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Lügendetektor hilft England beim Aufspüren von Sozialbetrügern

11.04.2007
Mit Hilfe von Lügendetektoren sollen die Behörden verdächtige Anträge für staatliche Zuwendungen aufspüren.

Mit der Überwachung ihrer Bevölkerung haben die Briten bekanntlich kein Problem. Die jüngste Maßnahme hat jetzt John Hutton, Staatssekretär für Arbeit und Renten, in die Wege geleitet: Mit Hilfe so genannter "Voice-Risk-Analysesoftware" sollen die Mitarbeiter der Behörden suspekte Anfragen nach Beihilfe identifizieren. Binnen Minuten sollen Betrüger als solche identifiziert werden können, berichtete der britische Sender BBC.

Die eingesetzte Technologie, die schon heute von Versicherungsunternehmen genutzt wird, wird zunächst versuchsweise im Londoner Stadtbezirk Harrow eingesetzt. Wer dort eine Sozialwohnung beantragt, ist dem Lügendetektor ausgesetzt. Noch in diesem Jahr sollen außerdem Arbeitsämter das System butzen. Hutton zufolge dient die Maßnahme letztendlich dazu, den "Kundenservice für die ehrliche Mehrheit zu verbessern".

Laut BBC funktioniert die eingesetzte Software so, dass sie zunächst die charakteristischen Eigenschaften der "normalen" Stimme eines Anrufers analysiert, um einen Benchmark zu haben. Damit würden die natürlichen Variationen der Stimme erfasst, auch Gemütszustände wie Schüchternheit oder Gereiztheit ließen sich einbeziehen. Die Software suche dann nach Veränderungen in der Stimmlage und erstelle Tausende von mathematischen Kalkulationen, um Anzeichen dafür zu identifizieren, dass jemand lügt. Anrufer werden zu Beginn des Telefonats darauf aufmerksam gemacht, dass sie einem Lügendetektor-Test ausgesetzt sind.

Mit Lügendetektor gegen Sozialbetrüger: Großbritanniens Politiker John Hutton.
Mit Lügendetektor gegen Sozialbetrüger: Großbritanniens Politiker John Hutton.
Foto: John Hutton

Die konservative Opposition in England sieht in dem Lügendetektor-Projekt nur den nutzlosen Versuch, Symptome eines überzogenen Wohlfahrtsdenkens zu bekämpfen. Die Mogelei bei den staatlichen Zuwendungen sei nur deshalb ausgeufert, weil unter der Labour-Regierung zuviel Geld verteilt werde. "Auf jedes Problem reagiert diese Regierung mit mehr Big-Brother-Technologie", schimpft der konservative Abgeordnete Philip Hammond. Allein im letzten Jahr seien 2,6 Milliarden Pfund zuviel ausgezahlt worden. Es sei enttäuschend, dass die Regierung Blair darauf nur mit Lügendetektoren zu antworten wisse. (hv)

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