Schwierige Entscheidung

Lohnt sich ein Studium neben dem Beruf?

16.03.2009
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Welche Weiterbildung hilft der Karriere auf die Sprünge? Muss es ein Studium sein? HSC-Personalberater Gerhard Humbert wägt ab.

Im COMPUTERWOCHE-Karriere-Ratgeberforum fragt sich ein 30 Jahre alter IT-Profi mit Ausbildung zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung (IHK) wie er beruflich weiterkommen kann. Er sammelte bisher Erfahrung im Bereich Softwareentwicklung (hauptsächlich Java, Oracle) und in der Qualitätssicherung (Testautomatisierung). " Ein Fernstudium in Wirtschaftsinformatik (Bachelor) etwa an der Fernuni Hagen erscheint mir zwar durchaus sinnvoll, aber auch relativ zeitaufwändig und stressig, wenn ich gleichzeitig in Vollzeit berufstätig bin. Als echte Alternativen kommen für mich eine Fortbildung zum IT- Betriebswirt bei der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD) oder zum technischen Betriebswirt (IHK) in Frage.
Ich gehe davon aus, dass die Abbruchsquote bei den beiden zuletzt genannten nebenberuflichen Ausbildungen wesentlich geringer ist als bei einer akademischen Fortbildung. Glauben Sie, dass mich eine Fortbildung zum technischen Betriebswirt (IHK), IT-Betriebswirt (SGD) oder staatlich anerkannten Betriebswirt (Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik) beruflich signifikant weiterbringen wird, wenn ich in Zukunft weiterhin betriebswirtschaftliche Anwendungen entwickeln oder als Consultant tätig sein möchte? Oder ist nur eine akademische Fortbildung (etwa Bachelor Wirtschaftsinformatik, BWL) sinnvoll? Können Sie mir eine SAP-Fortbildung für Einsteiger empfehlen?

Bereitschaft zum Verzicht

Personalberater Gerhard Humbert, HSC Consulting, antwortet: "Sie äußern sich sehr ausführlich zu den Möglichkeiten und Optionen, die Sie sehen, sagen aber wenig dazu, weshalb Sie über derartige Weiterbildungsmaßnahmen nachdenken. Um weiter betriebswirtschaftliche Anwendungen entwickeln und als Consultant tätig sein zu können, nützen Ihnen derartige Schulungen oder Studiengänge nur bedingt.

Richtig ist zum Beispiel, dass es Unternehmen gibt, die bevorzugt Bewerber mit einem Hochschulabschluss einstellen. Da würde ein Bachelor-Studium sicher helfen. Aber ob sich der Aufwand (zeitlich und finanziell) und die damit vermutlich verbundenen Auswirkungen auf Ihre heutige Tätigkeit lohnen, kann ich nicht sagen - zumal Sie selbst den Aspekt "stressig" erwähnen.

Grundsätzlich ist jedes Studium, jede Weiterbildung, die Sie parallel zu einem Vollzeitjob besuchen, anstrengend und auch risikoreich. Bei einer Dauer von mindestens 18 bis 24 Monaten für den technischen Betriebswirt (IHK) oder den IT-Betriebswirt (SGD) benötigen Sie viel Energie, Durchhaltevermögen und Bereitschaft zum Verzicht.

Gerhard Humbert, HSC: 'Der zeitliche und finanzielle Aufwand für ein Zusatzstudium ist genau zu überlegen.'
Gerhard Humbert, HSC: 'Der zeitliche und finanzielle Aufwand für ein Zusatzstudium ist genau zu überlegen.'
Foto: Dr. Gerhard Humbert, HSC

Auf die Abbrecherquote würde ich dabei nicht schielen, da sie sehr von persönlichen Gegebenheiten und Konstellationen abhängt - es sei denn, Sie suchen den Weg des (vermeintlich) geringsten Widerstands. Ich würde eher Faktoren wie die Qualität der Ausbildung und die Nützlichkeit bei der späteren Jobsuche (Image, Kontakte) in den Vordergrund stellen.

Ganz wichtige Voraussetzungen in meinen Augen sind, dass Sie ein klares Bild davon haben, wie Ihre berufliche Zukunft aussehen soll, dass Sie genau wissen und verstehen, inwiefern und weshalb Sie heute in Ihrer beruflichen Entwicklung eingeschränkt sind, und dass und wie Ihre Ausbildungsmaßnahme, wie auch immer sie aussieht, Ihnen dabei hilft, von A nach B zu kommen.

Alle von Ihnen genannten Fortbildungskurse können grundsätzlich sinnvoll sein und Sie voranbringen. Prüfen Sie sich selbst, indem Sie aufschreiben, was für Sie "sinnvoll" und "voranbringen" bedeutet - und daneben, wie die verschiedenen Maßnahmen Ihnen bei der Realisierung helfen können. Dieser Gegenüberstellung sollten Sie noch hinzufügen, was Sie investieren müssen (Zeit, Geld, Nerven, Risiken, möglicherweise Verzicht auf Profilierung und Weiterentwicklung im heutigen Job) und ob Sie bereit dazu sind.

SAP-Ausbildung für Einsteiger ist ein weites Feld - unter anderem sind fachliche Schwerpunkte, geografische Gegebenheiten und vor allem (wieder einmal) Ihre Zielsetzung dabei von zentraler Bedeutung, aber auch die zukünftige Nachfrage nach SAP-Beratung. Es gibt viele seriöse, nützliche und hochwertige Anbieter und Methoden für die SAP-Ausbildung.

Fazit: Ich habe den Eindruck, dass Sie mit Ihrer heutigen Situation unzufrieden sind und darüber nachdenken, wie Sie diese verbessern können. Zu den Einzelheiten und näheren Umständen sagen Sie aber nichts. Alle von Ihnen geschilderten Möglichkeiten können Bestandteil der Lösung Ihres Problems sein, solange dieses aber unklar bleibt, kann ich nicht sagen, welcher Lösungsweg die größte Chance auf Erfolg hat.