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Lufthansa-Passagiere surfen ab 2003 an Bord

14.03.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Trotz der jüngsten Verlustmeldung investiert die Deutsche Lufthansa AG in die IT-Ausstattung ihres Fluggeräts. Anfang 2003 können die ersten Langstrecken-Passagiere unterwegs im Internet surfen - per Datensteckdose unterm Sitz oder via Wireless LAN und dank Breitbandübertragung sogar in Echtzeit. Das eigene Mobiltelefon bleibt auch auf Lufthansa-Flügen ausgeschaltet, das gelante Funknetz soll hingegen nur für Starts und Landungen ausgeschaltet werden. "Unser Wireless LAN hat eine geringere Sendeleistung als ein GSM-Handy", erläutert Burkhard Wigger, Leiter des Lufthansa-Projekts "Flynet". Die meisten von seinem Team eingebauten Komponenten seien flugtaugliche Standardgeräte - darauf überprüft, dass sie den Bordverkehr nicht beeinträchtigen.

Das Flynet-Team rüstet derzeit auf der Lufthansa-Werft in Hamburg-Fuhlsbüttel eine Maschine des Typs Boeing 747-400 mit der Technik aus, die das Online-Surfen bei 900 Stundenkilometern möglich machen soll. Dazu gehören zwei Web-Server, ein Router und zwei redundant ausgelegte Switches, das von der Airbus-Tochter KID-Systeme mitentwickelte Stromversorgungssystem "Sky-Power", die notwendige Verkabelung und je zwei Data-Ports pro Sitzreihe für Laptops ohne Funkkarte sowie zwölf Access-Points für das kabellose Netz.

Für die Übertragung der Daten vom und zum Flugzeug zeichnet der Aviation-Spezialist Boeing verantwortlich. Sein Unternehmensbereich Connexion hat ein Antennensystem entwickelt, das sich vor allem durch drei Eigenschaften auszeichnet: Es ist extrem flach, richtet sich über eine elektronische Strahlsteuerung automatisch auf den angepeilten Satelliten aus und ermöglicht Übertragungsraten von 1,5 Mbit/s (Senden) beziehungsweise fünf Mbit/s (Empfangen). Damit können die Fluggäste wirklich online surfen und nicht nur im Cache gehaltene Seiten abrufen. Laut Wigger ist auch der Zugriff auf virtuelle Unternehmensnetze kein Problem.

Auch als Internet-Service-Provider wird Connexion by Boeing fungieren. Mit welchen Kosten die Passagiere rechnen müssen, ist noch nicht entschieden. Immerhin verspricht Vice-President Tom Basacchi, die Preise würden sich an den Gebühren orientieren, die der Kunde vom mobilen Telefonieren auf dem Boden gewöhnt sei. Bei der Abrechnung will Connexion mit einem Partnerunternehmen zusammenarbeiten. Um welches es sich handelt, ist derzeit noch nicht spruchreif.

Ohnehin wird die Frage der Bezahlung frühestens zum Ende des kommenden Winters akut. Ab Ende 2002 soll ein Satellit über der Nordspitze Brasiliens die ununterbrochene Funkverbindung zur Erde garantieren. Dann will die Lufthansa einen dreimonatigen Testbetrieb auf der Nordatlantik-Route aufnehmen. Zunächst können die Passagiere den Dienst nicht nur kostenlos mit eigenem Gerät nutzen, sondern auch einen von 50 mitgeführten Laptops ausleihen. Bis ihre Feedbacks ausgewertet und der Routinebetrieb mit weiteren Flugzeugen aufgenommen ist, dürften noch einige Monate vergehen, so dass Wigger einen "wirklichen Service" für 2004 in Aussicht stellt. (qua)