Höherer Umsatz trotz rückläufiger Exporte:

Loewe investiert weiter in Btx-Innovationen

13.04.1984

HANNOVER (VWD) - Auf eine weitere eigene Btx-Dekoder-Entwicklung setzt Die Kronacher Loewe Opta. Ein "Lotus" genannter Chip aus eigenem IC-Design soll in professionelle Editierplätze eingebaut werden. Trotz der um sieben Prozent rückläufigen Exporte hat die Loewe Opta GmbH ihre Umsätze im Geschäftsjahr 1983 auf 253 (246) Millionen Mark steigern können. Dabei konnte, wie der Vorsitzende der Loewe-Geschäftsführung, Helmut Ricke, erklärte, die Umsatzrendite stärker als geplant vor Steuern auf über drei (1982: "gut zwei") Prozent erhöht werden. Zu Diesem Abschluß hätten bereits die Aktivitäten im Bildschirmtextbereich beigetragen, obwohl diese im vergangenen Jahr erst zehn Prozent der Inlandsumsätze stellten. 1984 soll der Anteil der Btx-Produkte auf 20 Prozent ausgebaut werden.

Das gute Ergebnis des vergangenen Jahres führt Dr. Rainer Hecker, in der Loewe-Geschäftsführung für den Finanzbereich zuständig, aber auch darauf zurück, daß man "die Nerven bewahrt" und auf Umsatz um jeden Preis verzichtet habe.

Gestützt auf den Ausbau der Btx-Produktlinie mit iher Basis in der Mikroelektronik, aber auch die verbesserten konjunkturellen Daten, eine weiterhin starke Marktposition im Inland und eine günstigere Einschätzung der Situation im Export - 1983 brachte er ein Drittel der Umsätze - erwartet Ricke im laufenden Geschäftsjahr eine Umsatzsteigerung von 15 Prozent, die von einer erneuten Verbesserung der Ertragslage begleitet werden soll. Bis dahin sei allerdings noch ein langer, von zahlreichen Faktoren auch externer Natur geprägter Weg zurückzulegen.

In Anlagen und Werkzeuge will das Kronacher Unternehmen nach Rickes Angaben 1984 rund 12,5 (elf) Millionen Mark investieren, der Aufwand für Forschung und Entwicklung soll auf mehr als elf (zehn) Millionen Mark gesteigert werden. Für ein Unternehmen der Unterhaltungselektronik, das reine Produktentwicklung betreibe, sei dies ein vergleichsweise hoher Wert, meinte der Loewe-Chef. Bei den Investitionen werde der Schwerpunkt 1984 wie im Vorjahr bei strukturellen Verbesserungen, der weiteren Optimierung der Fertigung und der Vorbereitung neuer Produkte liegen.

Obwohl sich Loewe im Bereich neuer Medien stark engagiert, wird die traditionelle Unterhaltungselektronik - Farbfernsehgeräte bestritten 1983 rund 80 Prozent des Umsatzes - auch in den kommenden Jahren das wichtigste Volumen darstellen, meinte Ricke. In diesem Teil des Loewe-Geschäfts habe sich die Marktposition im Inland 1983 weiter gefestigt.

Beigetragen habe auch die exponierte Position im Btx-Bereich, wo sich Loewe nach wie vor als einziger Lieferant konsumgerechter Farbfernsehgeräte für Bildschirmtext nach dem neuen Cept-Standard sieht. Für die Unternehmensentwicklung wichtiger als die Stellung im Consumerbereich hält Ricke jedoch die Position des Unternehmens bei der professionellen Nutzung von Bildschirmtext. Sie habe Loewe den erfolgreichen Einstieg in diesem Bereich der Kommunikationstechnik gebracht. Die unternehmerischen Ziele seien trotz des Terminaufschubs für die endgültige Einführung des Dienstes erreicht worden. Die Verkäufe professioneller Btx-Ausrüstungen hätten auf dem bereits zu Jahresanfang unterstellten begrenzten Niveau gelegen. Dennoch führten diese Aktivitäten dazu, daß in der Btx-Anwendung derzeit in allen Bereichen der Post, der Computerindustrie und bei zahlreichen Softwarehäusern nahezu ausschließlich mit Loewe-Produkten gearbeitet werde. Diesen Vorsprung will das Kronacher Unternehmen weiterhin halten.

Derzeit entsteht bei Loewe erstmalig ein eigenes IC-Design, mit dem rund 35 herkömmliche Standard IC's des Loewe-Btx-Decoders ersetzt werden sollen, der dann nur noch 35 statt bisher 80 IC's enthalten wird. Dieser, bei Loewe "Lotus" genannte Chip soll nach Auffassung seiner Entwickler sowohl in professionellen Editierplätzen, als auch in anspruchsvollen Konsumgeräten eingesetzt werden.

Lotus ist das erste Produkt, das bei Loewe mit einem heuen Design-Arbeitsplatz (Hersteller ist die amerikanische AMI) für "Cell Arrays" konzipiert wurde, der es erlaubt, aus einer Reihe von gespeicherten Schaltungselementen eine individuelle hochintegrierte Schaltung zusammenzustellen und anschließend produzieren zu lassen. Wirtschaftlich ist dieser "Baukasten" - abhängig von der Komplexität der Schaltung - bis zu Stückzahlen von 500 000 bis einer Million. Darüber, so Loewe-Entwicklungschef Kurt Heine, sei es ökonomischer, auf herkömmliche Verfahren des IC-Design zurückzugreifen.

Auf dem für einen "einstelligen Millionenbetrag" angeschafften Design-Arbeitsplatz werden, so Heine, derzeit weitere hochintegrierte Schaltungen für andere Aufgabengebiete entwickelt. Damit sei die Loewe-Entwicklung bei neuen Produktideen nicht mehr von der IC-Entwicklung eines Großunternehmens abhängig, sondern könne auf Basis quasi eigener IC Æs schnell und zielstrebig mit neuen Produkten auf den Markt gehen.