Prozesshygiene bei der Regional-Airline

Lufthansa Cityline spart durch Investition

08.08.2003
MÜNCHEN (kf) - Die Lufthansa Cityline hat ihre Geschäftsprozesse komplett überarbeitet und firmenweit die SAP-R/3-Branchenlösung "Aerospace & Defence" eingeführt. Von den gestrafften Abläufen verspricht sich Europas größte Regionalfluggesellschaft über die nächsten fünf Jahre Einsparungen in Höhe von rund 20 Millionen Euro.

"Für uns stand von Anfang an die Überarbeitung unserer Prozesse und nicht etwa die SAP-Einführung im Vordergrund", stellt Michael Schubeck, kaufmännischer Leiter bei Lufthansa Cityline, die Prioritäten des kürzlich abgeschlossenen Großprojekts klar. Die Optimierungsbemühungen beschränkten sich dabei nicht allein auf die Straffung der kaufmännischen und technischen Abläufe: Um den branchenspezifischen Herausforderungen im Luftverkehr auch künftig gewachsen zu sein und die Cityline noch stärker auf Kundenwünsche auszurichten, sei im Rahmen des "EFQM"-Verfahrens (EFQM = European Foundation of Quality Management) das gesamte Unternehmen "auf den Kopf gestellt" worden, so Schubeck.

Mitte 2001 machte sich die Regionalfluggesellschaft gemeinsam mit dem IT-Dienstleister Lufthansa Systems zunächst an die Analyse der Kerngeschäftsprozesse in den Bereichen Technik, Materialversorgung, Einkauf, Rechnungswesen und Controlling. Bis dahin hatten die fünf Cityline-Bereiche mit unterschiedlichen Systemen gearbeitet. Laut Schubeck handelte es sich dabei um Eigenentwicklungen und kleine, bereits zu Gründerzeiten der Airline eingeführte Lösungen, die nicht mehr zu überarbeiten waren.

Echte Integration - ein Muss

Oberste Priorität stellte die hohe Integration der Prozesse und der unterstützenden IT dar. Die anfängliche Überlegung, "ein Dach" über die verschiedenen Einzelsysteme zu spannen, um der Umgebung auf diese Weise einen integrativen Charakter zu verleihen, wurde als nicht zukunftsfähig eingestuft und wieder verworfen. Um Schnittstellen-Probleme zu vermeiden und homogene Datenbestände zwischen den einzelnen Geschäftsbereichen zu gewährleisten, entschied sich die Fluggesellschaft für eine wirklich integrierte Lösung. Nicht zuletzt aufgrund der großen SAP-Verbreitung im Lufthansa-Konzern fiel die Wahl auf die Branchensoftware "SAP R/3 Aerospace & Defence", eine R/3-Variante mit luftfahrtspezifischen Merkmalen - etwa für die Flugzeugwartung, Instandhaltung und Materialversorgung - sowie entsprechenden Voreinstellungen. Im Sommer 2002 wurden die im Rahmen des Projekts neu konzipierten Geschäftsprozesse innerhalb des SAP-R/3-Branchensystems implementiert. "Am Pfingstmontag wurde der Schalter umgelegt", erinnert sich Hermann Simon, Geschäftsführer der Lufthansa Systems Business Solutions, über den zügigen Verlauf des innerhalb von elf Monaten umgesetzten Großprojekts. Erstmals sind bei der Cityline alle Prozessbeteiligten - vom Piloten über den Ingenieur, den Materialdisponenten, den Mechaniker und den Verkehrssteuerer bis hin zum Buchhalter - in ein System eingebunden. Rund 300 Anwender nutzen die neue Lösung bereits.

Starke Kostendämpfung

Auf gut 20 Millionen Euro beziffert Schubeck die Einsparungen, die sich aufgrund der Prozessoptimierung über die nächsten fünf Jahre erzielen lassen. Hierbei seien die Projektaufwendungen bereits berücksichtigt; die beliefen sich nach Angaben von Lufthansa Systems auf 30 Beschäftigungsjahre von Seiten des Dienstleisters und 20 Beschäftigungsjahre bei der Cityline. Großes Einsparpotenzial soll beispielsweise ein intelligentes Wartungssystem aufweisen, das zeitnahe Aufträge mittels proaktiven Monitorings zu Order-Paketen bündelt. "So muss man ein Flugzeug nicht fünfmal öffnen, um zuerst eine Komponente und vielleicht eine Woche später das daneben liegende Teil zu inspizieren", erläutert Schubeck.