Automation, M2M & Robotik

Machine-Learning-Ära: Neue Roboter-Sorgen

15.12.2015
Maschinen können inzwischen selbst dazulernen. Einige Experten warnen, dass sie damit immer öfter Menschen aus immer mehr Jobs verdrängen könnten - mit massiven sozialen Folgen. Wie schnell so etwas passieren kann, bleibt bislang jedoch unklar.

Computer werden immer schlauer: Sie erkennen Sprache und Handschrift, schlagen eine passende Antwort für E-Mails vor oder erkennen Objekte auf Fotos. Außerdem übersetzen sie Sprachen, sagen den Verkehr voraus und lenken Autos. Dabei lernen die Maschinen selbst ständig dazu. Die Zeiten in denen Maschinen stur die von Menschen vorgegebenen Programm-Befehle ausführen, sind vorbei. Neben dem Einsatz von Algorithmen sind die immer günstiger verfügbaren Kapazitäten an Rechenleistung und Speicher der Schlüssel für das Machine Learning: Die Verarbeitung gewaltiger Datenmengen wird so in kürzester Zeit möglich.

Das Feld des Machine Learning beschert uns eine ungewisse Zukunft mit vielen Risiken - aber auch Chancen.
Das Feld des Machine Learning beschert uns eine ungewisse Zukunft mit vielen Risiken - aber auch Chancen.
Foto: Lightspring - shutterstock.com

Roboter: Neue Konkurrenz am Arbeitsmarkt?

Die Big Player der Tech-Branche, also Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft, reißen sich um die klugen Köpfe auf dem Feld des Machine Learning. Die Folge des Fortschritts durchdringt heute unseren Alltag, von der Anordnung der Waren im Supermarkt bis hin zur Auswahl der angezeigten Facebook-Einträge. Doch zahlreiche Experten warnen vor schwerwiegenden Folgen des maschinellen Lernens für die Gesellschaft: Computer und Roboter werden künftig in gesteigertem Maße in der Lage sein, die Jobs von Menschen auszuführen.

Analysten der Bank of America Merrill Lynch prognostizierten jüngst, dass im Jahr 2025 bereits 45 Prozent der Arbeit in der Produktion von Robotern ausgeführt werden dürften. Heute liegt der Anteil der Robotik bei zehn Prozent. Der Silicon-Valley-Investor Joe Schoendorf warnt unterdessen, dass dieser Trend sich nicht auf die Industrie beschränken wird. Stattdessen kämen die Computer in die Lage auch die Jobs von Büro-Angestellten zu übernehmen - in großem Stil: "Wir haben die Konsequenzen davon noch nicht durchdacht", sagt der Branchen-Veteran, der in seiner Manager-Karriere unter anderem bei Hewlett-Packard und Apple gearbeitet hat und seit Ende der 1980er Jahre beim Risikofinanzierer Accel Partners ist. "Was machen wir mit all den Leuten, deren Jobs wir ersetzen?"

Die Robotik und die ungewisse Zukunft

"Wir treten in eine neu Ära ein", betonte auch der Autor des Buchs "Rise of the Robots", Martin Ford, vor kurzem in einem Interview mit Bloomberg TV. "Ich denke nicht, dass es einen Weg gibt, die Roboter davon abzuhalten, unsere Jobs zu übernehmen", räumte er ein. Das werde man als Mensch wahrscheinlich auch nicht wollen, schließlich habe die Technologie entscheidend zum heutigen Wohlstand beigetragen. "Aber wir müssen uns anpassen und dafür sorgen, dass alle davon profitieren." Ein Problem dabei sei, dass Maschinen keine Konsum-Nachfrage erzeugten, die wichtigste Stütze der Volkswirtschaft. Eventuell sei dies mit Hilfe eines Mindesteinkommens lösbar, mutmaßte Ford. Auf der anderen Seite könne man sich auch eine Zukunft ausmalen, in der niemand mehr einer Arbeit nachgehen muss die er nicht möchte oder die eine besonders gefährliche Tätigkeit darstellt.

Der Chef des Autobauers Tesla und der Weltraumfirma SpaceX, Elon Musk, warnte bereits vor der Gefahr "zu kluger" Computer mit künstlicher Intelligenz für die Menschheit. "Wenn ich schätzen müsste, was die größte existenzielle Bedrohung für uns ist, würde ich vermutlich darauf tippen." Zusammen mit anderen Silicon-Valley-Größen wie LinkedIn-Mitgründer Reid Hoffman rief Musk die Initiative OpenAI ins Leben, die dafür sorgen soll, dass künstliche Intelligenz nicht nur für kommerzielle Zwecke eingesetzt wird. Für die Forschung wollen sie eine Milliarde Dollar lockermachen.

Die Technik hat in jedem Fall noch einen weiten (Entwicklungs-)Weg vor sich. "Künstliche Intelligenz zu meistern, hat sich als als viel schwieriger herausgestellt als erwartet", räumte der zuständige Microsoft-Forscher Eric Horvitz bei einem Auftritt in der Elite-Uni MIT ein. Die Auswirkungen für die Zukunft seien unklar. Aber die Machine-Learning-Revolution sei bereits angelaufen. (dpa/fm)