Kienbaum-Fazit: sich auf die Qualitäten eigener Manpower besinnen

Macher sollen Vorbild sein

12.12.1986

Was mehr verdient wird, hält sich - auch für den DV-Manager - in Grenzen. Auf dem Personalmarkt für EDV, Automobilzulieferung, Elektrotechnik/Elektronik und Maschinenbau herrscht weiter Nachfrage: Marke CAD/CAM und CIM. Notwendiger denn je ist die Personalentwicklungsplanung mit langfristiger Strategie - die Kienbaum Personalberatung aus Gummersbach zog für 1986 Bilanz.

Konstant Personal nachfragen die Bereiche EDV, Automobilzulieferung, Elektrotechnik/Elektronik und Maschinenbau, berichten die Berater aus Gummersbach über den unveränderten Status quo.

Auch gilt weiterhin über alle Branchen hinweg: Manager sollen Vorbild sein. Starke Nachfrage beobachtet Kienbaum besonders bei Führungskräften der obersten Ebene mit Gesamtverantwortung. Und sie müssen "Macher" sein. Vor allem für den Vertriebsmanager mit Erfahrung und der Befähigung zur Marktexpansion heißt es: dringend gesucht. Er soll auch größere Vertriebsmannschaften führen und motivieren können, etwa bei Großprojekten, für die 1986 komplette Verkaufsmannschaften gefragt waren.

Verkaufsstrategien befinden sich derzeit im Wandel. Der generalistische Servicegedanke prägt sich mehr und mehr aus, ebenso erhält die Individualität des Verkäufers neues Gewicht. Vor allem im DV-Sektor sind für eine Expansion intensive Branchenkenntnisse wichtig.

Die rasche technische Entwicklung schraubt ebenfalls den Bedarf an Führungskräften und Spezialisten in der Produktion hoch. CAD/CAM- und CIM-Systeme erfordern indes jenes Know-how, das bei "Praktikern" noch schwer zu finden ist. Der Run auf Universitäten und Hochschulen hält daher an.

Ebenfalls schwierig gestaltet sich die Suche nach hochqualifizierten Software-Entwicklern und DV-Organisatoren. Zwar ist hier ein - wenn auch begrenztes - Potential vorhanden. Mitbewerber locken jedoch mit attraktiven Angeboten, so daß das Personalkarussell in Bewegung bleibt. Die Verweildauer beträgt etwa drei Jahre.

Zudem stellen sich diese Alleskönner immer häufiger auf eigene Beine: Die Zukunftschancen sind hoch, attestieren die Gummersbacher, also ist es auch die Gründungsquote neuer Innovationsschmieden.

Hauptsächlich Ingenieure und Führungsleute mit Spezialkenntnissen in Logistik und Könner auf dem Sektor Produktentwicklung sucht die Automobilbranche. In der Elektrotechnik/Elektronik sind Kräfte erster Wahl besonders für Industrial Engineering sowie Forschung und Entwicklung gesucht.

"Fast bei Null", so Kienbaum, ist die Vermittlungsquote von Frauen in Managementpositionen. Zwar wächst die positive Einstellung der Unternehmen Frauen gegenüber. Fehlt derzeit noch das Potential, wird sich in den nächsten Jahren hier ein Wandel vollziehen, so Kienbaum. Auch hapert es noch an Chancengleichheit. Die Bezahlung ist in aller Regel niedriger als die der männlichen Kollegen, da Frauen häufig vergleichbar schlechtere Positionen besetzen; zudem stellen sie weniger aggressiv ihre Gehaltsforderungen. Der Kienbaum-Tip: "nach dem Studium ins Unternehmen und dort Karriere machen", klingt daher nicht immer plausibel.

Weniger Nachfrage herrscht nach Personalleitern herkömmlichen Zuschnitts. Auf dem speziellen Sektor der Personalentwicklung dagegen fehlen nicht selten gute Spezialisten. Ihre Aufgabe: Ingenieurmäßig Prognosen über künftigen Personalbedarf, vor allem aber Motivations- und Weiterbildungsprogramme erstellen. Hand in Hand mit den übrigen Unternehmenssektoren haben sie dort "Talente zu entdecken"; dafür nutzen sie das vorhandene Expertenwissen und befragen auch Spezialisten an Lehrstühlen.

Denn in Unternehmen gilt bei der Personalentwicklung immer noch das "Gießkannenprinzip". Ein Bedarfs-Check-up kann die Voraussetzungen für Investitionen in die Zukunftssicherung durch Anpassung der Mitarbeiterqualifikationen im Wissens- und Verhaltensbereich - vor allem die Nachwuchsförderung von Führungspersonal aus den eigenen Reihen - klaren helfen.

"Train the Trainer" ist das Stichwort für Vorgesetzte, um Verhaltensprozesse von Mitarbeitern zu steuern und sie gleichzeitig in der Praxis zu begleiten.

Aus- und Weiterbildung bedarf, so Kienbaum, des Einsatzes neuer Medien. Computergestützte Testprogramme zur Bewerberauswahl, aber auch als unternehmensspezifische Auswahl-Bausteine sollen dezentralen Einsatz und damit Kostenersparnis ermöglichen. Zielgruppen bei internen Anwendungen sind alle Ebenen bis hin zum Hauptabteilungsleiter. Die Erfahrungen bescheinigen eine recht hohe Akzeptanz.

Die verbesserte Ertragssituation in 1986 spiegelt sich im Anstieg der Führungsgehälter wider. Er reicht von fünf bis acht Prozent. Der DV-Manager liegt noch darüber, allerdings macht sich hier sein aggressives Temperament bemerkbar: Wechselwilliger als Kollegen, kassiert er so ein Aufgeld; gleichzeitig mißt er aber der Weiterbildung einen überdurchschnittlichen hohen Stellenwert zu - und schraubt seine vergütungspolitischen Ansprüche höher.

Die Flexibilisierung der Vergütung, also variable, erfolgsabhängige Bezüge, gewinnt kräftig an Boden.

Zu steuerbegünstigten Angeboten zählen etwa soziale Zusatzleistungen wie eine umfangreiche Altersversorgung. Hier ist auch der Firmenwagen zu sehen. Entsprechende Motivations-Instrumente zu installieren heißt, die Personalkosten zu einem gewissen Teil an die Wirtschaftssitution des Unternehmen anpassen zu können. Unternehmerische Erfolge des Topmanagements über die Dividende hinaus zu vergüten, steckt "allerdings noch in den Kinderschuhen".

Steigende Nachfrage - die Aufträge erhöhten sich um über 100 auf 630 - registriert Kienbaum nach personalwirtschaftlichen Dienstleistungen wie Personalbeschaffung, -entwicklung und Personalvergütung. Die Gummersbacher wollen indes vor allem kein "schnelles Geschäft" und distanzieren sich von den sogenannten Personalmaklern. Zunächst gilt die Prämisse bei Beratungen: Der Königsweg ist, sich auf die Qualitäten der eigenen Leute zu besinnen.

Neben Faktoren wie Identifikation mit dem Kunden und Diskretion der im Schnitt 42jährigen Berater - die Kompetenz als Gesprächspartner muß auch für private Probleme der Manager ausreichen - enthält die Kienbaum-Philosophie, externe Know-how-Quellen anzuzapfen: Dazu zählen internationale Kontakte und Universitäten.

Ihre Leistung, deren Umsatz für 1986 mit über 17 Millionen Mark veranschlagt wird, erstellt die Personalberatung aus Gummersbach mit 34 Stützpunkten weltweit jeweils nur im Exklusivauftrag. Vereinbart wird ein Festhonorar - im Schnitt zwischen 20000 und 49000 Mark - das allerdings auch bei Mißerfolg fällig wird.

Daß eine ganzheitliche Dienstleistung greifen kann, beweist für Kienbaum ein auf 60 Prozent gewachsenes Altkundenpotential: Auch die DV-Branche ist mit einem Drittel dabei.