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Lynx-Umfrage: Vorsichtiges Herantasten an SAPs Netweaver

26.08.2005
Große deutsche Unternehmen gegen SAPs Zukunftsplattform zwar schon recht gute Noten, lassen sich aber mit konkreten Einsatzplänen noch Zeit.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Reife der SAP-Infrastrukturplattform "Netweaver" bewerten große deutsche Unternehmen auf einer Skala von 1 bis 5 mit dem Wert 2,4. Besonders gut schnitt dabei mit 1,5 der zu Netweaver gehörende "Web Application Server" (WAS) ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Lynx-Consulting AG aus Bielefeld. Der Botschaft SAPs, die Einführung der Technik führe zu mehr Offenheit und zu einer leichteren Integration, widersprechen nur neun Unternehmen, während 45 dem zustimmen und 15 dieser Aussage indifferent gegenüberstehen.

Trotz dieser positiven Einschätzung lassen sich die Unternehmen mit konkreten Einsatzplänen noch Zeit. So wollen weit über 64 Prozent der Befragten in den kommenden zwölf Monaten keinen Release-Wechsel auf das aktuelle "Mysap ERP" vornehmen, das mit Netweaver-Technik wie dem WAS als Ablaufumgebung gekoppelt ist. Nur neun Prozent der Unternehmen setzen auf SAPs jüngste ERP-Generation, davon planen 17 Prozent eine Aufrüstung in den nächsten zwölf Monaten.

Die Umfrage zeigt laut Lynx-Vorstand Steffen Jakob, dass für viele Anwender die "griffigen Vorteilen" zählen und nicht die "technische Raffinesse". So seien für 41 Prozent der Entscheider für die Einführung neuer SAP-Komponenten vor allem Funktionalitäten ausschlaggebend, während nur für jeden Siebten die technische Neuerung als Hauptgrund dient. Rund dreiviertel der Befragten lehne ein frühzeitiges Sammeln von Erfahrungen mit Netweaver-Komponenten sogar gänzlich ab. "Reine Technik interessiert die Anwender nur bedingt. Wenn sie vom Nutzen überzeugt sind, investieren sie auch", resümiert Jakob die Ergebnisse der Umfrage.

Am stärksten verbreitet ist beispielsweise das "Business Warehouse", mit dem Daten zentral gesammelt und für das Reporting konsolidiert werden. 39 Befragte geben an, es produktiv zu nutzen, weitere 20 wollen in den nächsten zwei Jahren ein entsprechendes Projekt starten. Dagegen ist es um das "Master Data Management" - also um die Standardisierung und Verwaltung aller im Unternehmen genutzten Stammdaten - noch schlecht bestellt. Nur zwei von hundert Unternehmen verfügen über eine produktive Anwendung, und nur sieben planen, in dieser Hinsicht zu investieren.

Eine ähnliche Einschätzung geben die Firmen bezüglich der Anwendungsintegration wieder. Die Komponente SAP XI zur Kommunikation mit Fremdsystemen hat mit 41 Nennungen einen hohen Bekanntheitsgrad, wird jedoch nur von zwölf Unternehmen bisher produktiv genutzt. Immerhin 19 Prozent erwägen den Einsatz in naher Zukunft. Eine Anbindung mobiler Endgeräte an die SAP-Lösungswelt durch die Komponente "Mobile Infrastructure" findet in acht von hundert Unternehmen statt, 13 weitere planen dieses Vorhaben. Beim Betrieb von Portalen besteht hingegen eine große Lücke. Zwei Drittel aller Unternehmen verwenden keines. Immerhin wächst die Zahl derer, die das "Enterprise Portal" der SAP innerhalb der nächsten zwei Jahren einsetzen wollen, nach Aussagen der Befragten von jetzt zehn auf 26 Prozent.

Aus Sicht von Lynx ist die Zurückhaltung in Bezug auf den Einsatz der neuen SAP-Architektur eine eindeutige Aufforderung an die SAP-Community, die geschäftlichen Vorteile der Infrastruktur deutlicher anzusprechen. "Die Anwender sind von der grundsätzlichen Ausrichtung überzeugt. Jetzt müssen wir beweisen, dass die Einführung der Netweaver-Komponenten bereits heute zu einem nachweislichen Nutzen führt", erklärt Steffen Jakob. "Die Erfahrungen mit XI- und BW-Projekten stimmen uns optimistisch."

Lynx befragte Unternehmen in Deutschland mit einem Jahresumsatz zwischen 0,2 und 5 Milliarden Euro. An der schriftlichen Befragung nahmen die IT-Leiter von 100 Unternehmen aller Branchen teil. Sie repräsentieren nach eigenen Angaben über 70.000 Endanwender der SAP-Software. Die Ergebnisse erscheinen ab Mitte September 2005 in Studienform.