Frachtinformationssystem MOSAIK verbindet Teilnehmer durch Message-Switching:

Lufthansa trimmt Cargo System auf EDI

11.08.1989

FRANKFURT (pg) - Die Lufthansa AG will in der Frachtautomation EDI-lmpulse setzen. Unter der Bezeichnung MOSAIK finanziert der deutsche Airliner ein Kommunikations- und Vermittlungssystem vor, das allen am Cargo-Geschäft Beteiligten offensteht. Der Start für die Statusabfrage als erste Stufe des Realbetriebs in MOSAIK ist jetzt freigegeben worden.

MOSAIK (Multifunktionales offenes Sendungs-, Abwicklungs-, Informations- und Kommunikationssystem) soll, geht es nach dem Willen der Planer, das organisatorische Prozedere in der gesamten Luftfrachtkette rationalisieren. "Was jetzt noch physisch in Papierform läuft, soll dann auf der EDI-Schiene abgewickelt werden", definiert Mariola Lenssen, bei der Lufthansa für das Projekt verantwortlich, das Endziel von MOSAIK.

Vier Luftfrachtspediteure, die auch schon an dem 18 Monate dauernden "Testflug" beteiligt waren, können jetzt mit dem System laufend den Status ihrer Fracht abfragen. Im Klartext heißt das: Von der Anlieferung bei dem Carrier Lufthansa bis hin zur Ankunft am Zielflughafen ist das Frachtgut für den Spediteur über MOSAIK verfolgbar.

Zentraler Kern des Systems ist die sogenannte Message-Switching-Komponente (MSK), über die alle Beteiligten ihre Nachrichten und Dokumente nach einheitlichen Formaten austauschen. Das geschieht über Programm-Programm-Applikationen, die keine Hardwareänderungen an den Rechnersystemen der Teilnehmer erfordern .

Stratus und Danet

steuern HW und SW bei

Die nötige Kommunikationssoftware für den Stratus-Rechner, der MOSAIK steuert, lieferte die Danet GmbH, Darmstadt. Die MSK-Software routet und kontrolliert dabei die

Nachrichten und beinhaltet Kommunikationsprotokolle, die eine Vernetzung mit den Teilnehmersystemen erleichtern. Für die hausinterne Konvertierung der individuellen Datenformate in die vereinbarten Edifact- und CARGOIMP-Formate und zurück tragen die MOSAIK-Anwender laut Projektleiterin Lenssen selbst die Verantwortung.

Zugunsten des ausfallsicheren Stratus-Rechners XA2000, der rund eine halbe Million Mark kostete, habe sich die Lufthansa, so Mariola Lenssen, wegen der Vielzahl der implementierten Protokolle, der hohen Durchlaufzeiten sowie der modularen, vertikalen und horizontalen Ausbaumöglichkeiten entschieden. Die Projektleiterin: "Wir waren etwas erschrocken, wie wenig kommunikationsorientiert die Angebote der übrigen Hardwarehersteller ausfielen."

Aber auch die MOSAIK-Navigation der Lufthansa war zu Beginn der Projektplanung 1984 nicht auf offene Kommunikation ausgerichtet. Damals dachte der Vorstand noch über eine Exklusivlösung nach, die nur die Anbindung der Speditionssysteme an das operationale System der Lufthansa vorsah.

Wie sich herausstellte, hatte die Chefetage des mit 900 000 Tonnen (1988) international größten Luftfracht-Carriers der IATA die Rechnung ohne die Spediteure gemacht. Die forderten nämlich die Schaffung eines Frachtsystems mit Formaten die von allen Teilnehmern - auch anderen Carriern - verstanden, akzeptiert und verarbeitet werden können.

Die Lufthansa nahm daraufhin eine Kurskorrektur vor. Sie verband, so Projektleiterin Lenssen, kurzerhand den definierten Edifact-Envelope mit den CARGOIMP-Standards der IATA, und erklärte sie zum Standard. Dadurch wurden sowohl die Forderungen der Agenten erfüllt als auch der MOSAIK-Hangar für andere Fluggesellschaften als Service-Anbieter geöffnet.

Deren Interesse und das weiterer Spediteure an MOSAIK will die Lufthansa jetzt wecken. Immerhin stehen rund 20 Millionen Mark Gesamtkosten für die Entwicklung von MOSAIK auf dem Spiel, die über das System refinanziert werden sollen. Ziel der Airline ist, daß sich MOSAIK einmal über Teilnehmergebühren selbst trägt. Der Konzern ist daher an vielen MOSAIK-Nutzern interessiert. Derzeit, so die Verantwortliche, sind vier Speditionen angeschlossen, drei weitere haben bereits das Boarding-Ticket für MOSAIK. Außerdem verhandle die Lufthansa Mariola Lenssen zufolge derzeit mit den Carriern Swissair, British Airways und KLM.

Die Teilnahme an MOSAIK will die Lufthansa potentiellen Kunden vor allem durch zukünftige MOSAIK-Services besonders schmackhaft machen. So ist zum Beispiel für den Herbst die Einführung einer Reservierungsfunktion geplant; 1990 soll dann der Austausch von Frachtbriefdaten und die Integration des Zoll folgen. Bis zur Inbetriebnahme einer zentralen Datenbank für Produkt- und Angebotsinformationen, wie Flugpläne und Zollvorschriften, werden sich die MOSAIK-Nutzer vermutlich noch bis 1991 in eine Warteschleife einreihen müssen. Sollten diese Leistungen bei den Kunden jedoch Anklang finden, will die Lufthansa den MOSAIK-Korridor eventuell noch um Electronic Mail und FTAM erweitern.