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Lkw-Mautsystem: Zeichnet sich eine Katastrophe ab?

25.09.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) -Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe dürften die Nachrichten über das Mautsystem auf deutschen Autobahnen schon lange zum Albtraum geraten. Jetzt musste das Betreiberkonsortium Toll Collect bekannt geben, dass man von rund 175.000 ausgelieferten Mautboxen (den so genannten On-Board-Units = OBUs) der Firma Grundig 20.000 wieder einsammeln müsse, weil sie defekt sind oder zumindest nicht störungsfrei arbeiten. Jetzt mehren sich die kritischen Stimmen, die bezüglich des Mautsystems von "Chaos" und einer "sich abzeichnenden Katastrophe" reden.

Während offiziell aus dem Verkehrsministerium noch Optimismus bezüglich des kurz bevorstehenden Testbetriebs verbreitet wird, zitiert die "Wirtschaftswoche" Experten aus dem Bundesamt für Güterverkehr mit der Aussage, dass Mautsystem könne frühestens in "vier bis sechs Monaten" starten. Bislang halten offizielle Stellen noch am 2. November als Termin für den offiziellen Beginn fest. Allerdings müsste diesem Stapellauf eine Testphase von vier Wochen vorausgehen. In dieser sollen 500 ausgewählte Speditionsunternehmen mit jeweils zehn Lkws das System auf seine Tauglichkeit testen. Das Magazin zitiert zudem den Chef des Schweizer Elektronikspezialisten Fela, Ernst Uhlmann, mit den Worten: "In Deutschland zeichnet sich eine Katastrophe ab." Allerdings ist Uhlmann nicht unvoreingenommen: Sein Unternehmen betreibt das Mautsystem des Alpenlandes. Fela hatte sich auch an der Ausschreibung für das Mautsystem hierzulande beworben, war aber wegen angeblich mangelnder

Finanzkraft nicht zugelassen worden.

Kritik kommt auch aus dem Lager der Spediteure. Ulrich Bönders, selbst Speditionsunternehmer und im Arbeitgeberverband, kommentierte die Rückrufaktion der Mautboxen laut "Handelsblatt" mit den Worten: "Jetzt herrscht totales Chaos". Bönders hat in acht Lkws die OBUs einbauen lassen, kein einziges Gerät habe funktioniert.(jm)