Chronologie eines Umstiegs von IBM auf Siemens:

LVA Braunschweig schaut auf Preis und Leistung

15.06.1979

Von unserem Hannover-Korrespondenten Georg Wadehn

BRAUNSCHWEIG - Vor rund zwei Jahren unterschrieb die Landesversicherungsanstalt (LVA) Braunschweig einen Vertrag über ein Siemens-System 7.740. Elektronische Datenverarbeitung betreibt die LVA seit mehr als 15 Jahren. Bis zum Siemens-Engagement war die LVA Kunde bei IBM und "fuhr" zuletzt ein System /370-138.

Die Zunahme der Aufgaben, die der LVA als Träger der Arbeiterrentenversicherung durch den Gesetzgeber zugewiesen wurden, ließ das System an die Kapazitätsgrenze stoßen.

Um außerdem auch die Versicherten intensiver betreuen zu können, ergab sich die Notwendigkeit, die Versicherungskonten im Dialogverkehr (mit Bildschirmen) bearbeiten zu können. Deshalb mußte ein neues System ausgeschrieben werden.

Ohne Testlauf

Ausschlaggebend für den Vertragsabschluß mit Siemens war das Preis-/Leistungsverhältnis des Systems 7.740. Es sollte damit eine größere Flexibilität in der Abwicklung der Aufgaben, aber auch eine nennenswerte Kostenersparnis erreicht werden.

Um zu dieser Entscheidung zu gelangen, wurde kein Test durchgeführt. Die LVA Braunschweig ist nämlich Mitglied eines Programmierkreises, dem 14 der 22 Rentenversicherungsträger angehören. Da in diesem Programmierkreis IBM- und Siemens-Anwender vertreten sind wurde auf vorherige Testläufe verzichtet. Die entsprechenden Erfahrungen gab es ja schon. Und außerdem: Die LVA Braunschweig hatte sich durch ihren Leiter des Rechenzentrums, Kurt Büdcher, bei den einzelnen Rentenversicherungsträgern umgesehen, also die Kollegen befragt.

Hauptanforderung an Siemens war, daß der Umstellungsaufwand vergleichsweise gering ausfallen mußte. Die Erfahrungen der Siemensanwender im Programmierkreis sollten weitestgehend genutzt werden. Kurt Büdcher heute: "Wesentliche technische Unterschiede bei den einzelnen Anlagen, die man vergleichen kann, gibt es praktisch sowieso nicht mehr." Die Umstellung ist dann im 4 Juli 1978 erfolgt.

Produktion in zwei Schichten

Heute wird das BS1000 gefahren. Für die Verwaltung und den Zugriff der Dateien wird "Sozial", ein für die Rentenversicherungsträger entwickeltes Siemens-Programmpaket, eingesetzt, das folgende Hauptfunktionen übernimmt:

- Speicherung der Daten der Versicherten in Versicherungskonten,

- Erteilung von Auskünften (etwa über Rentenanwartschaften) aus den

gespeicherten Daten,

- Feststellung und Berechnung von Leistungen (insbesondere Renten),

- Speicherung der Daten aus der Leistungsgewährung,

- Datenaustausch mit der Datenstelle des entsprechenden Verbandes in Würzburg,

- Datenaustausch mit der Deutschen Bundespost

- Automatischer Programmänderungsdienst innerhalb des Programmierkreises, wie er durch die Weiterentwicklung des Programmsystems und Gesetzesänderungen hervorgerufen wird.

Diese Aufgaben werden auf einer Anlage mit 1,5 MB-Hauptspeicher, fünf Platten a 300 MB, vier Bändern (6150 bpi) und zwei Druckern gefahren. Hinzu kommen als Peripherie Lochkartenleser, Lochkartenstanzer und 18 Datensichtstationen 8161 von Siemens.

Die Umstellung (Büdcher: "Sorgfältig geplant und durchgeführt") wurde unter Einsatz von Siemens-Konvertierungshilfen in der Außenstelle Hannover begonnen und im eigenen Haus fortgeführt. Etwa drei Wochen vor dem endgültigen Einsatzzeitpunkt hat das Siemenssystem zur Verfügung gestanden.

Neben dem Leiter des Referates Datenverarbeitung arbeiten bei der LVA Braunschweig noch zwei Hauptprogrammierer sowie sechs Anwendungs-/Systemprogrammierer (in drei Gruppen je zwei Personen), zwei Damen im Schreibdienst und der Registratur sowie

der allgemeinen DV-Verwaltung und acht Erfasserinnen.