem Interesse" berichtet. Fon wird unter anderem von Google finanziert und arbeitet an einem weltweiten Drahtlos-Funknetz. Fon-Mitglieder stellen ihre privaten Webzugänge über speziell abgesicherte Router auch Dritten zur Verfügung. Im Gegenzug erhalten sie Umsatzanteile oder die Erlaubnis, ihrerseits auf allen anderen Fon-Hotspots surfen zu dürfen.

Für "dreyfus2" auf der Fanseite Appleinsider.com ist das aber alles Unfug. Er hat die Bedeutung der Rätselplakate längst erkannt, sagt er: "Es wird Avon-Parfüm über die Apple-Stores geben", kommentiert er mit einem Augenzwinkern, und "iStink ist ab sofort lieferbar". Am Dienstag werden wir es wissen.