Machen Eisa und PCI das Rennen in Armonk? Big Blue rueckt inzwischen auch bei seinen Servern vom Mikrokanal ab

03.06.1994

MUENCHEN (CW) - Jetzt faellt auch die letzte Bastion: In den USA praesentierte Big Blue Server-Systeme, die die industrieweit akzeptierten Bus-Standards Eisa und PCI nutzen. Damit respektiert IBM auch bei seinen Hoechstleistungs-PC-Systemen die Wuensche der Anwender.

IBM-Offizielle wollten allerdings nicht bestaetigen, dass mit der Kehrtwende zu Eisa auch eine komplette Abkehr von der MCA- Architektur verbunden sei. "Die Ankuendigung der Eisa-Server hat keine Auswirkungen auf Mikrokanal-Produkte," aeusserte denn auch David Nichols, Direktor der Client-Server-Abteilung bei IBM.

Analysten argumentieren anders: Sie sehen keinen Sinn darin, Server-Linien anzubieten, die auf nicht kompatiblen Technologien aufsetzen. "IBM wird es schwer haben, die Vertriebskanaele von dieser Strategie zu ueberzeugen," meint Lynn Berger von der Gartner Group. Sie glaubt, dass Big Blue Positionierungsprobleme bekommen wird: "Irgendwann muss IBM klarmachen, welche High-end-Strategie sie verfolgt."

1987 unternahm IBM einen letzten Versuch, den PC-Markt unter die blaue Knute zu bekommen, nachdem respektlose Cloner mit Mikros das grosse Geschaeft und der IBM eine lange Nase machten: Mit der Vorstellung des proprietaeren Mikrokanal-Bussystems sollte ein Standard kreiert werden, dem alle Anwender folgen und mit dem sie wieder in die selbstverschuldete Unmuendigkeit gefuehrt werden sollten.

Die "Gang of Nine" - von Compaq angefuehrt - machte IBMs Ansinnen mit der Eisa-Architektur einen Strich durch die Rechnung. Der Mikrokanal (MCA) gewann nie an Bedeutung, und die IBM zollte den Marktverhaeltnissen in der Folge Tribut, indem sie immer mehr Tischmodelle mit Eisa-Bus-Architektur vorstellte. Alle Valuepoint- und PS/1-Systeme sowie einige PS/2-Rechner basieren mittlerweile nicht mehr auf der proprietaeren MCA-Architektur.

Die neuen Eisa-Server der IBM arbeiten mit dem Intelprozessor 486DX2/66 oder dem mit 60 Megahertz getakteten Pentium-Chip. Sie verfuegen ueber neun Einschubplaetze fuer Massenspeicher sowie acht Erweiterungs-Slots. Fuenf davon dienen Eisa-Karten, drei PCI- Subsystemen, einer kann wahlweise fuer Eisa- oder PCI-Komponenten genutzt werden.

Von besonderem Interesse duerfte die Preisgestaltung sein: Basiskonfigurationen sind fuer rund 2500 Dollar zu haben, ein Topmodell mit Pentium-CPU, 16 MB Arbeitsspeicher und einer 1 GB grossen Festplatte mit Fast-SCSI-2-Controller kostet etwa 5000 Dollar. Die Systeme werden in drei Wochen ausgeliefert.

Bei der IBM-Deutschland-Zentrale in Stuttgart konnte man allerdings auf Anfrage keine Auskunft zu den Rechnern machen. Hier sind die Systeme offiziell noch nicht bekannt.