Neustrukturierung von Marketing und Vertrieb

Lucent-CEO muss nach schlechtem Quartalsergebnis seinen Hut nehmen

27.10.2000
MÜNCHEN (IDG) - Mit den jetzt veröffentlichten Zahlen für das letzte Geschäftsquartal 2000 hat Lucent Technologies zum fünften Mal in Folge die Quartalserwartungen nicht erfüllt. Das Unternehmen trennte sich deshalb von seinem Chief Executive Officer (CEO) Richard McGinn.

Nur Stunden nach der Entlassung des Topmanagers gab der TK-Ausrüster die enttäuschenden Zahlen für das vierte Quartal bekannt. Der Umsatz aus dem laufenden Geschäft konnte demnach zwar um 14,6 Prozent von 8,2 auf 9,4 Milliarden Dollar gesteigert werden, dafür gingen aber die Gewinne zurück: von 768 Millionen Dollar (24 Cent pro Aktie) im Vorjahresquartal auf 600 Millionen Dollar oder 18 Cent pro Aktie. Rechnet man einmalige Belastungen und andere Ausgaben in das Ergebnis ein, verzeichnet Lucent sogar einen Nettoverlust von 225 Millionen Dollar (sieben Cent pro Aktie).

Drei Gründe macht Deborah Hopkins, Chief Financial Officer des Unternehmens, für das schlechte Abschneiden verantwortlich. Vor allem der für die Glasfasernetze zuständige Bereich habe deutlich unter den Umsatz- und Gewinnerwartungen gelegen. Auch die Switching-Sparte konnte ihre Vorgaben nicht erfüllen. Schließlich sei man zu einer Aufstockung der Reserven gezwungen gewesen, da einige Kunden ihre Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllt hätten.

Für das gesamte Geschäftsjahr weist Lucent jetzt einen Umsatz von 34,5 Milliarden Dollar aus, ein Plus von 12,7 Prozent. Der Nettogewinn einschließlich der Ausgaben für Akquisitionen beträgt 1,5 Milliarden Dollar (44 Cent pro Aktie). Im Vorjahr konnte der Hersteller seine Aktionäre noch mit 4,8 Milliarden Dollar Gewinn oder 1,49 Dollar pro Anteilschein beglücken.

Enttäuscht über das schlechte Ergebnis äußerte sich auch Lucents neuer Interimschef Henry Schacht, der bisher das Lucent-Spinoff Avaya Inc. dirigiert hatte. Er gab bekannt, die Probleme mit einem Restrukturierungsprogramm sofort angehen zu wollen. Zu den Maßnahmen gehören die Konsolidierung des Unternehmens und eine Abstimmung der Marketing- und Vertriebsbereiche auf die großen Themen Glasfasernetze, drahtlose Kommunikation und Internet-Infrastrukturen. All das wird Geld kosten, weshalb Lucent die Gewinnprognosen für das erste Quartal 2001 etwa auf das Resultat des Vorjahreszeitraums herunterschraubte.