Ergebnisse des Geschäftsjahres 1999 überraschen positiv

Lucent bringt seine interne Struktur auf Vordermann

05.11.1999
MURRAY HILL (CW) - Lucent Technologies strukturiert um. Mit Beginn des neuen Geschäftsjahres gab der TK-Hersteller bekannt, seine Geschäftsbereiche von elf auf vier Einheiten zu reduzieren. Darüber hinaus meldet das Unternehmen ein besseres Quartals- und Jahresergebnis als von den Analysten erwartet.

Der Kaufrausch von Lucent im vergangenen Geschäftsjahr bleibt nicht ohne Wirkung. Nach der Akquisition von Unternehmen wie Ascend Communications, Nexabit Networks, International Network Services, Spectran oder Xedia muß das Unternehmen seine Organisation modifizieren, will es das Know-how und die Produkte der aufgekauften Firmen erfolgreich mit der eigenen Technologie verbinden. Von besonderer Bedeutung ist dabei drei Monate nach Abschluß der Übernahme die Integration von Ascend. Die Company liefert die dringend benötigten IP-Kenntnisse, die Lucent im Wettbewerb gegen Cisco, Nortel und andere benötigt.

Bislang, so Bernd Schilp, Geschäftsführer Lucent Deutschland, ist noch kein Produkt auf dem Markt, das unmittelbar aus der Fusion mit Ascend resultiert. Das soll sich aber rasch ändern. Deshalb hat das Management in den USA unter Regie von CEO Richard McGinn eine Umstrukturierung vorgenommen. Künftig gibt es nicht mehr elf Unternehmensbereiche, sondern nur noch vier. Im einzelnen sind dies die "Service Provider Networks", die Telefon- und Kabelgesellschaften bedienen sollen, sowie die "Enterprise Networks", die das Geschäft mit Großkunden abwickeln. Hinzu kommen der Bereich "Professional Services", der für Beratung und Netzdienste verantwortlich zeichnet. Vierte neue Unit ist die "Microelectronics und Communications Technologies", in deren Händen das Chipgeschäft sowie die Forschung liegt.

Ziel der Neuordnung ist nicht nur die optimale Integration von Ascend und den anderen Einkäufen, sondern auch eine bessere Abstimmung im Projektgeschäft. Es habe Fälle gegeben, räumt Schilp ein, wo sich verschiedene Lucent-Bereiche bei Kunden in die Quere kamen, weil die interne Absprache nicht immer funktionierte. Die neue Struktur soll hier für Abhilfe und mehr Effizienz sorgen. Dem Manager zufolge wird die Reform jedoch zu keinen Entlassungen führen, zumindest nicht in Deutschland. Im Gegenteil: Hier sucht der Hersteller händeringend Personal. "Wir managen einen Mangel an qualifizierten Leuten", beklagt der Geschäftsführer das Defizit an Fachkräften.

Während es am Personalmarkt schlecht aussieht, boomt der TK-Markt. Das spiegelt sich in den von Lucent vorgelegten Ergebnissen des letzten Quartals sowie des gesamten Geschäftsjahres 1999 wider. Entgegen den Prognosen schnitt der Konzern, der 1996 aus der Aufspaltung von AT&T hervorging, überdurchschnittlich gut ab.

Für das gesamte letzte Fiskaljahr berichtet Lucent-Chef McGinn eine Umsatzsteigerung von 20 Prozent auf 38,3 Milliarden Dollar, 1998 waren es 31,8 Milliarden Dollar. Unter dem Strich steht ein Gewinn von 3,83 Millarden Dollar, das bedeutet ein Plus von 46 Prozent. Über das Ergebnis dürfen sich die Aktionäre freuen. Für das gesamte Jahr erhalten sie eine Dividende von 1,20 Dollar pro Anteilschein.

Erfreulich war auch der Verlauf des letzten Quartals. Hier stieg der Umsatz, verglichen mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres, um 23 Prozent von 8,6 Milliarden auf 10,6 Milliarden Dollar. Als Triebkräfte des Wachstums nannte McGinn in erster Linie die starke Nachfrage in den Bereichen Glasfaser- und Datennetze sowie das gute Geschäft mit Wireless-Technologie. Darüber hinaus konnte Lucent auch im Chipgeschäft seine Marktposition verbessern.

Einen Wermutstropfen birgt die Bilanz von Lucent aber doch. Der CEO mußte ein Abflachen der Umsatzkurve im Business mit Geschäftskunden eingestehen. Schuld daran sind rückläufige Verkaufszahlen beim Verkabelungssystem "Systimax", das Lucent zur Vernetzung von Gebäuden und Firmengeländen vermarktet.