Mit dem Design steht und fällt die Anwendung:

Logik und Physis lassen DB mitwachsen

27.01.1984

BIELEFELD - Ob sich Datenbanken als Zwangsjacke oder als echte Chance für ein Unternehmen entpuppen, hängt stark, vom Aufbau des jeweiligen DB-Systems ab. Jochen Rosowski, Geschäftsführer der Gedo GmbH aus Bielefeld, sieht Probleme bei der herkömmlichen Vorgehensweise in der Beschränkung auf ein nur physisches Konzept. Er plädiert in seinem Beitrag für eine Zweiteilung in logisches und physisches Design.

Mit der zunehmenden Online-Verarbeitung und dem wachsenden Informationsbedürfnis angesichts eines Berges von Fakten und Zahlen hat die Qualität des Produktionsfaktors Daten und die Flexibilität, mit der diese genutzt werden können, außerordentliche Bedeutung erlangt.

Je mehr der Computer nicht nur für Routinearbeiten (wie Gehaltsabrechnung oder Rechnungserstellung), sondern auch als Entscheidungshilfe eingesetzt wird, desto unbrauchbarer wird die herkömmliche Dateiorganisation. Deshalb haben sich schon viele Unternehmen für Datenbanken entschieden, und viele werden diesen Schritt in naher Zukunft vollziehen.

Jedoch folgte in der Vergangenheit für etliche Anwender von Datenbanken der Begeisterung bald bittere Ernüchterung: die scheinbare Lösung aller Probleme wurde zur Zwangsjacke. Einer der Kardinalfehler war das Versäumnis, von Anfang an Veränderung und Wachstum in die Datenbanken einzuplanen. Damit konnten diese auf längere Sicht mit der Evolution der Datenverarbeitung in den Unternehmen nicht Schritt halten und wurden zu einem Hemmschuh.

Wie der Erfahrungsaustausch auf Kongressen zeigt, sind sich Praktiker und Theoretiker darin einig, daß diese Schwierigkeiten durch ein professionelles logisches Datenbankdesign überwunden werden können. Dieses logische Datenbankdesign, auch kanonisches Datenmodell genannt, ist eine völlig software- und hardwareunabhängige Datenbasis, die einerseits die Sichten der verschiedenen Anwender harmonisiert und aus der andererseits die physische Datenorganisation (DL/ 1, IMS, ADABAS. .. ) abgeleitet werden kann.

Das Problem der herkömmlichen Vorgehensweise liegt in der Beschränkung auf ein nur physisches Datenbankdesign, welches zudem nur projektbezogen durchgeführt wird. Der Datenbankadministrator wird eindeutig überfordert, denn er muß (müßte) sich um Fragen kümmern, die gar nicht zu seinen eigentlichen Aufgaben gehören.

Daß DL/ 1 -Datenbanken teilweise nicht mehr reorganisiert werden können, liegt nicht am Konzept der DL/ 1 -Datenbanken selbst, sondern ist auf organisatorisches Versagen zurückzuführen.

Allzu oft wurde eine sinnvolle Datenorganisation kurzfristigen Implementierungs- und Performanceüberlegungen geopfert.

Die Lösung ist die Trennung in ein logisches und ein physisches Datenbankdesign, analog den Phasen Fachinhaltsbeschreibung und systemtechnischer Entwurf in der Programmerstellung. Logisches Datenbankdesign ist die Vereinigung und Abstimmung der für die einzelnen Projekte eines Unternehmens anfallenden Datenbankanforderungen. Es entsteht aus den verschiedenen Benutzersichten, stellt deren Synthese dar und ist Vorgabe des physischen Datenbankdesigns, dessen Ziel dann ausschließlich optimale Performance ist.

Unabhängig von der Wahl des DB-Systems bietet sich für den logischen Datenbankentwurf des Relationenmodell an, da in diesen Datenstrukturen besonders stabil abbildbar sind und weil diese Methode eine maschinelle Unterstützung ermöglicht, die wegen des Mengenproblems zwingend erforderlich ist.

Ist das Verständnis für Datenbanktechnik im Kreis der Anwender, Führungskräfte und vieler indirekt Betroffener auch noch gering, so werden sich Datenbanken trotz aller Hemmnisse durchsetzen, denn es gibt keine Alternative. Man sollte sich nicht scheuen, von anderen Disziplinen abzugucken.

So bilden Datenbanken eine große Chance für die Weiterentwicklung der Datenverarbeitung, wenn man nur die Lehren der Vergangenheit beherzigt und die Erkenntnisse in aller Konsequenz in Handeln umsetzt.