Lukratives Geschaeft mit illegalen MS-DOS-Kopien Polizei laesst Millionen-Coup von Softwarepiraten platzen

21.10.1994

MUENCHEN (CW) - Fuer illegale Softwarehaendler wird die Luft immer duenner. In Sachsen haben jetzt drei Raubkopierer unangenehme Bekanntschaft mit der Polizei gemacht. Rund 14 Millionen Mark betraegt der Marktwert der heissen Ware.

Die Polizei hat einen der bisher groessten Faelle von Softwarepiraterie aufgedeckt. In einer Lagerhalle nahe dem saechsischen Weissenberg kopierten drei Maenner monatelang das Microsoft-Betriebssystem MS-DOS 6.2 und betrieben damit illegalen Handel quer durch Deutschland, erklaerte der Sprecher des saechsischen Landeskriminalamts (LKA), Lothar Hofner. Wie der Brancheninformationsdienst "vwd" weiter mitteilt, handelt es sich bei den Taetern um einen Bayern und zwei Sachsen im Alter von 27 bis 38 Jahren.

Die Polizei habe zeitgleich Wohnungen, Geschaeftsraeume und Lagerhallen in Hessen, Brandenburg, Berlin sowie Sachsen durchsucht und umfangreiches Beweismaterial beschlagnahmt: Mehrere Anlagen zur Herstellung von Raubkopien, eine Verpackungsmaschine, 50 PCs und zahlreiche Festplatten. Die Softwarepiraten hatten nach LKA-Angaben in der Lagerhalle bei Weissenberg sechs Kopierstrassen mit PCs und Diskettenkopiergeraeten errichtet, die rund um die Uhr liefen. Zudem wurde die illegale Ware vollautomatisch verpackt, um ihre Echtheit vorzutaeuschen.

Allein von Juni bis August dieses Jahres seien 100 000 komplette Softwarepakete vom Band gelaufen und 400 000 Disketten kopiert worden. Die Handbuecher fuer MS-DOS haetten die Taeter zum Teil aus der Tschechischen Republik bezogen. Ueber die Qualitaet der Ausfuehrungen koennten noch keine Angaben gemacht werden. Der Bayer und einer der Sachsen befinden sich Hofner zufolge derzeit wegen Verstosses gegen das Urheberrecht in Haft, der Dritte sei unter Auflagen auf freien Fuss gesetzt worden.