Science Fiction

Loch Ness anno 2000

08.08.1975

LONDON - Rechtzeitig zur Loch-Ness-Saison ist Ende Juli an der Universität Oxford die Auswertung der sogenannten "Ungeheuer-Dokumentation" beendet worden. 37 287 in den letzten 80 Jahren veröffentlichte Berichte aus der Saure-Gurken-Zeit bildeten die Datenbasis. Die Ergebnisse wurden in einem Biosimulations-Programm mit dem 1975 von Forschern der Bostoner Akademie für angewandte Wissenschaften gemachten Unterwasserfoto, dem internationalen Verzeichnis geschützter Tiefsee-Tiere und einer Dinosaurier-Skelettstruktur-Datenbank verglichen.

Schlange per Plotter

Zur Zeit wird auf dem Plotter des Londoner Zoologischen Institutes mit Hilfe dieser Daten das wahrscheinliche Bild der schottischen Seeschlange gezeichnet.

Inzwischen bereiten Wissenschaftler gegen den Protest zahlreicher Naturschützer am Loch Ness einen Tauchkörper für die diesjährige Expedition vor. Er ist mit Infrarot-Kamera, Ultraschall-Echolot und Photonen-Detektor ausgerüstet, deren Bilder und Messungen ein Vendranti-Prozeßrechner an Bord im Real-Time-Verfahren verarbeitet. Durch Auswertung von Interferenz-Mustern werden alle Strömungen in Loch Ness gemessen, um wenigstens die Bewegungen der Seeschlange zu registrieren - falls das Ungeheuer selbst sich doch als unsichtbar erweisen sollte.

Die alljährlichen Versuche einer Brigade der Londoner Berufsfeuerwehr, mit einem nachgebauten Papp-Ungeheuer männlichen Geschlechts das Seeungetüm - von den Schotten liebevoll "Nes sie" genannt - aus der Reserve zu locken, wurden von James E. Elliott, Systemprogrammierer für den Vendranti-Rechner und offizieller Pressesprecher der Bostoner Expedition als "schlichtweg unwissenschaftlich" abqualifiziert.

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