Retained Organisation

Lücke im Sourcing-Zentrum

07.06.2011
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Schenker: Aufgaben der internen IT

Michael Picard, Schenker. „Die Retained Organisation ist unsere Lebensversicherung.“
Michael Picard, Schenker. „Die Retained Organisation ist unsere Lebensversicherung.“
Foto: Bitkom

Die Aufgaben der Retained Organisation sind vielfältig. Die Mitarbeiter müssen nicht nur die Provider kontrollieren und steuern, sie sollten darüber hinaus mit den Fachbereichen kooperieren, um deren Bedarf und Probleme zu verstehen und zu bündeln. Um die IT weiterzuentwickeln, müssen die Experten den Markt beobachten und neue Entwicklungen für den eigenen Geschäftsnutzen bewerten können. "Ein guter Sourcing-Mix ist essentiell für die Gestaltung neuer IT-Landschaften", sagte Michael Picard, Head of Corporate IT-Management bei Schenker. " Wir nutzen alles, was uns im Kerngeschäft weiterhilft, auch Cloud Computing." Das Logistikunternehmen hat in den vergangenen zwei Jahren die interne IT umgekrempelt und arbeitet nun mit einem zentralen Sourcing für die IT-Lieferanten. Rund zehn Prozent des Vertragsvolumens lässt sich Schenker die Provider-Steuerung im Data-Center-Betrieb kosten. "Das mindert das Einsparpotenzial", räumt Picard ein, aber: "Die Retained Organisation ist unsere Lebensversicherung. Wir müssen uns darauf verlassen können, dass die Standardprozesse laufen."

Wo gibt es Sourcing-Manager?

Der Bedarf an fähigen Leuten wächst also. Doch nun rächen sich die Sünden der vergangenen Jahre, als Anwenderunternehmen viele IT-Kollegen im Zuge der aufs Sparen ausgerichteten Auslagerungsprojekte freigesetzt oder dem Partner übergeben haben. Viel zu lange haben es die IT-Verantwortlichen versäumt, eigene Mitarbeiter zu halten und zu schulen oder junge Kräfte einzustellen und in das Provider-Management einzuführen. Die Hochschulen bilden keine Studenten aus, die flugs zur Steuerung der Outsourcing-Partner einzusetzen wären. Fähige Provider-Manager gibt es in Deutschland so gut wie gar nicht. Absolventen der Wirtschaftsinformatik scheinen derzeit noch am ehesten geeignet, die Lücke zu schließen, doch um diese Experten bemühen sich viele. Im Wettbewerb um IT-Kräfte müssen Anwenderunternehmen sich vor allem gegen die IT-Dienstleister behaupten.

"Der Fachkräftemangel wird in der IT-Branche eine Dimension erreichen, die wir uns heute noch nicht vorstellen können", erwartet Detlev Hoch, Director bei den Unternehmensberatern von McKinsey. Ganze Sektoren und Aufgabenfelder ließen sich in wenigen Jahren nicht mehr besetzen und würden verwaist brachliegen, warnt der Berater. Für Unternehmen geht es also mehr und mehr darum, nicht nur die passenden IT-Services aus den umfangreichen Cloud-, Hosting-, Managed-Service- und Outsourcing-Angeboten zusammenzustellen, sondern vor allem die fähigen Mitarbeiter für das Sourcing-Management zu finden und langfristig zu binden.