Verfuegbarkeit nicht vor Ende des kommenden Jahres

Lotus arbeitet an einer Reihe von Add-on-Produkten fuer Notes

22.10.1993

BOSTON (qua) - In den Mittelpunkt ihres diesjaehrigen "Technology Briefings" stellte die Lotus Development Corp., Cambridge, Massachusetts, ihr neues Flaggschiff-Produkt "Notes". Zusatzangebote sollen der Workgroup-Software zu einer zentralen Stellung innerhalb der unternehmensweiten Informationssysteme verhelfen.

Chief Executive Officer Jim Manzi liess keinen Zweifel daran, wo er die Zukunft des als "1-2-3"-Anbieter bekannt gewordenen Software- Unternehmens sieht: Waehrend mit den Desktop-Anwendungen immer weniger Gewinn zu erzielen ist, boomt die Kommunikationssoftware- Industrie nach wie vor. Laut Manzi ist der Markt fuer Workgroup- Computing und vernetzte Anwendungen erst zu zwei bis fuenf Prozent ausgeschoepft.

Auf dem Workgroup-Sektor gilt Lotus mit seinem Produkt Notes derzeit als der unangefochtene Marktfuehrer. Um diese Stellung zu verteidigen, arbeitet das Software-Unternehmen an einer Reihe von Add-ons, die die Attraktivitaet von Notes erhoehen sollen. Die zumeist noch im Pre-Betatest-Stadium befindlichen Produkte stehen - bis auf eine Ausnahme - voraussichtlich innerhalb der kommenden anderthalb Jahre zur Auslieferung bereit.

Das gilt auch fuer ein Anwendungsentwicklungs-Werkzeug mit der Bezeichnung "Notebook", das, so der Anbieter, die Notes- Funktionalitaet in vier Punkten erweitert: Es stellt ereignisgesteuerte Programmierfunktionen bereit, ermoeglicht die Abfrage und das Update von heterogenen Datenbanken, generiert Berichte und erzeugt grafische Benutzeroberflaechen.

Wie Technologiechef John Landry ausfuehrte, soll Notebook vorrangig eines leisten, naemlich den Notes-Anwendern den Zugriff auf "alte", sprich: in SQL-basierten Datenbank-Management-Systemen gespeicherte, Daten ermoeglichen. Das Entwicklungs-Tool wird in unterschiedlichen Ausfuehrungen fuer Entwickler und Endanwender angeboten werden.

Sowohl auf Notes und CC:Mail als auch auf dem Datenbanksystem Approach setzt das als Workflow-System etikettierte "Lotus Forms" auf, das sich aus einem Masken-Designer sowie diversen Ausfuehrungsmodulen zusammensetzt. Als Ablaufumgebungen vorgesehen sind Windows, Macintosh, DOS, Unix und OS/2 .

Darueber hinaus will Lotus sein Workgroup-Produkt um Telefon- und Videoanbindungen erweitern. Unter dem Arbeitstitel "Phone Notes" entwickelt der Anbieter gemeinsam mit der Soft- wareschmiede Simpact Associa- tes ein interaktives Voice-Respon- se-System, in das sich der Benutzer via Telefontastatur einwaehlen kann. So laesst sich der Notes-Server fernmuendlich veranlassen, bestimmte Dokumente auszuwaehlen und sie als Telekopie zu uebermitteln.

Ein Low-cost-System fuer lokale Videokonferenzen

An einem Low-cost-System fuer lokale Videokonferenzen arbeitet Lotus ebenfalls. "Video Notes" ist dafuer konzipiert, analoge Videoaufnahmen live und in Echtzeit in das LAN einzuspeisen und zusammen mit voll synchronisierter Stimmwiedergabe innerhalb eines Notes-Window anzuzeigen.

Das Produkt wird derzeit innerhalb des Lotus-Konzerns getestet. Ob es aber jemals den Status der Marktreife erreichen wird, steht derzeit noch in den Sternen. Auf keinen Fall wird es vor Ende 1995 verfuegbar sein.

Im kommenden Jahr hofft Lotus, mindestens ein Fuenftel seines Umsatzes auf dem Sektor Kommunikation, also hauptsaechlich mit den Produkten Notes und CC:Mail, zu erzielen. Um seiner Strategie mehr Nachdruck zu verleihen, will der Anbieter diese beiden Produkte kuenftig enger integrieren.

Als Mittel dazu dient ein Cross-Platform-Messaging-Service mit Namen "Lotus Communications Servers" (LCS), der unter Unix, Windows NT, OS/2 und als Netware Loadable Module (NLM) fuer Novell- Netzwerkumgebungen zur Verfuegung gestellt werden soll.

Eigene Makrosprache soll integriert werden

Der Lotus-Definition zufolge geht Workgroup-Computing weit ueber das Versenden von E-Mails hinaus. Der springende Punkt sei vielmehr die Integration und gemeinsame Nutzung von Anwendungen. Als Schluesselwerkzeug fuer das Notes-Enabling aller Lotus-eigenen Desktop-Anwendungen dient dabei eine "Notes/FX" genannte Technologie, die den Informationsaustausch zwischen unterschiedlichen Dokumenten regelt.

Wie Notes/FX, so soll auch die Visual-Basic-aehnliche Makrosprache Lotus Script demnaechst in alle Lotus-Applikationen integriert werden. Ebenfalls fuer die naechste Zukunft geplant ist die Freiga- be eines ODBC-Treibers fuer Notes.