Olympische Spiele 2012

Londoner IT-Marathon

17.07.2012
Von Tobias Wendehost
Am 27. Juli beginnt das größte Sportereignis der Welt - die Olympischen Spiele in London. Das Spektakel wird nur ein Erfolg, wenn sich die IT-Verantwortlichen keine Blöße geben.
Das Olympiastadion im Londoner Stadtteil Stratford bietet 80.000 Zuschauern Platz.
Das Olympiastadion im Londoner Stadtteil Stratford bietet 80.000 Zuschauern Platz.
Foto: Anthony Charlton

Die Zahlen sind beeindruckend: Insgesamt nehmen 14.700 Athleten an den 30. Olympischen Spielen der Neuzeit und den Paralympics in London teil. In der Zeit vom 27. Juli bis 12. August sollen bis zu zehn Millionen Besucher zu den 300 Wettbewerben kommen. An den TV-Bildschirmen verfolgen voraussichtlich vier Milliarden Zuschauer die Wettkämpfe, für die sich Sportler aus 204 Ländern angemeldet haben. Die IT-Fäden im Hintergrund zieht hauptsächlich der IT-Dienstleister Atos, der für die rund 250.000 Akkreditierungen von Sportlern, Journalisten und Mitarbeitern zuständig ist - ein IT-Marathon, der schon vor sieben Jahren begann.

Vorbereitungen seit 2005

Bereits nach der Bekanntgabe des Austragungsorts im Rahmen der 117. Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees 2005 in Singapur begannen die Vorbereitungen. Für den Ablauf und die Organisation sind seitdem das "London Organising Committee of the Olympic and Paralympic Games" (LOCOG) und die "Olympic Delivery Authority" (ODA) verantwortlich.

"Die IT muss vom ersten Tag funktionieren, da wir den Beginn der Spiele nicht einfach verschieben können", so Patrick Adiba, CEO Atos Iberia und Executive Vice President, Olympische Spiele und Major Events bei Atos.
"Die IT muss vom ersten Tag funktionieren, da wir den Beginn der Spiele nicht einfach verschieben können", so Patrick Adiba, CEO Atos Iberia und Executive Vice President, Olympische Spiele und Major Events bei Atos.
Foto: Atos

Als globaler IT-Partner des IOC tritt seit 2001 Atos in Erscheinung. "Wir müssen dafür sorgen, dass die gesamte Technik vom ersten Tag an funktioniert", betont Patrick Adiba, CEO Atos Iberia und Executive Vice President Olympic Games and Major Events. Der Manager gibt sich anlässlich der Eröffnung des "Technology Operations Centre" (TCO) in London optimistisch, dass die Systeme laufen werden: "Nachdem alle Sicherheitschecks in den letzten Monaten erfolgreich beendet wurden, denke ich, dass wir gut gerüstet sind." Das Unternehmen ist als Hauptauftragnehmer nicht nur für die gesamte Systemintegration zuständig, sondern koordiniert zusammen mit dem LOCOG auch die Technologiepartner, darunter Acer, Airwave, BT, Cisco, Panasonic, Samsung und Omega.

Nach Angaben von Atos ist der Aufwand für die Technik rund zehnmal so groß wie bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika 2010. Das liegt nicht nur an der Größe der Veranstaltung, sondern auch an der Verteilung der 94 Sport-Schauplätze. So finden beispielsweise Spiele des Fußballturniers im schottischen Glasgow statt, das 650 Kilometer von London entfernt ist. "Während der Spiele verarbeiten wir 30 Prozent mehr Daten als bei früheren Veranstaltungen", sagte Pieter-Jon Buitelaar, Operations Manager für die Olympischen Spiele 2012 bei Atos. Der IT-Manager war bereits an der Umsetzung 2008 in Peking und an den Winterspiele in Vancouver beteiligt. Da die Verantwortlichen keine Risiken eingehen wollten, war es ihnen wichtig, auf bewährte Technik zu setzen. Man verzichtete etwa auf die Nutzung zentraler Cloud-Dienste, die bei der Risikobewertung durchfielen. Auch von der Migration auf IPv6 nahmen die Techniker Abstand.

Hard- und Software redundant ausgelegt

Die verwendete Hard- und Software ist redundant ausgelegt und musste zwei Testläufe überstehen. Während der Vorbereitungen, die im September 2010 begonnen haben, wurden zu diesem Zweck Wettkämpfe unter realen Bedingungen simuliert. Zudem wurden im Rahmen der "London Prepares" 42 Test-Events an den Wettkampforten veranstaltet, um den Ablauf im Detail zu gewährleisten. Bis zum Beginn wird die IT-Mannschaft auf 3500 Mitarbeiter anwachsen.

"Natürlich haben wir das Ziel, dass keine Fehler auftreten. Falls es dennoch Probleme gibt, wird automatisch ein alternatives System zugeschaltet", so Adiba. Alle Daten laufen im Technology Operations Centre (TOC) zusammen, das im Turm der HSBC-Bank im Londoner Finanzzentrum Canary Wharf untergebracht ist. Zudem existiert ein alternatives Techologiezentrum, das notfalls in zwei Stunden hochfahren kann. Der genaue Standort wird aus Sicherheitsgründen nicht verraten.