Lagerwirtschaft bei Noerpel

Logistiker müssen schnell reagieren

19.11.2008
Von Frank Rudat

Wettbewerbsposition verbessern

Mit der neuen Software sollte in erster Linie die Wettbewerbfähigkeit des Unternehmens gesteigert werden. Erreicht hat dies Noerpel durch die Integration sowohl mit externen als auch internen Applikationen, besonders dem ERP-System von SAP, sowie eine optimale Abbildung der vorhandenen Prozesse. Als weitere Pluspunkte nennt das Logistikunternehmen die Erhöhung des Lagerdurchsatzes, die Verbesserung der Lieferbereitschaft und die Optimierung der Fahrwege mit Senkung der Durchlaufzeiten sowie der Produktionskosten. "LFS 400 wird heute von 30 kaufmännischen und 85 gewerblichen Nutzern an unseren verschiedenen Standorten eingesetzt, an Endgeräten vom PC bis zu Staplerterminals und Geräten zur mobilen Datenerfassung", erklärt der IT-Leiter.

Flexible Workflows für die Kunden

Die Flexibilität, die auch den Kunden des Unternehmens zugute kommt, zeigt sich den Anwendern zufolge im Einrichten individueller Abläufe durch einen jeweils eigenen Workflow. So wurde beispielsweise für Britax, einen Hersteller von Kindersitzen, eine integrierte Versandabwicklung geschaffen. Ein Bestandteil ist die automatische Zusammenstellung von Aufträgen. Deren Kern bilden so genannte "Lokomotiven" in Form eines identischen Artikels oder einer kompletten Palette. Alle anderen Stücke werden dem Auftrag nur noch zugeordnet, so dass dieser einfach und rasch zu erledigen ist.

Gardena und Noerpel tauschen Daten für Lagerprozesse in Echtzeit aus.
Gardena und Noerpel tauschen Daten für Lagerprozesse in Echtzeit aus.
Foto: Noerpel

Für den Kunden Gardena, der kürzlich seine Logistik in die Tochtergesellschaft "Hortus GmbH" ausgegründet hat, war es erforderlich, die Auslagerung zu optimieren, mit Zeitfenster und Priorität als Richtwerten. Noerpel hat in diesem Fall eine Lieferung "just in time" zu erfüllen. Dafür ist ein effizientes Lager mit möglichst wenig Gangwechseln erforderlich. Zur erforderlichen Optimierung trägt eine automatisierte Palettenverwaltung bei, die bereits bei der Einlagerung die voraussichtliche Entnahmeabfolge berücksichtigt. Für ein reibungsloses Zusammenspiel der Logistiksysteme zwischen Kunde und Noerpel werden Daten in Echtzeit durch direkte Datenbankzugriffe über Transfertabellen ausgetauscht. "Auf den entsprechenden Knopfdruck durch den Kunden Gardena wird von LFS 400 die richtige Palette aus dem Hochregal gefahren", beschreibt IT-Leiter Ottenbreit das System.

Um die Prozesse jedes einzelnen Kunden im Workflow anzupassen; wird im Lagerführungssystem jeweils ein Mandant zugeordnet. So lassen sich Abläufe zügig einrichten, auch unter Benutzung von Vorlagen. Beispielsweise können passende Bausteine von bestehenden Kunden auf neu anzulegende übertragen werden, so dass Workflows in der Lagerführung sehr zügig abgebildet werden können. Diese Templates bringen eine deutliche Zeitersparnis bei der Anlage von Neukunden und dem jeweils erforderlichen Customizing. Dies ist umso wichtiger, als von der Einlagerung bis zu Auslagerung oder Versand viele verschiedene Möglichkeiten bestehen, die Abläufe zu kombinieren. "Die Übertragung der Einstellungen ist ein wesentlicher Faktor zur Erhöhung der Effizienz", erläutert Ottenbreit. Kundenbezogene Dienstleistungen werden auf diese Weise von der Software individuell unterstützt, ob es sich in dem einen Fall um die Verfolgung des Sendungsverlaufs oder in einem anderen um die Veredelung von Produkten handelt, wie die Bestückung elektronischer Geräte mit Komponenten im Auftrag eines Kunden.

Als wichtigen Effekt neben Kostenreduktionen und Effizienzgewinnen registriert Noerpel seit der Einführung des Systems vor allem die Zunahme des Knowhow zu Lagerhaltung und Logistik beispielsweise wenn neue Kundenprofile mittels des Informationssystems umzusetzen sind. So programmiert Noerpel selbst Schnittstellen zum Datenaustausch mit Kunden, zum Beispiel zur Statistik, zu Kennzahlen, zur Verlade-Scannung oder zur DFÜ-Onlineanbindung an andere Host-Systeme über Konverter in verschiedenen Datenformaten. Neben dem methodischen hält das Unternehmen so das technische Wissen bereit, um neue Anforderungen umzusetzen. Dies schlägt sich auch in Beratungsleistungen nieder, etwa wenn gemeinsam mit dem Kunden vor Beginn des Projektes festgelegt wird, auf welchem Weg die Anforderungen am besten zu realisieren sind. Weitere Beispiele sind neben der Optimierung der Lagerstrategien der Einsatz neuer Technologien wie die Sprachsteuerung für eine verbesserte Kommissionierung ("pick by voice") oder die mobile Datenübermittlung zur automatisierten Steuerung der Stapler. Dabei gibt die Software vor, wie die Aufträge abzuarbeiten sind. Auf Basis von Zielzeitpunkt, Priorität und Entfernung des Staplers werden Gewichtung und Reihenfolge der Aufträge ermittelt.

Das Ergebnis sind weniger Gangwechsel und kürzere Wege der Stapler, indem etwa Ein- und Auslagerungen miteinander kombiniert werden. Produktionsaufträge und Direktabholungen haben generell Vorrang gegenüber dem Versand. Auch hier geht die zentrale Steuerung für die Optimierung mit der erforderlichen Flexibilität einher, indem das System spontane Palettenübernahmen sofort registriert.