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Internet statt Fernsehen

Lotto-Fee nur noch im Netz live

25.05.2013
Jede Woche verfolgen Millionen Zuschauer gespannt die Ziehung der Lottozahlen im TV. Damit ist bald Schluss. Die Kugeln rollen künftig nur noch im Internet live.

Für Millionen Deutsche bedeutet die "Ziehung der Lottozahlen" TV-Nervenkitzel pur. Doch nach fast 50 Jahren ist bei ARD und ZDF jetzt Schluss. Künftig muss man den Computer hochfahren, um die Kugeln rollen zu sehen. Von Juli an wird die Ziehung allein per Internet-Livestream übertragen - aus einem Studio beim Saarländischen Rundfunk (SR) in Saarbrücken. Im klassischen TV werden die Zahlen dann nur noch im Nachhinein bekanntgegeben.

"Das Ganze wird in einem spürbaren, erlebbaren Rahmen über die Bühne gehen", verspricht der Geschäftsführer von Globe tv, Axel Biehl. Die SR-Tochter hat sich gegen sechs Konkurrenten durchgesetzt und den Zuschlag für die künftigen Übertragungen ergattert. Entsprechend stolz ist SR-Intendant Thomas Kleist: "Das Konzept hat rundum überzeugt. Das kommt nicht von ungefähr: Globe tv produziert zum Beispiel auch die täglichen ARD-Trailer für "Das Erste"."

ARD und ZDF hatten Anfang der Woche den Abschied der wöchentlichen TV-Events verkündet. "Durch die veränderten Sehgewohnheiten der Zuschauer ist der Reiz der Live-Ziehung im Fernsehen zunehmend verblasst. Vor allem jüngere Zuschauer empfanden die alte Ziehungssendung als zu lang und nicht mehr zeitgemäß", erklärt das der Sprecher des Hessischen Rundfunks (HR), Tobias Häuser.

Samstags werden zwar noch 2,8 Millionen Zuschauer gezählt, mittwochs fast 2,2 Millionen. Allerdings sitzen offenbar meist ältere Menschen vor dem Fernsehbildschirm. So verfolgen beim ZDF nach Angaben des Senders gerade mal noch 240.000 Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren, wie die Kugeln rollen. Der Mainzer Sender präsentiert das Mittwochslotto seit 1982, der HR die Samstagsabend-Ziehung seit 1965.

Selbst die erneuerten Studio-Dekos der beiden Sender sind schon in die Jahre gekommen. Für das Internet soll das Ambiente nun frischer und jünger werden. Das Konzept sieht sehr viel weiß - kombiniert mit den Lotto-Farben rot und gelb - in modernem Design vor. "Unser großer Pluspunkt war wohl, dass wir die Ziehung künftig in einem realen - und nicht nur in einem virtuellen - Studio produzieren werden", sagt Axel Biehl von der Produktionsfirma.

Zudem sollen nach seinen Worten Kameras aus allen möglichen Blickwinkeln das Geschehen bei der Ziehung verfolgen: "Damit hoffen, wir den Ablauf genau nachprüfen zu können, sollte einmal eine Panne wie beim ZDF passieren." Dort hatten sich Anfang April zwei Kugeln verklemmt, die Ziehung musste wiederholt werden - zum Verdruss von einigen Spielern, die sich schon als Gewinner wähnten.

Die Ursache für die peinliche und bisher einmalige Panne bleibt wohl im Dunkeln. Bei zahlreichen Tests der Herstellerfirma und des TÜV wurde laut Lotto Rheinland-Pfalz kein technischer Fehler gefunden. Welche Trommel im Studio in Saarbrücken stehen wird, ist noch offen. Zunächst einmal werden beide Ziehungsgeräte - das aus Frankfurt/Main und das aus Mainz - an die Saar transportiert und vom Saarbrücker Hersteller überprüft, wie Saartoto-Sprecher Jan Riedesel betont.

Auf Glücksfeen müssen die Spieler auch künftig nicht verzichten. Im ZDF wird Moderatorin Heike Maurer zwar nicht mehr zu sehen sein. Samstags bei der ARD wird aber Franziska Reichenbacher künftig um 19.57 Uhr die kurz zuvor gezogenen Gewinnzahlen präsentieren. Und bei den Live-Übertragungen im Internet wird es eine neue Glücksfee geben. Die Moderatorin soll bei einem "Casting" demnächst auserkoren werden. (dpa/tc)