Ascend wird in den Bereich Internetworking Systems eingegliedert

Lucent drängt in das Geschäft mit Internet-Service-Providern

09.07.1999
BIRMINGHAM (CW) - Der Übernahme von Ascend Communications durch Lucent Technologies steht nichts mehr im Wege. Nachdem die Ascend-Aktionäre dem Deal zugestimmt haben, kann nun die Integration des WAN-Spezialisten in den TK-Konzern erfolgen. Lucent erhofft sich davon eine Stärkung seiner Marktposition sowie eine führende Rolle bei integrierten Sprach-Daten-Netzen.

Die Würfel sind endgültig gefallen. Für rund 24 Milliarden Dollar geht Ascend nun in das Eigentum von Lucent über, nachdem die Aktionäre des kalifornischen Unternehmens grünes Licht für die Akquisition gegeben haben. Lucent, dessen Zentrale in Murray Hill, New Jersey, liegt, tätigt damit eine Investition, die dem Kauf von Bay Networks durch Nortel vergleichbar ist.

Nach Ansicht der meisten Beobachter tut Lucent mit der Übernahme den richtigen Schritt. Nur durch den Kauf von Ascend könne der Konzern, der vor drei Jahren durch den Spin-off von AT&T entstand, ernsthaft im Geschäft mit Internet-Service-Providern (ISP) Fuß fassen. "Organisch zu wachsen kostet heute zuviel Zeit. Um in den ISP-Markt zu kommen, sind Übernahmen von diesem Kaliber unverzichtbar", meint Michael Howard, Analyst von Infonetics Research, stellvertretend. Ascend bringt in die Ehe mit Lucent nämlich die dringend benötigten Produkte für Datennetze ein. Dazu gehören zum Beispiel ATM- und Frame-Relay-Switches sowie Software, die es Carriern ermöglicht, Voice-over-IP-Dienste anzubieten.

Laut Rich McGinn, Chairman und CEO von Lucent, war der Deal für sein Unternehmen auch aus einem anderen Grund wichtig. Lucent habe sich damit in einer Industrie, in der gegenwärtig mit harten Bandagen gekämpft werde, Expertenwissen gesichert. McGinn wies in diesem Zusammenhang Spekulationen zurück, er plane, zehn Prozent der übernommenen Ascend-Belegschaft zu entlassen.

Die Mitarbeiter von Ascend wechseln in den bei Lucent neu geschaffenen Bereich Internetworking Systems, der sich auf das Geschäft mit Breitbandnetzen für Netzbetreiber und Großunternehmen konzentriert. McGinn erwartet für den gesamten Datenkommunikationsmarkt ein zweistelliges Wachstum und geht davon aus, daß dieser im Jahr 2001 ein Volumen von 650 Milliarden Dollar haben wird. Lucent selbst hält derzeit nach Schätzungen der Marktforscher einen Anteil zwischen fünf und sieben Prozent, den das Unternehmen durch die Übernahme von Ascend ausbauen möchte. Beide Unternehmen hatten im Vorfeld des Mergers schon beim Aufbau großer Netzwerke kooperiert, darunter Projekte der Deutschen Telekom, von Bell Atlantic, US West, KMC Communications, Omnitel Italia und Viatel. Laut McGinn verwenden 27 der 30 größten Netzbetreiber Switching-Technologien von Lucent und Ascend in ihren Datennetzen.

Unterdessen meldet Lucent neue Abschlüsse. Der Carrier Level 3 hat bei dem TK-Konzern Voice-over-IP-Equipment und entsprechende Software im Wert von 250 Millionen Dollar geordert, darunter die neue Serie "Softswitch", die Level 3 derzeit testet. Im Verlauf der zweiten Jahreshälfte soll die Technik in den realen Netzbetrieb übergehen.

Darüber hinaus wurden sich die Amerikaner mit der spanischen Telefonica handelseinig. Lucent wird den Spaniern bis zum Jahr 2002 IP-Technik im Wert von mindestens 200 Millionen Dollar liefern und damit das Netz in Spanien sowie 15 weiteren Ländern bestücken. Doch auch die Konkurrenz schläft nicht. Nortel Networks ist sich mit Bellsouth über die Lieferung von IP-Technologie einig. Der Deal soll einen Wert von mehreren Milliarden Dollar haben.