Neue Apple-Programme, Ipods und ein Imac mit 17-Zoll-TFT

Macworld Expo: Visionen und Modellpflege

02.08.2002
NEW YORK (CW) - Im Mittelpunkt der zweistündigen Keynote von Steve Jobs zur Macworld Expo in New York stand Mac OS X 10.2 alias "Jaguar". Dazu gesellten sich einer Reihe neuer Anwendungsprogramme sowie ein neuer Imac. Den Audioplayer Ipod gibt es künftig mit 20 GB-Kapazität und (als einzige Hardware-Überraschung) auch für Windows.

Zunächst stand Mac OS X im Mittelpunkt. Dessen neue Version 10.2 "Jaguar" kündigte der Firmengründer für den 24. August an. Sie wird gut 160 Euro kosten und eine Vielzahl von größtenteils bekannten Verbesserungen und Neuerungen enthalten, die Jobs mit seinem langjährigen Bühnenpartner Phil Schiller, Vice President Worldwide Product Marketing, nochmals der Reihe nach durchging.

Jaguar kommt am 24. August

Das Duo demonstrierte oder erwähnte unter anderem den neuen Finder, Verbesserungen beim Zugang für Behinderte, Quicktime 6 mit MPEG-4-Video und Dolby-AAC-Audio, das komplett umgeschriebene Suchprogramm "Sherlock 3" und die vom früheren "Newton"-Handheld entlehnte Handschrifterkennung "Inkwell". Relativ viel Zeit widmeten die beiden der neuen Netztechnik "Rendezvous", an deren Entwicklung Apple im Rahmen der Internet Engineering Task Force mitarbeitet. Vom Konzept her erinnert diese stark an Suns "Jini" - Geräte sollen sich in IP-Netzen automatisch miteinander bekannt machen. Jobs kündigte an, dass HP, Epson und Lexmark ihre netzfähigen Drucker mit Rendezvous ausrüsten werden.

Das mit OS X ausgelieferte "Mail" erhält in der Jaguar-Ausführung unter anderem einen neuartigen Junk-Mail-Filter. Dieser markiert unerwünschte Werbepost mittels semantischer Analyse und übernimmt das Ausfiltern unerwünschter Botschaften nach einer Trainingsphase automatisch. Das bislang eher mickrige Adressbuch von Mac OS X steht künftig als systemweite Datenbank für Personendaten über ein spezielles API allen Anwendungen zur Verfügung. Als neue Anwendung enthält Jaguar den AIM-kompatiblen Instant-Messaging-Client "Ichat".

Unter dem Namen "Itools" bietet Apple seiner Kundschaft seit einiger Zeit verschiedene Web-basierende Dienste kostenlos an - vor allem E-Mail, "Idisk"-Web-Speicherplatz sowie Homepage und Fotoalben im Netz. Angesichts des nach dem Platzen der Dotcom-Blase veränderten Marktes will der Hersteller diese Services künftig nur noch gegen Gebühr anbieten. Ein Abo kostet 99 Dollar pro Jahr, dafür soll das Angebot sukzessive auch umfassender und leistungsfähiger werden. Vollzogen wird die Kommerzialisierung Ende September. Gleichzeitig tauft Apple das Angebot - in Anlehnung an Microsofts ".Net" - um in ".Mac".

Danach widmete sich Steve Jobs alten und neuen Anwendungen für den Mac in dessen Rolle als "Digital Hub", der Schaltstelle des digitalen Alltags. Gleich die erste Neuerung ist "Ical", mit dem Mac-Anwender mehrere Kalender verwalten und auch im Internet publizieren können. Auch Termine Dritter, zum Beispiel der Spielplan des Lieblingsvereins, lassen sich per Mausklick abonnieren. Die Software soll im September als kostenloser Download erscheinen.

Die Musiksoftware "Itunes" gibt es ab sofort und wie gewohnt kostenlos in der neuen Version 3 (OS X only). Ihre wohl interessanteste Neuerung sind so genannte Smart Playlists, die regelgestützt automatisch erzeugt werden. Die Kategorien Abspielhäufigkeit und Bewertung wurden dazu neu aufgenommen. Die Einstellung "Sound Check" normalisiert bei der Wiedergabe die Lautstärke aller Titel auf ein einheitliches Niveau.

Isync macht den Mac mobil

Augenscheinlich am meisten stolz war der Apple-Chef auf ein zunächst recht unscheinbares Programm mit Namen "Isync". Es überträgt getreu dem Motto "Mac to mobile" Daten vom Macintosh des Anwenders auf mobile Endgeräte wie Palm, Ipod oder Handy. Dabei setzt Apple auf offene Standards wie SyncML und Bluetooth. Partner sind vorerst Sony Ericsson und Cingular Wireless. Neben mobilen Endgeräten soll Isync, das ebenfalls im September als kostenloser Download erscheint, auch den Abgleich von Daten zwischen mehreren Macs ermöglichen.

Weniger Interessantes konnte Jobs an der Hardwarefront ankündigen. Der MP3-Player "Ipod" wird in den bisherigen Varianten deutlich billiger und durch ein Topmodell mit 20-GB-Platte (649 Euro) ergänzt. Die Ausführungen mit 10 und 20 GB sind dünner als bisher und besitzen ein Scroll-Rad ohne bewegliche Teile. Außerdem kommen sie mit Fernbedienung und Schutzhülle (auch separat erhältlich). Das Ipod-Betriebssystem erhält eine neue Menüstruktur und weitere PDA-Funktionen. Die neuen Modelle kommen Anfang August auf den Markt - übrigens auch in einer Version für Windows mit der Jukebox-Software von Musicmatch.

Den neuen G4-Imac mit Flachbildschirm kündigte Jobs zum Preis von 2550,84 Euro in einer neue Konfiguration mit 80-GB-Platte und 17-Zoll-Display an. Dieses bietet 1440 mal 900 Bildpunkte und wird von einem "Gforce 4mx" von Nvidia angesteuert. Ansonsten entspricht die Technik mit 800 Megahertz CPU-Takt und "Superdrive"-Laufwerk (DVD-RW/CD-RW) dem Stand des bisherigen Topmodells.

Alles in allem entsprach Jobs'' Eröffnung nicht ganz den Erwartungen - vor allem im Hardwarebereich hatten sich viele mehr versprochen. Die allesamt gebündelt oder kostenlos verfügbaren Anwendungen von Apple fügen sich aber mehr und mehr zu einem sinnvollen Ganzen zusammen. Der Apple-Vordenker gab sich denn auch abschließend zuversichtlich, dass Apple aus der allgegenwärtigen Branchenkrise gestärkt hervorgehen wird: "This is gonna grow." (tc)

Applestore SoHo

Steve Jobs höchstpersönlich eröffnete Apples inzwischen32. US-Ladengeschäft. Untergebracht in einem historischen Postamt auf der Ecke Prince/ Greene St. im angesagten Stadtteil SoHo ist der neue Flagship Store mit 1600 Quadratmeter Verkaufsfläche doppelt so groß wie üblich. Mit der Reaktion des Publikums auf sein jüngstes "Baby" war der Apple-Chef sichtlich zufrieden.