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Logica CMG muss in Deutschland entlassen und zwei Standorte schließen

23.07.2004

Der IT- und Telekommunikations-Dienstleister Logica CMG mit Stammsitz in London hat in den ersten sechs Monaten seines Geschäftsjahres (Ende: 30. Juni 2004) mit Umsatzrückgängen zu kämpfen. Wegen rückläufiger Erträge in Deutschland, die das Ergebnis des gesamten Konzerns beeinträchtigten, wird das Unternehmen nun hierzulande Mitarbeiter entlassen.

Logica CMG bietet Management- und IT-Beratung, Systemintegration und Outsourcing-Services für Kunden unterschiedlichster Branchen an, darunter Telekommunikation, Finanzdienstleistungen, Energie und Versorgung, Industrie, Transport und Logistik sowie den Öffentlichen Sektor. Peter Herrmann, seit Mitte März 2004 Geschäftsführer der deutschen Logica, sagte gegenüber COMPUTERWOCHE, man werde im Zuge von Restrukturierungsmaßnahmen etwa 250 bis 350 Mitarbeitern hierzulande entlassen. Der Betriebsrat sei diesbezüglich an diesem Freitag informiert worden. Wegen des Umfangs der Entlassungen werde ein Interessenausgleich und Sozialplan verabschiedet werden müssen.

Insgesamt beschäftigt Logica in Deutschland an zwölf Standorten rund 1600 Mitarbeiter. Herrmann sagte weiter, dass man zwei Standorte schließen werde. Da die Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung noch am Laufen seien, könne er nicht sagen, um welche es sich handeln werde. Logica unterhält Niederlassungen in Berlin, Bremen, Griesheim, Hamburg, Kassel, München, Ratingen, Eschborn, Köln, Wolfsburg, Mannheim und Stuttgart. Herrmann sagte, Logica habe eine "total überdimensionierte Overheadstruktur", also im Verwaltungs-, Vertriebs- und Management-Bereich. Hier werden etwa 40 Prozent der insgesamt 250 bis 350 Mitarbeiter gehen müssen.

Außerdem habe Logica an einigen Stellen auch Überkapazitäten. Herrmann sagte, man habe "Leute, die in Kundenprojekten arbeiten sollten, die aber schon seit einiger Zeit kein Assignment, keine Aufträge mehr haben". Mit anderen Worten, man würde diese Leute nicht mehr "zu vernünftigen Preisen in Projekten unterbringen können". Dieses Problem habe die Branche allgemein und hier müsse auch Logica ansetzen: "Wir müssen da jetzt aufräumen." Sein Unternehmen habe in diesem Bereich in der Vergangenheit zwar schon einiges getan, "aber das wurde falsch gemacht".

Herrmann sagte, man könne bei Entlassungen dieser Größenordnung nicht auf Möglichkeiten wie natürliche Fluktuation, Altersteilzeit etc. zurückgreifen. Jetzt spreche man realistisch über Entlassungen. Er betonte, dass es aber nicht nur um Entlassungen gehe, sondern darum, das Geschäftsmodell von Logica Deutschland zu modifizieren. Bislang erwirtschaftet ds Unternehmen im Outsourcing-Geschäft 30 Prozent, im Beratungs- und Implementierungsgeschäft 70 Prozent seiner Umsätze. Diese betrugen im Geschäftsjahr 2003 (Ende: 31. Dezember 2003) in Deutschland 170 Millionen Euro.

Nunmehr wolle man insbesondere den Beratungs- und Implementierungsbereich "deutlich schrumpfen". Dieser betreibt im wesentlichen ein "Body-Leasing- sowie Time- and Materialgeschäft, in dem Logica also Kapazitäten verkauft". Logica wolle weg vom Kapazitätsverkauf, in dem das Unternehmen seine Programmierer zu bestimmten Tagessätzen in Projektgeschäften an Kunden anbietet. Seitdem die Dotcom-Blase geplatzt sei, habe am Markt eine völlige Veränderung stattgefunden. Die "Tagessätze sind in den Keller gerauscht" und Logica könne insbesondere die "schwächeren Mitarbeiter" am Markt nicht mehr in Projekten anbieten. Hierauf müsse das Unternehmen reagieren. Das klassische Body-Leasing-Geschäft von Logica werde somit von heute 70 Prozent des gesamten erwirtschafteten Umsatzes auf etwa 20 bis 30 Prozent reduziert.

Aus diesem Grund auch werde Logica vermehrt in Wertschöpfungspartnerschaften mit Kunden investieren. Das bedeute, dass sein Unternehmen das Outsourcing-Geschäft, in dem heute rund 300 Mitarbeiter tätig sind, deutlich von jetzt 30 Prozent des Umsatzes auf 50 Prozent ausbauen werde. Zudem soll auch das Projektgeschäft, in dem komplette Lösungen abgeliefert werden, wachsen. "Auf diese Reise können sie nicht alle mitnehmen."

Logica CMG entstand im Dezember 2002 aus der Fusion von Logica und CMG. Es beschäftigt insgesamt rund 20.000 Mitarbeiter an seinen Niederlassungen in 34 Ländern. Im Jahr 2003 hatte der Dienstleister einen Gesamtumsatz von 1,7 Milliarden Pfund (2,55 Milliarden Euro) erwirtschaftet. (jm)