Lichtfeldfotografie

Lytro bringt seine "lebendigen Bilder" nach Deutschland

04.07.2013
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Das kalifornische Startup Lytro will die Lichtfeldfotografie für den Massenmarkt erschließen - ab Mitte Juli auch in Deutschland.

Die Lytro-Kamera ist ab dem 15. Juli bei ausgewählten Ringfoto-Fachhändlern für 479 Euro erhältlich (in den USA kostet das Gerät 399 Dollar). Dafür bekommt man das Modell mit 8 Gigabyte internem Speicher, der nach Angaben des Herstellers für 350 "living pictures" ausreicht. Eine ausschließlich in Rot erhältliche "Red-Hot"-Variante mit 16 GB kostet 579 Euro. Exklusiver Distributor für die DACH-Region ist die Münchner Consutecc.

Der Clou an der Lichtfeldfotografie ist die Möglichkeit, ein Foto erst nachträglich und dynamisch zu fokussieren. Weil die Kamera Lichtstrahlen aus verschiedenen Richtungen aufnimmt, ist außerdem eine gewisse Dreidimensionalität enthalten. Betrachten kann man die Lytro-Fotos allerdings nur mit Hilfe spezieller Software, die es derzeit online, für den Mac- und Windows-Desktop sowie für iOS gibt (zum iPhone und iPad kann das Gerät die Fotos auch drahtlos übertragen). Eine Android-App ist in Arbeit. Die Lytro-Software enthält auch kreative Filter, mit denen man zum Beispiel ein Foto nur dort farbig machen kann, wo gerade der Fokus liegt.

Die Lytro-Kamera ist gut 200 Gramm schwer. Im vorderen, mit Aluminium ummantelten Teil steckt ein Objektiv mit achtfach optischem Zoom (43 bis 341 Millimeter kleinbildäquivalente Brennweite) und Blende F2 über die komplette Range. Der Touch-Kontrollmonitor auf der Rückseite ist leider sehr klein geraten und spiegelt noch dazu arg; dafür ist die Bedienung der Kamera mit nur zwei Knöpfen und eine Touch-Streifen für den Zoom sehr einfach.

Die Lytro-Kamera ist sicher nicht nur wegen ihres Preises kein Gerät für Otto Normalverbrauchers Urlaubsschnappschüsse. Zielgruppe dürften vielmehr Foto-Enthusiasten sein, die frühzeitig mit den neuen Möglichkeiten der Lichtfeldfotografie experimentieren möchten - vergleichbar mit den Leuten, die sich gleich zu Anfang eine der ersten Digitalkameras zulegten, obwohl damals die traditionelle Kameratechnik in puncto Bildqualität noch deutlich die Nase vorn hatte.

Lytro-Gründer Ren Ng - der heute eigens zum Europa-Launch nach München angereist war - hatte die Grundlagen der Technik bereits 2006 in seiner Dissertation an der Elite-Uni Stanford erläutert. Herzstück der Lytro-Kamera ist ein neuer Sensor mit vorgeschalteten "Mikrolinsen", der im Zusammenspiel mit Software viele einzelne Lichtstrahlen einfangen kann - wobei die gespeicherten Daten sehr viel umfangreicher sind als bei üblichen Aufnahmen. Ng nennt das Verfahren "Lichtfeldfotografie", weil möglichst alle Lichtstrahlen erfasst werden sollen.

Lytro hatte bereits Mitte 2011 rund 50 Millionen Dollar von US-Investoren eingesammelt. "Wir haben es die ganze Zeit mit Technologieunternehmen zu tun. Aber es ist selten, dass jemand etwas vorweisen kann, was ein so großer Durchbruch ist", schwärmte Ben Horowitz, Mitbegründer der Investmentfirma Andreessen Horowitz, seinerzeit in der "New York Times".