Keine genaue Trennung zwischen WAN- und LAN-Produkten

Lucent gliedert Enterprise-Business aus

10.03.2000
MURRY HILL (CW) - Schlechte Ergebnisse und eine Talfahrt der Aktie veranlassen Lucent Technologies zu einer Neuorganisation. Der amerikanische Hersteller will das Geschäft mit TK-Anlagen, Verkabelungssystemen und LAN-Komponenten in ein eigenständiges Unternehmen ausgliedern.

Der Wind bläst Richard McGinn, dem CEO von Lucent Technologies, heftig ins Gesicht. Sein Unternehmen zog bei einigen Projektausschreibungen gegen den Konkurrenten Nortel Networks den Kürzeren und bekommt ferner die erfolgreichen Anstrengungen von Cisco Systems zu spüren, im Internet-Backbone-Geschäft Fuß zu fassen. So hatte die Telekom auf der CeBIT eine Kooperation mit Cisco zum Ausbau ihres Internet-Backbones bekannt gegeben, während sich Lucent zusammen mit Alcatel mit einem weniger prestigeträchtigen Auftrag der Bonner im Bereich optische Netze trösten musste.

Den Analysten blieben die Tatsache, dass Lucent bei Ausschreibungen öfter nur zweiter Sieger war, sowie Probleme bei der Integration von Ascend Communications und Xedia nicht verborgen. Die Folge: Der Aktienkurs des Unternehmens aus New Jersey ging in den Keller. Für McGinn Zeit und Grund zu reagieren. Der CEO verspricht sich vom Spinoff die Möglichkeit, Lucent besser auf die umkämpften Wachstumsmärkte optische Netze, Internet-Infrastruktur, Mobilfunk und Mikroprozessortechnik auszurichten. Während diese Bereiche im Konzern überproportional wachsen, weist das Geschäft mit Enterprise-Networking-Produkten nur ein unterdurchschnittliches Wachstum von acht Prozent auf. Die Ausgliederung zu einer eigenständigen, börsennotierten Company soll den Verantwortlichen die Chance geben, Lösungen gezielter weiterzuentwickeln und an die Zielgruppe Geschäftskunden zu vermarkten.

Das Spinoff soll bis Ende des Geschäftsjahres am 30. September 2000 über die Bühne gehen. Laut McGinn werden die Aktien des neuen Unternehmens in einem noch unbekannten Verhältnis steuerfrei an die Lucent-Aktionäre ausgeschüttet. Unklar ist derzeit noch der Name der geplanten Company. Fest steht jedoch, dass der bisherige Finanzchef von Lucent, Donald Peterson, CEO werden soll. Er wird 34000 Mitarbeiter in einem Bereich führen, in dem Lucent in der letzten Bilanz einen Umsatz von rund 16 Milliarden Mark auswies.

Die Abspaltung dürfte für den US-Konzern aber auch Risiken bergen, weil sie keine genaue Trennung in Sachen Enterprise-Portfolio festlegt. Die WAN Systems Group wird beim Stammbereich von Lucent verbleiben. Ihr sind zum Beispiel WAN-Edge-Produkte zugeordnet, wie der VPN-Router "Lucent Access Point", aber auch Teile der Remote-Access-Familie "Pipeline", Firewall-Lösungen sowie der "Security Management Server".