Festpreisgebot gab den Ausschlag bei der Vergabe:

Lokales Netz von Philips für Auswärtiges Amt

17.05.1985

BONN/NÜRNBERG - Einen Renommierauftrag in Bonn konnte sich die Phllips Kommunikations Industrie (PKI), Nürnberg, sichern: Das Auswärtige Amt orderte jetzt für rund 27 Millionen Mark sein neues Kommunikationssystem bei der deutschen Philips-Tochter, die dabei unter anderem auch ihre digitale Vermittlungsanlage Sopho S liefert.

Mit der Vertragsunterzeichnung am 6. Mai ging ein nahezu zwei Jahre währendes Vergabeverfahren zu Ende, bei dem mehrere Unternehmen aus der Telecom-Branche Interesse bekundet und Angebote abgegeben hatten. Mit von der Partie waren unter anderem Telenorma, Siemens, Honeywell und das dänische Unternehmen Christian Rovsing.

Die meisten zogen sich jedoch schon bald angesichts der Komplexität des Projekts "LKS AA" - LKS steht für Lokales Netz - wieder zurück: Das System sollte über Telex, Teletex, HfD und Funk die Kommunikation zwischen dem AA in Bonn und sämtlichen deutschen Auslandsvertretungen verbessern und zum anderern der internen Unterverteilung von Nachrichten in die Abteilungen und Referate des AA dienen. Gefordert war außerdem die Verschlüsselung des gesamten Nachrichtenverkehrs, was den Software-Aufwand wesentlich erhöhte.

Als einziges Unternehmen war PKI offenbar bereit, trotz des nicht genau vorhersehbaren Software-Entwicklungsaufwandes ein Festpreis-Angebot zu unterbreiten, wobei man für die funktechnischen Belange auf das Münchener Unternehmen Rohde & Schwarz und in puncto SW-Entwicklung auf die ebenfalls in München ansässige Softlab setzt. Die wenigen am Ende noch verbliebenen Mitbewerber wollten letztlich nicht zum Festpreis bieten.

Darüber hinaus erwiesen sich die Nürnberger auch im Hinblick auf die Preisgestaltung moderat. Experten schätzen sogar, daß die PKI hier ein "politisches Angebot" gemacht haben und der eigentliche Wert der Installation weit über den 27 Millionen Mark liege.

Doch den Philips-Leuten war wohl der Zuschlag bei diesem Projekt einiges wert. Zum einen können sie für ihr digitales Vermittlungssystem Sopho S mit dem Auswärtigen Amt als einem der ersten Anwender kräftig die Werbetrommel rühren, obwohl das in der Adenauerallee plazierte System zunächst nur als Text-Sprachervermittlungs- und Verteilannage arbeiten wird und nicht als Sprachvermittlung oder gar als integriertes System.

Zum anderen haben sie - wenn im Herbst 1987 Installationsbeginn und Ende 1988 Übergabe ist - mit Sopho S auch gute Karten, um bei weiteren Projekten die Konkurrenz auszustechen. So plant das AA beispielsweise auch im Nachgang zum LKS-Vorhaben die "Elektrifizierung im Rahmen der Bürokommunikation", wie es ein Sprecher des Außenministeriums formulierte.